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Wandern auf Mallorca : Unterwegs auf dem Trockenmauerweg GR221
Der Trockenmauerweg GR221 ist ein circa 133 Kilometer langer Fernwanderweg, welcher auf Mallorca von Port d’Andratx bis nach Pollenca führt. Er durchquert dabei das mallorquinische Tramuntana Gebirge und wird unter anderem auch als GR221 bezeichnet. Je nach Wandergeschwindigkeit kann der Trockenmauerweg in 7 – 9 Etappen bewältigt werden. Es geht circa 6500 Höhenmeter hoch und auch wieder runter. Der höchste besteigbare Gipfel dieser Tour ist der 1365 Meter hohe Puig de Massanella.
Tourinformationen – Trockenmauerweg GR221
Übersicht zum Trockenmauerweg GR 221
- Gesamtlänge: 133 km
- Anforderungen: Bergwanderung, leichte Kletterstellen, Schwindel- und Trittsicherheit erforderlich
- Schwierigkeitsgrad: T1 – T3 nach SAC-Bergwanderskala
- maximale Höhe: 1365 Meter
- durchschnittliche Höhenmeter/Tag: ~ 800 m Aufstieg / ~ 800 m Abstieg
- Gesamte Höhenmeter: 5.700 m Aufstieg/ 5.700 m Abstieg
- Tagesetappen: 7 – 9
- Beste Wanderzeit: März bis Mai und Oktober bis November
- Anreise: Flugzeug nach Mallorca, Ab Palma Busverbindungen nach Port d’Andratx
- Rückreise: Busverbindung von Port de Pollenca nach Palma – Linie L340
- Brennstoffe für Outdoorkocher: Intersport in Palma, Outdoorladen Forcorda in Palma
Etappen
In der folgenden Tabelle siehst Du die Etappen des GR221, wenn man den kompletten Fernwanderweg in 8 Etappen bewältigen möchte. Es sind jedoch auch Begehungen in 7 oder 9 Tagen möglich. Die Start- und Zielorte wurden so gewählt, dass man auch ohne Zelt und Trekkingausrüstung die Wanderung absolvieren kann. Wer mit Zelt, Schlafsack und Isomatte unterwegs ist, ist natürlich weniger an diese Auflistung gebunden. Dazu aber in einem späteren Abschnitt mehr.
Etappe | Start- und Ziel | Strecke | Höhenmeter | Dauer* | Anmerkungen |
1 | Port d’Andratx – Sant Elm | 8 km | 300 m auf 300 m ab | 2:45 h | nur mit Steinmännchen und Farbe markiert |
2 | Sant Elm – Estellences | 24 km | 1200 m auf 1050 m ab | 9:30 h | Alternative: Übernachtung im Refugio Ses Fontanelles nur mit Steinmännchen und Farbe markiert |
3 | Estellences – Esporles | 14,5 km | 600 m auf 550 m ab | 5:15 h | |
4 | Esporles – Déia | 19 km | 1280 m auf 1350 m ab | 9:15 h | Alternative: Aufteilung der Etappe in Valldemossa |
5 | Déia – Port de Sóller | 10,5 km | 300 m auf 230 m ab | 3:20 h | |
6 | Port de Sóller – Refugio Tossals Verds | 21 km | 1300 m auf 970 m ab | 9:15 h | |
7 | Refugio Tossals Verds – Lluc | 14 km | 800 m auf 850 m ab | 6:00 h | |
8 | Lluc – Port de Pollenca | 24 km | 250 m auf 650 m ab | 7:00 h | Alternativ: Wanderung schon in Pollenca beenden |
Gesamt | 135 km | 6030 m auf 6030 m ab |
*um eine Vergleichbarkeit der Gehzeiten zu gewährleisten, wurden diese für einen Standard-Wanderer nach der DAV-Norm berechnet.
GR221 Karte, Kartenmaterial und Führer
Hier findet ihr eine Karte mit dem Routenverlauf des GR221. Zusätzlich dazu habe ich unsere Zeltplätze so genau wie möglich eingezeichnet. Den GPS-Track zu der Fernwanderung findest Du ebenfalls in dieser Karte.
Orientierung auf dem GR221
Der Trockenmauerweg GR221 ist ein noch relativ frischer Fernwanderweg und befindet sich daher noch in einigen Bereichen in der Markierungsphase. Teilweise führt der Weg auch über privates Gelände, was einer durchgängigen Beschilderung ebenfalls im Weg steht. Bis nach Deia sind Steinmännchen das beste Orientierungs-Hilfsmittel welches der Wanderweg bereitstellt. Diese sind jedoch fast überall und in einem ordentlichen Abstand auf dem Weg zu finden.
Zusätzlich sind manchmal auch rote und gelbe Farbpunkte auf den Felsen zu finden, die ebenfalls in die Richtung des richtigen Weges zeigen. Trotzdem bin ich sehr froh, dass ich mir die entsprechenden Kartenausschnitte und den GPS-Track auf mein Smartphone geladen habe. Dadurch fällt die Wegfindung besonders bei fraglichen Kreuzungen wesentlich einfach. Denn trotz der Steinmännchen kann die Markierung des GR 221 nicht mit den Markierungen der Wanderwege in den Alpen verglichen werden.
Als Karte und Wanderführer hatten wir dieses Exemplar dabei und waren sehr zufrieden! Sie ist aus robusterem Material gefertigt und hält auch längerem Gebrauch gut stand.
Unterkünfte auf dem GR221
Da wir bei unserer Tour die gesamte Zeit im Zelt geschlafen haben, kann ich nicht viel zu der Qualität der Unterkünfte auf dem GR221 sagen. Jedoch ist es auch ohne Zelt kein Problem den GR 221 zu wandern. In zahlreichen Refugio’s können die Wanderer entlang des Weges ein Bett für die Nacht und Bewirtschaftung finden. Ähnlich wie in den Berghütten der Alpen.
Einen entscheidenden Unterschied gibt es dennoch zu den Unterkünften auf Mallorca: Sie müssen recht weit im voraus reserviert werden. Spontan wird man dort kein Schlafplatz finden.
