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Regenkilt Näh-Anleitung: 68g leichter Regenschutz
Wenn Du deine Beine beim Wandern vor Regen schützen möchtest, wirst Du wahrscheinlich als erstes zu einer Regenhose* greifen. Jahrelang habe ich das auch gemacht und eigentlich hat das schwitzige Stück Kunststoff meine Wanderhose mehr oder weniger zuverlässig vor der Feuchtigkeit von Außen bewahrt. Aber nur von Außen (!) wohlgemerkt. Denn spätestens bei sommerlichen Temperaturen oder einem etwas anstrengenderen Anstieg wurde es sehr schnell sehr unangenehm unter der Regenhose. Als ich auf der Suche nach einer leichtgewichtigen Alternative war, stieß ich in amerikanischen Ultraleicht Trekking-Foren auf den Begriff des Regenkilt und war promt angefixt.
Im Prinzip ist der Regenkilt ein simpler Wickelrock, der bei Regen einfach um die eigene Hüfte geschlungen und mit Klettverschluss zusammengehalten wird. Durch einen elastischen Gummizug am Bund, kann der Rock dann schön feste gezogen werden, sodass er nicht nach unten rutscht. Mein Exemplar wiegt inklusive Packsack nur 68g! Meine alte Regenhose* wog mit 180g fast das Dreifache!
Da gerade diese Art der Ausrüstung sehr einfach selbst zu machen ist, bietet sich der Regenkilt super als erstes DIY (Do It Yourself) Projekt an. Damit Du dir aber erst einmal ein Bild von einem Regenkilt machen kannst, findest Du nachfolgend ein paar Bilder davon:
Was auf den ersten Blick nicht besonders praktikabel erscheint und große Ähnlichkeit mit einer Mülltüte hat, hat doch einige Vorteile gegenüber den üblichen Regenhosen:
- Er ist deutlich leichter als konventionelle Regenhosen, da viel Material eingespart werden kann
- Kann extrem schnell angezogen werden
- Die Wanderschuhe müssen nicht ausgezogen werden, bzw. verschmutzen den Regenschutz nicht von innen beim Anziehen
- Der Regenkilt bietet durch seine “luftige” Konstruktion ein deutlich besseres Klima als eine Regenhose
Einzig bei der Bewegungsfreiheit war ich Anfangs etwas skeptisch. Im Nachhinein ist diese jedoch mindestens genauso gut, wenn nicht sogar besser als bei einer Regenhose. Denn durch den “Einschnitt” auf der Rückseite, lässt er jede Bewegung zu, sodass auch große Steinstufen beim Bergwandern kein Hindernis darstellen. Ein ausführlicher Praxistest steht noch aus, wird aber in den nächsten Tagen folgen!
Material des Regenkilts
Gefertigt habe ich meinen Regenkilt aus 20D Silnylon, welches vollständig wasser- und winddicht ist. Mit einem Gewicht von 36 pro qm ist es sehr leicht und eignet sich hervorragend als ultraleichte Wetterschutzschicht. Oft wird auch das günstigere Tyvek zur Herstellung von Regenröcken verwendet. Da dies aber meist nur in weißer Farbe geliefert wird, habe ich mich dagegen entschieden. Sollte das für dich kein Problem darstellen, ist Tyvek eine super Alternative.
In dieser Anleitung gehe ich jedoch nur auf die SilNylon Variante ein.
Regenkilt selber nähen
Benötigte Materialien
Um Dir selbst einen Regenkilt herzustellen, benötigst Du die folgenden Materialien:
- 1m x 1,44m 20D SilNylon – Kosten: circa 10€ pro Meter
- nähbarer Klettverschluss >Flauschband + Häkchenband – Kosten: circa 1,6€ pro Meter für beide
- Gummizug plus Stopper
- Garn – 6,20€ pro Rolle
- Nähmaschine
- Schere
- Bandmaß
Outdoorstoffe wie SilNylon oder Tyvek findest Du online bei ExtremTextil. Für einen normalen Regenkilt reicht 1 Meter von der 1,44 Meter breiten 20D SilNylon Rolle.
Schnittmuster des Regenkilts
Diese Skizze stellt das Schnittmuster für den Regenkilt dar:
1. Länge des Regenkilt abmessen
Meinen Regenkilt habe ich so ausgelegt, dass er mit etwas über das Knie reichen soll. Länger sollte er nicht unbedingt sein, da sonst die Bewegungsfreiheit leidet und das Gewicht ohne großen Mehrwert steigt. Über den Schuhen kommen meine ultraleichten Gamaschen zum Einsatz, sodass ich dort auch keine weiteren Schutz vor Regen brauche.