→ Buchen kann man die Unterkünfte auf der Seite Conselldemallorca.
Bis vor kurzem gab es zwischen Sant Elm und Estellences keine Übernachtungsmöglichkeit. Das hat sich (Stand: 15.01.2016) jedoch mit der Öffnung des Refugio Ses Fontanelles geändert. Somit wird die sehr lange Etappe, auf eine deutlich angenehmere Länge reduziert! Eine Vorreservierung ist aber auch dort zwingen nötig.
Zelten auf dem GR221
Zelten auf dem Trockenmauerweg hat generell eigentlich sehr gut funktioniert. Offiziell erlaubt ist es zwar nicht, aber wir hatten nie Probleme mit anderen Menschen, die sich an der Wahl unserer Zeltplätze gestört gefühlt hätten. Damit dies funktioniert, haben wir uns an ein paar einfach Tipps gehalten:
- Das Zelt erst in der Dämmerung auf und morgens wieder früh (7:30 Uhr) abbauen. So stört man keine anderen Wanderer, die auch auf dem Weg unterwegs sind.
- Wir sind immer so bis 18 – 19 Uhr gewandert und haben ab dann nach geeigneten Plätzen Ausschau gehalten. Wenn man eine Stunde Zeit in die Suche investiert, findet man meistens einen guten Platz. Reine Wiesenplätze findet man aber nur sehr selten, da es sehr felsig und steinig in den Bergen ist.
- Je kleiner das Zelt, desto leichter findest Du einen Platz. Das 4 Personen Expeditionszelt sollte also besser Zuhause bleiben.
Unsere Zeltplätze habe ich in die Karte unter diesem Abschnitt eingezeichnet.
- Lesetipp: Wildcampen – Tipps für das Zelten in freier Natur
- Lesetipp: Ultraleichtzelte – 12 Modelle für jede Tour
Anforderungen/ Schwierigkeit des Wanderweges
Auch wenn es die erste Assoziation mit Mallorca nicht vermuten lässt: Der GR221 ist ein reinrassiger Bergwanderweg. Und auch wenn der höchste Punkt auf maximal 1365 Metern liegt, ist die Beschaffenheit der Wege oft steinig sowie felsig. Einige wenige Stellen sind zudem mit Drahtseilen versichert und ein paar ausgesetzte Passagen gibt es ebenfalls.
Somit gilt für den Trockenmauerweg was auch für die meisten anderen Bergwanderwege gilt: Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind von großem Vorteil. Zudem sind einige Etappen mit mehr als 1000 Höhenmeter Aufstieg auch konditionell eine Herausforderung. Ganz besonders, wenn das Thermometer über die 30°C Schwelle klettert. Und das ist auf Mallorca selbst im Frühling keine Seltenheit.
Sonnenschutz für Kopf und Körper ist daher genauso essentiell wie ausreichende Trinkwasservorräte.
Beste Reisezeit für den GR221
Wir waren, wie schon erwähnt, Mitte April zum Wandern auf Mallorca und es war heiß. Im Schatten waren es um die 25 Grad und in der Sonne gut über 30°C. Selbst im Gebirge. Nachts kann es jedoch ohne Probleme nochmal einstellig werden, besonders wenn vom Meer her starker Wind aufzieht. Möchtest Du aber sowieso in Refugis übernachten, ist das kein Problem.
Die beste Reisezeit zum Wandern auf dem GR 221 ist daher von März bis Mai. Ich empfand es im April schon teilweise als fast zu heiß zum wandern und will mir gar nicht vorstellen, wie warm es in den Sommermonaten Juni, Juli und August auf dem Trockenmauerweg wird. Will man dann auf dem GR 221 wandern, muss man sehr viel Wasser mitnehmen, um in der prallen Sonne nicht zu dehydrieren.
Ausrüstung für den Trockenmauerweg
Da der Trockenmauerweg ein abwechslungsreicher Bergwanderweg ist, kann ich Dir meine Packliste für eine mehrtägige Trekkingtour als Orientierung für die nötige Ausrüstung ans Herz legen. Mein wichtigster Ausrüstungsgegenstand auf der Wanderung war aufgrund des heißen Wetters mein Merino Langarmshirt. Es hat mich vor der UV-Strahlung geschützt und auch nach vielen durchgeschwitzen Tagen nicht gemüffelt.
Unter anderem auch immer wichtig auf jeder Wanderung neben den obligatorischen Wanderschuhen, einem guten Rucksack und dem Erste-Hilfe-Set sind:
- Hüttenschlafsack
- Trekkingstöcke
- Funktionsunterwäsche
- Isolationsschicht
- Biwak Notfall Sack
- Stirnlampe
Lesetipp: Trekking Packliste mit Excel Download – Bei Übernachtung im Zelt
Lesetipp: Hüttentour Packliste mit Excel Download – Bei Übernachtung in Refugios
Anreise
Vom großen und zentralen Bus- und Bahnhof “Plaça d’Espanya” in Palma aus, starten die meisten Verbindungen ins Tramuntana Gebirge. Wer den Trockenmauerweg GR221 direkt in Port d’Andratx beginnen möchte, nimmt vom Plaça d’Espanya die Linie 102 und fährt eine gute Stunde bis zum Startpunkt des GR221.
Zur Rückreise vom Ziel in Port de Pollenca fährt ebenfalls eine Busverbindung zurück nach Palma. Die Linie L340.
Für alle anderen Verbindungen ins Tramuntana Gebirge und ins übrige Mallorca, findet ihr hier alle Informationen.
Wasserversorgung und Proviant auf dem GR221
Generell kommt man eigentlich jeden Tag durch ein größeres Dorf in dem man im Supermarkt oder einem Café Wasserflaschen oder Wasserkanister zum Auffüllen kaufen kann. Jedoch gibt es zwischen Sant Elm und Estellences keine (!) Möglichkeit mehr seine Trinkwasservorräte aufzufüllen. Wir haben uns auf dieser Strecke etwas verschätzt und uns auf einen auf der Karte eingezeichneten Brunnen an einem alten Refugi verlassen. Dieser Brunnen war aber leider komplett leer!
Nimm daher in Sant Elm ausreichend Wasser mit. Wir hatten dort noch jeder knapp 3 Liter und das hat nicht gereicht bei der Hitze (Wir brauchten Abends jedoch auch noch etwas Wasser zu kochen). Essen kann auch in den meisten Dörfer gekauft werden. Wir hatten aber trotzdem ein paar dehydrierte Nudelgerichte dabei, um unabhängiger zu bleiben und ein wenig Geld zu sparen.
Tipp: In Estellences gibt es keinen Supermarkt, aber ein sehr schönes Café (Bar) in dem man 1,5 l Wasserflaschen kaufen und einen hervorragenden Café con leche trinken kann!
Wanderbericht – Trockenmauerweg GR221
5 Tage lang sind wir im April 2015 von Port d’Andratx im Süden bis zum Cúber Stausee weit im Norden gelaufen. Länger hatten wir leider keine Zeit. Knapp 100 km dürften es trotzdem gewesen sein. Geschlafen haben wir jede Nacht in unserem Zelt und waren sehr froh darüber. Denn besonders auf den ersten Etappen von Port d’Andratx bis nach Estellences gibt es noch kaum ausreichend Unterkünfte auf dem relativ neuen Fernwanderweg.
Hier könnt ihr euch unseren Film zu der Wanderung über den Trockenmauerweg GR221 anschauen:
Tag 1: Port d’Andratx – Ses Fontanelles
Mallorca ist definitiv für die falschen Gebiete und Strände zu seiner großen Bekanntheit in Deutschland gelangt. Das merke ich deutlich auf der Fahrt von Palma nach Port d’Andratx im Tramuntana Gebirge. In Port d’Andratx angekommen, steigen wir am Jachthafen aus und genießen das erste Mal die Aussicht auf die schönen Berge des Tramuntana Gebirges. Besonders hoch scheinen die Berge von hier aus gesehen nicht zu sein, doch sehen sie den felsigen Gipfeln der Alpen sehr ähnlich.
Anfangs führt uns der asphaltierte Weg entlang des kleinen Hafens, bis er sich allmählich weg vom Meer bewegt und in einer Schotterpiste in einem schattigem Pinienwald mündet. Langsam steigt der Pfad steiler an und führt uns über Wurzeln und lose Steine weiter nach oben, vorbei an den ersten Steinmännchen die von nun an für einige Tage unsere Route markieren werden. Immer wieder gibt der Wald den Blick frei auf das Meer und unseren Startpunkt in Port d’Andratx.
Nach einer guten halben Stunde erreichen wir den Sattel Col de Vent auf 168 m und blicken nun das erste mal Richtung Westen auf das dunkelblaue Meer. Bis zum höchsten Punkt auf dem Weg nach Sant Elm, unserem ersten Zwischenziel für heute, geht es eine knappe Stunde über gute und einfache Wege bergauf bis zum Pass Vermell.
Hinter einigen steil aufragenden Felsen eröffnet sich uns die Aussicht auf das kleine Dörfchen Sant Elm und die malerisch gelegene Insel Sa Dragonera. Diese ungewöhnliche Kombination aus dem omnipräsenten Mittelmeer und felsigem Gebirge ist vollkommen neu für mich und gefällt mir ausgesprochen gut! Von März bis Mai ist die gesamte Landschaft Mallorcas in ein saftiges grün getaucht, dass mit Anfang des heißen Sommers langsam aber sicher in ein vertrocknetes gelb übergeht. Wir machen es uns dort oben auf den Steinen gemütlich und genießen schmatzend und über dem Meer thronend, den grandiosen Ausblick – Das Leben ist gut!
Auf dem Abstieg nach Sant Elm wird der Weg schmaler und ist bald nur noch ein Pfad, der sich durch die blühende und grüne Vegetation schlängelt. Obwohl die Markierungen wirklich zu wünschen übrig lassen, ist der Weg gut zu finden. Kurz vor dem kleinen Städtchen öffnet sich der Pinienwald erneut und das sanfte Meeresrauschen wird lauter. Eine traumhafte Bucht mit türkis-blauen Wasser, wie ich es selten gesehen habe, tut sich vor uns auf. Und keine Menschenseele weit und breit! Dieses Fleckchen Erde kommt meiner Vorstellung vom Paradies schon ziemlich nahe.
Nach einer Mittagspause am Strand geht es weiter Richtung La Trapa, einer kleinen Ruinenansammlung auf knapp 300 m Höhe. Der Anstieg ist schon deutlich steiler als am Vormittag und wird mit der Zeit auch deutlich felsiger und ausgesetzter. Kurz vor dem höchsten Punkt befindet sich auch eine kleine Kletterpassage, die den Einsatz der Hände erfordert. Juchu! Fast schon alpine Zustände. Ist man an diesem Punkt angelangt, sollte man sich anfangs definitiv Rechts halten, da sonst ein tiefer Absturz droht. Wie gesagt, die Markierungen dieses Weges könnten besser sein….
La Trapa lassen wir unbesichtigt links liegen und machen uns weiter den Weg hinauf. Immer wieder bieten sich traumhafte Aussichten auf die Insel Sa Dragonera und die wunderschöne Landschaft. Ich muss wirklich aufpassen, dass ich noch auf den Weg vor mir achte und nicht dauernd im Gehen den Blick schweifen lasse. Das ist eine ziemlich ungünstige Eigenschaft meinerseits, die mir schon einige umgeknickte Füße beschert hat.
Wir umrunden den rechts von uns liegenden Gipfel des Puig de ses Basses und erreichen bald eine kleine Hochebene mit einem großen Steinmännchen. Von dort schaut man die gesamte Westküste Mallorcas hinauf und kann die steil ins Meer abfallenden Flanken des Tramuntana Gebirge bewundern. Ich fühle mich sofort an die einmalige Landschaft der italienischen Amalfiküste erinnert.