Die Länge von meinem Bund bis etwas über mein Knie habe ich mit dem Bandmaß gemessen und aufgeschrieben. Für meine Körpergröße von 1,97 cm ergab das dann eine Länge von circa 85 cm. Plus die Nahtzugabe ergibt das ungefähr 90 cm. Das gleiche habe ich mit dem Bundumfang des Kilts gemacht. Am einfachsten geht das, wenn Du die Stoffbahn einfach provisorisch um dich legst, und den genauen Umfang direkt auf dem Stoff markierst. Dann addierst Du weitere 35 cm auf diese Länge drauf, damit der Kilt später überlappt und auch deinen Hintern und deine Rückseite vor Regen schützt.
Wichtig: Immer noch die 1,4 – 2 Zentimeter für das Umnähen der Kanten pro Seite drauf rechnen! Ansonsten wird der Regenkilt am Ende zu knapp.
2. Regenkilt zuschneiden
Dieser Schritt dürfte nach dem Abmessen und Anzeichnen des Schnittmusters relativ selbsterklärend sein. Um eine saubere Schnittkante zu erhalten gibt es einen guten Tipp: Die Schere (am besten eine möglichst Große) immer komplett öffnen und dann bis zum Ende schneiden. Nicht viele Minischnitte machen, sondern wenige Große. Ansonsten bekommt man schnell unschöne Treppchen an der Kante. Aber noch einfacher geht es mit einer Schneidematte* und dem Rollschneider*! Dann sind die Kanten auch für Ungeübte sehr gerade.
Auf die gleiche Weise schneidest Du nun die Breite des Regenkilt zu.
3. Kanten umnähen
Damit die Kanten ansprechender aussehen und nicht ausfransen, werden sie mit der Nähmaschine einfach umgenäht. Um die Einstichlöcher so klein wie möglich zu halten, habe ich eine dünne 70-iger Nadel verwendet.
Die beiden Seiten und der Saum des Regenkilt sind einfach umgenäht worden. Der Bund, wo später auch der elastische Gummizug durchgeführt wird, ist doppelt umgeschlagen worden, um einen stabileren “Tunnel” zu bekommen. Zum einfacheren Nähen, werden die umgeschlagenen Kanten mit Büroklammern in der richtigen Position fixiert.
Anschließend werden alle 4 Kanten mit der Maschine umgenäht. Die obere Kante am Bund erhält eine obere und eine untere Naht, um einen schönen und stabilen Tunnel für den Gummizug zu erhalten. Das ist zwar nicht unbedingt nötig, lässt den Regenrock aber gleich viel professioneller aussehen!
4. Klettverschluss aufnähen
Sind alle 4 Seiten umgenäht, wird es Zeit den Klettverschluss aufzunähen. Geklebte Kletterschlüsse halten auf dem silikonierten Ripstopgewebe überhaupt nicht. Gemäß des Schnittmusters werden die beiden Klettverschlussseiten einmal auf der Innenseite und der Außenseite aufgenäht.
5. Gummizug einfädeln
Abschließend muss nur noch der Gummizug am Bund oben eingefädelt und mit 2 Stoppern versehen werden. Und voilá: Fertig ist der Regenkilt!
Tipp für das Einfädeln: Wenn Du eine kleine Sicherheitsnadel durch den Anfang des Gummizug stichst, lässt sich dieser viel leichter durch den Tunnel zur anderen Seite bewegen.
Optional: Packsack nähen
Um den ultraleichten Regenkilt zu verstauen, braucht es auch einen passenden Packsack. Da bei mir noch etwas von dem SilNylon übrig geblieben ist, wurde daraus auch direkt ein kleines Säckchen genäht. Das Prinzip ist recht einfach:
- Du nimmst ein rechteckiges, längliches Stück des 20D SilNylons und faltest es in der Mitte
- Dann nähst Du beide Seiten zusammen, sodass nur noch oben eine Öffnung übrig bleibt
- Anschließend schlägst Du ~ 2cm der oberen Kante um, und erzeugst so einen kleinen Tunnel für den Gummizug
- Diesen nähst Du abschließend zusammen. Das ist nicht ganz einfach, da man ja nicht das Säckchen komplett zunähen möchte, sondern nur den Rand. Als letzten Schritt machst Du einen kleinen Schnitt in den fertigen Tunnel, in welchen Du den Gummizug einfädeln kannst. Danach den Packsack einmal umstülpen und du bist fertig!
Welchen Regenschutz benutzt Du für deine Beine beim Wandern? Hast Du schon einmal Erfahrungen mit einem Regenkilt gemacht?
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Anmerkung: Vielen Dank an meine Liebe Mutter, ohne die der Regenkilt nicht mal halb so schön geworden wäre!!
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