Langsam fangen wir an, uns in der Landschaft nach einem geeigneten Schlafplatz umzusehen. Viele Bereiche sind leider Privatgrundstücke, welche es natürlich unmöglich machen dort sein Zelt aufzuschlagen. So allmählich werden die Beine auch schwerer und Müdigkeit setzt ein. Einfach nur noch ein geschütztes und flaches Plätzchen zum übernachten finden lautet die Devise..
In einem kleinen Waldstück ist schnell ist ein halbwegs geeigneter und ruhiger Platz gefunden. Die Sonne geht schon unter, also schnell das Zelt aufgebaut und in den Schlafsack gekrochen. Kurz zuvor fällt uns auf, dass wi mehr Wasser als geplant verbraucht haben – hmm, nur noch 1,5 Liter….ob das morgen bis zum nächsten Dorf reicht?
Tag 2: Ses Fontanelles – kurz vor Esporles
Der folgende Tag begann wie der vorherige aufgehört hat. Mit Sonnenschein und warmen Temperaturen. Schnell war alles abgebaut und der 4-stündige Weg bis nach Estellences wurde angetreten. Das kleine Waldstück ließen wir schnell hinter uns und es ging über eine zerklüftete Felslandschaft ohne klar erkennbaren Weg steil bergan. Vereinzelte Steinmännchen zeigten uns den Weg. Diese wurden aber allmählich weniger und die Orientierung fiel zusehends schwerer.
Noch haben wir knapp 0.75 Liter Wasser, aber es wird schnell weniger, da der Aufstieg zum Moleta de s’Esclop schweißtreibend und anstregend ist. Es ist wirklich ein verdammt unangenehmes Gefühl zu wissen, dass man zu wenig Wasser dabei hat. Das Rationieren der restlichen Vorräte fällt zusehends schwerer, da der Durst bei dieser Anstrengung immer größer wird. In Sant Elm hatten wir beide jeweils noch 3 Liter Wasser und dachten das es bis Estellences bzw. 23 km reichen würde. Falsch gedacht.
Wenn man sich sein Essen selbst zubereitet, verbraucht man besonders bei dieser Hitze deutlich mehr Wasser. Nach gut 2,5 Stunden erreichen wir die Hochebene Moleta de s’Esclop auf 840 m und die Aussicht ist atemberaubend. Wir befinden uns auf einer riesigen Wiesenlandschaft und haben einen unendlich weiten Blick aufs Meer und die Buchten von Estellences. Hoffnung macht das bald kommende Refugi, welches laut Wanderführer eine Trinkwasserquelle beherbergen soll. Nach 30 Minuten Abstieg erreichen wir die Hütte, finden aber nur ein verlassenes Haus und einen staubtrockenen Brunnen wieder…Verdammt!
Bald erreichen wir eine stark befahrene Landstraße der wir weiter Richtung Norden folgen. Die Beschilderung des Trockenmauerweg GR 221 zeigt zwar in die andere Richtung, aber laut Karte ist die Straße der kürzeste Weg zur Stadt und somit zu frischem, kalten Trinkwasser. Dieser Gedanke zieht uns von nun an nach vorne. Wir sprechen kein Wort mehr, sondern wandern nur so vor uns her, jeder in seinen eigenen Gedanken versunken.
Deutlich unterhalb der angezeigten 2h erreichen wir endlich Estellences und marschieren schnurstracks zur nächsten Einkaufsmöglichkeit. Wir kaufen 9 Liter Wasser und 2 Dosen Cola, welche sofort geleert werden. Noch nie hat mir ein Getränk so gut geschmeckt! Die darauf folgende Pause haben wir uns redlich verdient.
Durch einen schmalen bewaldeten Pfad wanderten wir einige Minuten lang unterhalb der Hauptstraße entlang und genossen den tollen Anblick der blühenden Felder und früchtetragenden Orangenbäume. Bald führt uns der Weg zurück auf die asphaltierte Küstenstraße. Das Verhältnis von Rennrad- zu Autofahrern betrug sicherlich 100 zu 1.
Endlich zweigt der Trockenmauerweg wieder auf einen geschotterten Wanderweg durch die hüglige Landschaft ab und wir können die radlenden Raser hinter uns lassen. Wir passieren auf dem ansteigenden Weg wunderschöne Fincas und philosophieren angesichts der traumhaften Umgebung über die Möglichkeiten einer zeitlich begrenzten Auswanderung zu diesem himmlischen Fleckchen Erde.
An der nächsten Weggabelung nehmen wir die im Wanderführer beschriebene Umgehung des ursprünglichen Trockenmauerweges und folgen dieser rechts in Richtung Finca pública de Planícia. Da die Route des GR 221 häufig durch Privatgelände verläuft, kommt es ab und an zu Streitigkeiten mit den jeweiligen Besitzern. Und manchmal enden diese dann in der kompletten Sperrung des betroffenen Wegabschnittes, wie hier geschehen. Aber die Umgehung ist nicht weniger schön oder wandernswert.
Vorbei an sehr alten und knorrigen Olivenbäumen schlängelt sich der breite Schotterweg langsam bergauf zu dem Landgut Planícia. Als wir oben an der Villa angekommen sind, haben wir die schönen Picknickplätze für uns alleine und stärken und noch einmal für den weiteren Weg. Die Lage des Landhauses ist einmalig. Wir überblicken das weitläufige, mit Olivenbäumen übersäte Tal durch das wir eben gekommen sind und sehen zu unserer Recht wieder das schöne Mittelmeer. Etwa 50 Meter über der Meeresoberfläche hat sich eine Wolkenschicht angestaut, die wie sanfte Wellen an die Steilküste Mallorcas brandet – eine eindrucksvolle Kulisse!
Ab jetzt geht es hauptsächlich über steinige und von Wurzeln übersäte Wege durch dichte Kiefern-Wälder. Die typischen Trockenmauern säumen den Pfad fast die gesamte Zeit und wir verstehen, warum der Wanderweg seinen Namen erhalten hat. Teilweise sind die Pflastersteine auf dem Weg so groß und schief verlegt, dass das laufen darauf keine besonders große Wohltat ist. Man muss auf jeden seiner Schritte achten, um nicht umzuknicken – Ich merke wieder mehrmals, dass diese Art Weg mir überhaupt nicht liegt.
Einige Zeit später kommen wir aus dem Wald heraus und treffen auf eine geschotterte Fahrstraße die zwischen einem scheinbar verlassen Gehöft hindurchführt. Dieser folgen wir bis zum Abzweig nach Banyalbufar. An diesem folgen wir dem Weg rechts den Berg hinauf. Hier erleben wir zwar keine besonders grandiosen Weitblicke wie die ganze Zeit zuvor, aber die Landschaft ist trotzdem sehr reizvoll und bietet eine Menge Abwechslung. Der süße Geruch der Piniennadeln liegt andauernd in der Luft und der Himmel ist auch um 18:00 Uhr noch strahlend blau.
Einige Minuten später erreichen wir den besagten Lagerplatz und freuen uns über dessen hervorragende Qualität. Er ist vollkommen ebenen, bietet eine tolle Aussicht auf die umliegende Landschaft und wir haben ihn früher als erwartet erreicht. Schnell die Füße von den Schuhen befreit, die Kochutensilien aus dem Rucksack hervorgeholt, ein schmackhaftes Nudelgericht zubereitet und die restlichen Sonnenstrahlen des Tages gemütlich mit Aussicht auf das Meer ausklingen lassen. Traumhaft!!
Tag 3: Kurz vor Esporles – Deia
Am frühen Morgen beobachten wir wie sich der dunkle Nachthimmel langsam, aber sicher von schwarzen Blautönen zu helleren Farben und die Sonne den Morgendunst in leuchtendes Orange verwandelte. Belohnt werden die Frühaufsteher. Nach einem kurzen Frühstück wurde das Zelt abgebaut und die Ausrüstung wieder in den Rucksäcken verpackt. Ungefähr 5 km und 1 Stunde Abstieg sind es bis zum Städtchen Esporles von unserem Lagerplatz aus.
Dort angekommen präsentiert sich präsentierte sich Esporles als quirliges Städtchen. Der Briefträger singt lauthals spanische Lieder während er von Tür zu Tür geht und unterhält die ganze Straße. Wir füllen im Supermarkt unsere Vorräte auf und machen es uns anschließend auf einer Parkbank bequem, um unsere heutige Route ausführlich zu begutachten.
Geplant war heute bis nach Valldemossa zu laufen, aber da wir insgesamt nur 5 Tage Zeit haben und noch bis zum Cúber Stausee weiter laufen wollen, entschieden wir uns für Deiá als heutiges Etappenziel. Um das zu schaffen werden wir um eine kurze Transfer-Fahrt mit dem Bus wohl nicht herumkommen. Wir verlassen Esporles in nördlicher Richtung und wandern über gut ausgebaute Wege vorbei an Weiden und Wiesen. Wieder sind die fruchtigen Orangen- und Zitronenplantagen überall zu sehen.
Bald kommen wir an ein verschlossenes Gatter, dass den weiteren Weg verschließt. Dieses Tor soll das Betreten des folgenden Privatgrundstückes verhindern. Da aber der Wanderführer und auch mein GPS-Track diese Privatweg als Teil des Trockenmauerweges markieren, klettern wir über das Gatter und hoffen nicht auf einen verärgerten Grundbesitzer zu treffen. Auf solch verschlossenen Tore und Wege trifft man auf dem GR 221 häufiger. Es ist aber normalerweise kein Problem, sein Weg über das Privatgrundstück fortzusetzen.
Der Trockenmauerweg steigt nun steiler an und führt uns durch einen trocknen Kiefernwald und über zahlreiche Steine und Wurzeln bergauf. Immer wieder durchqueren wir Teile von eingestürzten Mauerresten. Nach einer knappen halben Stunde gelangen wir auf eine kleine Hochebene, von der wir einen schönen Blick zurück auf Esporles und unseren vergangenen Weg werfen können. Endlich wieder im steinigen Gebirge der Tramuntana wandern.
Nun folgt der steile und bei dieser Hitze anstrengende und schweißtreibende Anstieg zum Gipfel Sa Comuna. Die Vegetation ändert sich kaum und die niedrigen Kiefernbäume spenden wohltuenden Schatten. Es ist mittlerweile 13:00 Uhr und die Sonne brennt unerbittlich vom Himmel. Es sind gut über 30°C und der Schweiß fließt in Strömen. Schritt für Schritt erklimmen wir den Berg, doch der Gipfel lässt auf sich warten. Nach 40 Minuten sind wir am höchsten Punkt angekommen, doch da auch dieser von Kieferwald überzogen ist, muss sich erst ein geeigneter Aussichtsplatz für die Mittagspause finden.
Aber die Suche hat sich gelohnt. Wir machten es uns auf zwei Felsvorsprüngen bequem und ließen die Füße über dem steil abfallenden Abgrund baumeln. Die Aussicht war einfach fantastisch. Von hier konnten wir in der Ferne am Horizont sogar die Kathedrale von Palma ausmachen.
Aus akuter Zeitknappheit entscheiden wir uns, die 10 km von Valledemossa nach Deiá mit dem Bus zurückzulegen. Für circa 1.50€ steigen wir ein und entspannen unsere müden Glieder für einige Momente. In Deiá angekommen offenbart die Stadt ihre tolle Kulisse, welche terrassenartig in das Tramuntana Gebirge eingebettet ist.
Ab hier ging es über einfache und schmale Wege weiter Richtung Sóller, welches wir morgen erreichen wollten. Es war schon 19:00 Uhr und die Suche nach einem geeigneten Zeltplatz begann aufs Neue. Die Kräfte schwanden allmählich, da wir nun schon seid 13 Stunden unterwegs waren. Nach einiger Zeit passierten wir mehrere ummauerte Fincas und fanden anschließend ein schönes verstecktes Plätzen zwischen mehreren Büschen und auf einer weichen Grasfläche. Genau das wonach wir gesucht hatten.
Tag 4: Deia – Cúber Stausee
Heute ist unser letzter Wandertag auf dem Trockenmauerweg in Mallorca. Da wird es aufgrund von Zeitmangel nicht mehr bis zum Kloster in Lluc schaffen, werden wir unsere Reise am Cúber Stausee bei Kilometer 95 abschließen.
Am heutigen Morgen war es sehr windig. Da wir unser Zelt an einer geschützten Stelle aufgeschlagen hatten, haben wir in der Nacht nichts davon mitbekommen. Es war trotzdem wieder einmal Bilderbuch-Wetter mit strahlend blauem Himmel und sommerlichen Temperaturen. Wir hatten eine gute Stunde Fußmarsch bis nach Sóller vor uns und wanderten über Schotterwege vorbei an Oliven- und Kiefernbäumen. Die Finca’s die wir auf dem Weg passierten, schienen in der Morgensonne immer größer und pompöser zu werden. Zum Verdruss unserer knurrenden Mägen, roch es in ihrer Nähe nach frisch gebratenem Rührei und Orangensaft…
Als wir nach einer knappen Stunden die meisten dieser Traumhäuser hinter uns gelassen hatten, begann der Abstieg nach Sóller. Es ging auf asphaltierten und gepflasterten Straßen bergab ins Tal der Orangen. Und dieses machte seinem Namen alle Ehre. Weit und Breit war nichts anderes zu sehen, als Orangen- und Zitronenplantagen. Es war anscheinend gerade Erntezeit und alle Bäume trugen volle Früchte.
Sóller ist einer sehr lebendige Stadt mit einem sehenswerten Altstadtkern. Die prunkvollen Häuserfassaden, engen Gassen und das geschäftige Treiben war ein großer Kontrast zu unseren vorherigen Tagen als einsame Wanderer im Gebirge. Wir erledigten ein paar Einkäufe, füllten unsere Vorräte auf, genossen ein leckeres Frühstück und machten uns anschließend in nördlicher Richtung zum kleinen Dörfchen Biniaraix auf.
Dieses liegt eine halbe Stunde von Sóller entfernt und bietet einen schönen Blick auf die größte Stadt im Tramuntana Gebirge. Mit ihr verlassen wir das Tal der Orangen und folgen der noch gut ausgebauten Straße in die Schlucht von Barranc de Biniaraix – einem gigantischen canyonartigen Einschitt zwischen zwei Bergen. Durch sie führt der Weg 800 Höhenmeter bergauf bis zum Coll de l’Ofre.
Nachdem wir schweißgebadet diesen ersten Anstieg gemeistert haben, laufen wir an verlassenen Kalksteinhäusern vorbei. Hier befindet sich ein Wasserfall der mehrere kleine kristallklare Gumpen speist, die wir für unsere Mittagspause nutzen. Nach der Rast an diesem schattigen Plätzchen geht es an den finalen Anstieg unserer letzten Etappe.
Wir blicken auf einen gigantischen felsigen Überhang der vor uns steil in den Himmel aufragt. Irgendwo dort ob ist der Coll de l’Ofre den wir erreichen wollen. In breiten und steiler werdenden Serpentinen wandern wir immer weiter nach oben. Wir überholen einige geführte deutsche Wandergruppen, die einen sichtlich anstrengenden Tag hinter sich gehabt haben müssen.
Bis an die Zähne mit der teuersten Expeditionsausrüstung ausgestattet die man für Geld kaufen kann, schnaufen sie langsam den Berg hinauf und fühlen sich wahrscheinlich wie bei einer hochalpinen Tour in unmarkierten Gelände. Hochkonzentriert ist es ihnen auch unmöglich uns zu grüßen. Wir passieren die Gruppe und erreichen nach einer knappen Stunde ein kleines Plateau, auf dem sich der gepflasterte Pilgerweg in einen schmalen Bergpfad wandelt.
Der Pfad schlängelt sich kurz an der rechten Bergflanke hinauf bis wir einen Bauerhof erreichen. Dort macht der Trockenmauerweg eine scharfe Linkskurve und führt in der Nähe eines Grates weiter hinauf. Durch dichten Wald geht es eine halbe Stunde über Steine und Wurzeln. Wir queren einige Male die geschotterte Fahrstraße und erreichen bald den Sattelpunkt Coll de l’Ofre auf 875 m.
Es geht ein kurzes Stück durch einen Wald und wir treffen andauernd auf kleine Gruppierungen von Schafen, Ziegen und Kühen. Ab und zu hört man in der Ferne einen Esel wiehern. Bald kommen wir aus dem Wald heraus und folgen einer breiten Forststraße nach links hinunter Richtung Cúber Stausee.
Die letzten Meter sind geschafft und wir machen es auf einer Bank direkt am See gemütlich. Endlich die Wanderschuhe ausziehen. Die Aussicht auf den See und die Tramuntana Berge ist fantastisch. Zu unserer Linken ragt der Puig Major mit seiner charakteristischen Kuppel steil in den Himmel empor. Mit 1445 m ist er der höchste Berg Mallorcas.
Weitere Informationen zum Wandern auf Mallorca
Im Bergzeit Magazin gibt es weitere interessante Informationen, Fotos und Wanderberichte zu dem abwechslungsreichen Fernwanderweg auf Mallorca. Hier findest Du den Artikel.
Timo von Bruder Leichtfuß ist die Etappen die wir auf dem Trockenmauerweg nicht geschafft haben gelaufen. Hier gibt’s seinen Bericht dazu. Für Ihn ging es von Port de Sóller bis nach Pollenca.
Auf Jens’ Hiking Blog, gibt es weitere Informationen zu weiteren Routen und Wandermöglichkeiten auf der spanischen Balearen Insel.
Bildergalerie vom GR221
Wenn Du noch mehr Eindrücke von unserer Trekkingtour auf dem Trockenmauerweg GR221 sehen willst, schau dir einfach die Bildergalerie an.
Warst Du auch schon einmal auf dem Trockenmauerweg GR221 unterwegs?
Reizt dich das Wandern auf Mallorca?
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Meine Vorbereitungen auf eine mehrtägige Trekkingtour
Nur noch gut 1 Woche. Dann geht es für mich auf den Fernwanderweg GR 221 bzw. die Trockenmauerroute zum Wandern auf Mallorca. Wandern auf Mallorca? Du hast richtig gelesen!
Ein Fernwanderweg war bis vor Kurzem auch nicht gerade das, was ich mit der größten Baleareninsel bzw. dem 17.ten deutschen Bundesland verbunden habe. Aber mit einer Reduzierung Mallorcas auf Ballermann und Eimersaufen tut man der spanischen Insel Unrecht. Die Partystrände beschränken sich nur auf bestimmte Gebiete und im Rest der Insel gibt es wunderschöne Natur zu erkunden. Im Nord-Osten Mallorca verläuft das Tramuntana Gebirge und durch dieses verläuft der knapp 150 km lange Fernwanderweg.
Da der Weg noch recht neu ist (seit dem Jahr 2000 geplant) und sich noch immer in manchen Abschnitten in der Markierungsphase befindet, sind auch noch nicht durchgängig in sinnvollen Abständen überall Unterkünfte zu finden. Ein guter Grund für mich mit kompletter Trekkingausrüstung loszuziehen und von Port D’Andratx im Süd-Osten bis nach Lluc im Nord-Osten mit den Zelt unterwegs zu sein. Den kompletten Artikel unserer Mallorca-Trekking-Tour findest Du HIER und den ausführlichen Reisebericht HIER.
Aus diesem Anlass schreibe ich in diesen Artikel über die Vorbereitungen die ich für so eine Trekkingtour treffe. Die vorab zu klärenden Fragen und mein Vorgehen bei der Tourenplanung sind für jeden meiner Trips gleich.
Die 3 W’s einer Trekkingtour
Am Anfang der Trekkingtour Planungen stehen drei einfache Fragen die relativ schnell beantwortet sein werden. Diese wichtigen drei Fragen, die ihr bei der Planung eurer Trekkingtour zuerst beantworten solltet sind:
- Wohin geht es?
- Wann (in welcher Jahreszeit) fahre ich dorthin?
- Wie lange werde ich mich dort aufhalten?
Ist das geklärt, orientieren sich alle weiteren Vorbereitungen und die Ausrüstung an diesen drei Gegebenheiten. Für eine 7-tägige Trekkingtour nach Spanien im Juli brauchst du nicht deinen dicken Daunenschlafsack. Sondern eher einen leichten Sommerschlafsack. Ansonsten wirst du dich Nachts sehr wahrscheinlich zu Tode schwitzen und tagsüber mindestens ein halbes Kilo mehr im Rucksack tragen.
Daher macht es Sinn seine Ausrüstung an die klimatischen Bedingungen in der gewählten Wanderzeit anzupassen. Dabei richte ich mich nach den folgenden 8 Kriterien und versuche so viel wie möglich über diese Gegebenheiten vorab herauszufinden. Meistens finde ich nicht immer für alle acht Punkte eine Aussage. Aber für die Temperatur, die Wasserverfügbarkeit und wie lange ich autark unterwegs sein werde, brauche ich schon eine ausreichend genaue Antwort.
1. Temperaturen
In welchem Bereich bewegen sich die zu erwartenden Temperaturen? Wie hoch wird wahrscheinlich die maximale Tages– und die minimale Nachttemperatur sein? Das kann natürlich nur ungefähr beantwortet werden, aber auch eine grobe Angabe (Tagsüber zwischen 15 – 25°C und Nachts bis auf 0°C) kann schon ausreichen, um seine Trekking-Ausrüstung entsprechend auszuwählen.
Die Temperaturen bestimmen in erster Linie die Wahl des Schlafsackes und die Anzahl und Art der Isolationsschichten. Im Tramuntana Gebirge in Mallorca kann es im April Nachts auch noch mal problemlos einstellig werden. Auch wenn auf der übrigen Insel zu dieser Zeit schon fast sommerliche Temperaturen herrschen.
2. Schneedecke
Bin ich am Anfang des Sommers in alpinem Gelände unterwegs, muss ich damit rechnen, dass noch einiges an Altschnee in den höheren Lagen liegen kann. Die Informationen darüber finde ich entweder in meinem Wanderführer für die entsprechende Tour, oder ich frage in Trekking-Foren nach den Erfahrungen anderer Wanderer. Für die Alpen gibt es auf der Seite des Alpenvereins noch einige Informationen zu aktuellen Bedingungen am Berg. Mögliche Webcams oder Schneedeckenberichte von Onlinediensten helfen dabei ebenfalls weiter.
Für dich kommt auch Zelten im Winter in Frage? So bleibst Du dabei schön warm im Schlacksack!
3. Wasserverfügbarkeit
Die Information wo und wann ich überall meine Trinkwasservorräte auffüllen kann, ist sehr wichtig. Denn falls ich mehrere Tage an keiner Quelle, keinem Bach, keiner Ortschaft oder ähnlich vorbeikomme, muss ich vorher genug Vorräte einpacken um nicht plötzlich ohne Wasser dar zustehen. Falls auf meinem Weg kleine Ortschaften liegen in deren Läden ich Wasser kaufen kann, ist es am besten sich über die Öffnungszeiten der Geschäfte zu informieren und Sonn- und Feiertage einzukalkulieren.
Natürliche Wasserquellen sind auf guten Karten meistens eingezeichnet. Ansonsten kannst du auch nach Erfahrungen anderer Wanderer in Trekking-Foren fragen. Wird häufig Wasser aus Bächen oder Seen benötigt, brauchst du entsprechende Outdoor Wasserfilter oder chemische Entkeimungsmittel*.
Kürzliche habe ich einen Artikel zum Thema Wasseraufbereitung beim Wandern geschrieben. In diesem findest Du ausführlichere Informationen, welche Möglichkeiten der Frischwasseraufbereitung es gibt.
4. Regenwahrscheinlichkeit
Ist auf meiner Trekkingtour mit viel Niederschlag zu rechnen, muss ich sicherstellen, dass mein Zelt und die Regenbekleidung definitiv wasserdicht sind und meine Regenhülle den Rucksack ausreichend schützt. Am besten packst du dann deine Wechselwäsche und andere Gegenstände die auf jeden Fall trocken bleiben müssen (z.B. Daunenschlafsack) in wasserdichte DryBags*.
Meine Regenbekleidung habe ich persönlich bei jeder Tour dabei, da das Wetter in den Bergen immer schnell umschlagen kann. Ist man aber in einer Gegend unterwegs wo im geplanten Reisezeitraum sehr wahrscheinlich kein Niederschlag zu erwarten ist (Beispiel Wochenendtour bei sehr konstant sonnigem Wetter), kann ich meine Regenbekleidung eventuell auch zuhause lassen.
Falls Du nicht jeden Tag einen aktuellen Wetterbericht zu Hand hast (kein Internet, keine bewirtschaftete Berghütte, etc.), dann hilft dir meine kleine Wetterkunde eventuell, um eine grobe Einschätzung des kommenden Wetters zu treffen.
5. Mückensaison?
Ich persönlich habe ab Anfang Frühling immer etwas Mückenspray* dabei, da meine Freundin sehr starke allergische Reaktionen auf die Stiche der kleinen Teufel bekommt. Eine mehrtägige Trekkingtour in mückenverseuchtem Gebiet kann ohne das richtige Gegenmittel schnell zur Horrortour werden.
In höheren oder kälteren Gefilden ist die Wahrscheinlichkeit für die kleinen Biester geringer. Auf unserem Weg über den Traumpfad München Venedig 2014, waren wir den Großteil der Zeit in den Alpen und über 1500 m bis 2000 m unterwegs und sind nicht einer einzigen Stechmücke begegnet. Kurze Zeit später in der italienischen Ebene sah die Situation schon wieder vollkommen anders aus, da wir dort an ruhigen, fast stehenden Gewässern entlang wanderten. Wir hatten das Mückenspray nicht dabei und sahen entsprechend aus…
Wenn du nicht besonders anfällig für Mückensticke bis und nicht das Extragewicht der Spraydose mitschleppen möchtest (sehr gut – Go Ultralight), kannst du vor dem Start der Trekkingtour deine Kleidung, dein Zelt und den Schlafsack mit Mückenschutz für Textilien* einsprühen. Ungewaschen hält der Schutz laut Hersteller bis zu 4 Wochen.
Passend für Deine Ausrüstung:
6. Wie abgelegen ist das Trekking Gebiet?
Diese Frage ist sehr wichtig! Denn sie bestimmt unter anderem wie lange du autark (d.h. ohne Möglichkeit Lebensmittel oder Wasser nachzufüllen) unterwegs sein wirst. Dies kann anhand der Trekkingroute und Karten normalerweise sehr gut bestimmt werden. Ist die Anzahl der Läden in den Orten durch die du kommst sehr gering, informiere dich über deren Öffnungszeiten. Bedenke dabei auch mögliche Sonn- und Feiertage. Berechne außerdem die nötige Brennstoffmenge und informiere dich ob du deinen Brennstoff in deinem Reiseland auch bekommst.
Hier findest Du Interessante Artikel und wissenswertes über Trekkingnahrung:
Bist Du in entlegenen Gebieten unterwegs, musst du außerdem damit rechnen, dass Handyempfang nicht durchgängig möglich ist. Was in Notfallsituationen eher ungünstig ist, habe ich ansonsten immer als sehr angenehme soziale Entkoppelung empfunden.
7. Transport
Die Frage nach Anfahrt, eventuellen Transferfahrten und dem Rückflug müssen logischerweise auch vor dem Antritt deiner Trekkingtour geklärt sein. Hast Du nur einen sehr engen Zeitplan, macht es Sinn sich die Fahrpläne der Verkehrsmittel herunterzuladen bzw. auszudrucken, um nicht die letzte Fahrt und damit z.B. deinen Flug zu verpassen.
8. Wildcampen erlaubt?
In nur relativ wenigen europäischen Ländern ist das Übernachten in deinem Zelt in freier Natur erlaubt. Wenn Du Dir bei deinem Reiseland nicht sicher bist, schau Dir einfach diesen Artikel hier an. Darin gebe ich Dir ausführliche Informationen zum Thema Wildcampen, Wild zelten und wo das Ganze in Europa erlaubt ist.
Und sollte es nicht erlaubt sein (so wie z.B. in Deutschland und Österreich), dann bekommst Du Tipps an die Hand, wie Du trotzdem ohne Konflikte in diesen Ländern Wildcampen kannst.
Packliste für die Trekkingtour erstellen
Ich empfinde es als sehr hilfreich mir eine Packliste für jede Trekkingtour in Excel zusammenzustellen. Wie ich in meinen Tipps für einen leichten Wanderrucksack schon erklärt habe, bekommt man dadurch einen guten Überblick was alles im Rucksack steckt und was eventuell doch zuhause gelassen werden kann. Die Packliste dient außerdem als Checkliste, um zu schauen ob alles Wichtige eingepackt wurde.
Karten und/oder GPS
Ich bin meistens ohne klassische Wanderkarte unterwegs. Wanderkarten empfinde ich als sehr sperrig und sie sind bei starkem Wind ziemlich anfällig dafür zu zerreißen oder sich als Segel aus dem Staub zu machen. Daher benutze ich eine Kartennavigations-App auf meinem Smartphone. Die benötigten Kartenausschnitte lade ich mir vorher auf mein Handy herunter, sodass ich diese auch Offline und ohne Internetverbindung nutzen kann. Ich habe sehr gute Erfahrungen mit der kostenlosen Android-App “Locus”. Das spart natürlich auch Gewicht!
Nachteil an dieser Methode ist natürlich, dass das Smartphone von Zeit zu Zeit geladen werden muss. Bei mir im Schnitt alle 2 Tage einmal. Und sollte Dir dein Handy runterfallen und kaputt gehen, ist logischerweise auch dein Kartenmaterial futsch. Wer auf der sicheren Seite sein möchte, nimmt am besten eine klassische Karte als Backup mit auf die Tour.
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