Unsere Wanderambitionen hatten dieses Jahr eigentlich einen anderen Weg auserkoren. Noch vor dem Jahreswechsel 18/19 entschieden wir uns dazu, der Alpenüberquerung von Salzburg nach Trieste eine Chance zu geben. Auch wenn unsere Urlaubstage nicht ein vollständiges Beschreiten der Transalp hergaben, wollten wir dennoch wenigstens die Hälfte der Strecke in Angriff nehmen.
Wer sich fragt, warum ich erst jetzt wieder einen Artikel veröffentliche: Im Oktober 2018 habe ich die Wanderrucksack Manufaktur WeitLäufer gegründet. Seitdem nimmt die Entwicklung und Produktion der ultraleichten Wanderrucksäcke den Großteil meiner Arbeitszeit ein und das Schreiber neuer Artikel hier auf BergReif hat etwas darunter gelitten. Aber für die Zukunft verspreche ich Besserung!
Nachdem der Wanderführer ausführlich gewälzt wurde, verging uns ein wenig die Lust auf diese Route. Nicht wegen der Alpenüberquerung an sich, sondern der ungünstigen Anreise. Während die Anfahrt von Freiburg zum Startpunkt in Salzburg verkraftbare 7 – 8 Stunden beträgt, hätten wir uns für die Rückreise auf 11 bis 12 Stunden Bahnfahrt einstellen müssen.
Mit der Aussicht auf den Verlust von 2 Wandertagen, alleine der An- und Abreise wegen, begannen wir mit der Suche nach alternativen Fernwanderwegen für den diesjährigen Sommer. Da aber ein einziger Fernwanderweg selten all meinen Bedürfnissen gerecht wird, machten wir es wie bei der Planung unserer Alpendurchquerung:
Wir stückelten verschiedene Weitwanderwege zu einer neuer Route zusammen. Diesmal aber mit einem entscheidende Merkmal: Wir starten von der Haustüre aus!
Von der Haustüre in die Alpen
Einen kürzeren Anreiseweg als aus der idyllischen Großstadt am Tor zum Hochschwarzwald kann es somit nicht geben. Aber wohin genau soll es uns der Weg denn führen?
Der Endpunkt unserer Fernwanderung liegt inmitten der Zentralalpen, umgeben von schroffen Felsgiganten. Das kleine Bergdorf Engelberg ist schon seit Jahrzehnten mein erster Anlaufpunkt für Bergtouren aller Art. Und diesmal soll es nun unserer Sommertour als krönender Abschluss dienen.
Routenverlauf
Von Freiburg aus werden wir versuchen in kein Bächle zu stolpern und wohlbehalten über den Schauinsland zu wandern. Kurz dahinter treffen wir dann auf die Westroute des Westweges, welchem wir bis nach Basel folgen wollen. Mit Belchen und Blauen liegen dann zudem noch zwei aussichtsreiche Schwarzwaldgipfel vor uns.
Ab Basel orientieren wir uns anschließend an der ViaGottardo. Diese ist, jedenfalls den Suchmaschinentreffern nach zu urteilen, ein relativ unbekannter Schweizer Kulturwanderweg, welche von der Landesgrenze über den Gotthardpass bis nach Chiasso führt.
Mit der Ankunft am Vierwaldstättersee biegen wir in Luzern jedoch frühzeitig davon wieder ab und werden die ersten alpinen Höhenmeter bewältigen. Auf dem folgenden Abschnitt werden wir uns nicht der direktes Route zuwenden, sondern planen einige der prominenten Gipfel mitzunehmen. Besonders der Pilatus und das Stanserhorn stehen dabei auf unserer Favoriten Listen.
Nach dem Anstieg vom Stanserhorn erreichen wir das Engelberger Tal. Doch auch von hier werden wir voraussichtlich nicht den schnellen Talweg nutzen, sondern über die Musenalp, die Bannalp und das Rotgrätli den alpineren Zugang zum pittoresken Dorf in der Zentralschweiz wählen. Nach dann insgesamt 300 Kilometern planen wir unser Ziel zu erreichen und die müden Wanderfüße hoch zulegen.
Karte der Fernwanderung
Übernachtungen
Schlafen werden wir auf Zeltplätzen, in Pensionen, auf Berghütten oder auch mal abseites des Weges im Wald. Daher wird auch die gesamte Trekkingausrüstung mitgenommen, um für alle Eventualitäten gewappnet zu sein. Da wie bei allen Fernwanderungen das Wetter immer eine unbekannte Variable bleibt, ist eine gesunde Umplanungsbereitschaft eine wichtige Kernkompetenz.
Ausrüstung
Ich habe schon länger nichts mehr über meine aktuelle Trekking- bzw. Wanderausrüstung geschrieben. Das mag wahrscheinlich daran liegen, dann ich über den Winter und den Großteil des Frühlings hauptsächlich ultraleichte Rucksäcke genäht habe und weniger an der eigenen UL-Ausrüstung gefeilt habe.
Dennoch gibt es einige Veränderungen im Inneren meines Rucksacks.
Therm a Rest NeoAir UberLite
Kürzlich habe ich mir die Therm-a-Rest NeoAir UberLite* Isomatte in der regulären Größe zugelegt. War die altbewährte NeoAir xLite schon ein Fliegengewicht, spart das neue Modell mehr als ein Drittel deren Gewicht ein. Auf meiner Waagen stehen nur noch 236 Gramm auf der Waage. Sensationell.
Dieses niedrige Eigengewicht wird mit einem verringerten R-Wert von nur noch 2.0 erkauft (NeoAir xLite R-Wert 3.2). Damit ist sie nur in einem kleineren Temperaturspektrum nutzbar als ihr “schwerer” Bruder. Für die geplante Sommertour sollte sie dennoch gut genug isolieren. Auf dem Albsteig im Schwarzwald, den wir Anfang April beschritten, hatten wir Temperaturen um den Gefrierpunkt. Für diese Verhältnisse war die UberLite tatsächlich zu schwach isolierend.
Cumulus X-Lite 400
Die zweite große Änderung im Pack ist der neue X-Lite 400 Schlafsack von Cumulus. Mit abgespeckter Konstruktion, wahnsinnig dünnem Toray Außenmaterial und 900 cuin Daunenfüllung drückt er das Gewicht auf 600 Gramm in der L-Version. Und das bei einem Füllgewicht von 400 Gramm und einer Komforttemperatur von -1°C (Temperaturangaben nicht nach EN13537).
Für eine reine Sommertour ist der Schlafsack mit 400er Füllung eigentlich etwas überdimensioniert. Aber ich bin ein Freund von Multifunktion bzw. einem breiten Einsatzspektrum. Der erste Eindruck ist sehr gut und auch in den ersten Nächte konnte er sich bewähren. Nur ist das Außenmaterial wahnsinnig empfindlich. Ein kleines Loch habe ich schon durch einen Reißverschlusseinklemmer bekommen…
WeitLäufer Agilist DCF
Für diese Wanderung werde ich den WeitLäufer Agilist DCF (Dyneema Composite Farbric) Prototyp zum zweiten Mal nach dem Albsteig ausführlich testen. Das gute Stück wiegt bei 48 Liter Gesamtvolumen nur 320 Gramm. Etwas mehr als 100 Gramm leichter, als das Standard Modell des Agilist.
Da ich aber bisher selten mit DCF gearbeitet habe, möchte ich dessen Eigenschaften und Haltbarkeit bei langen Wanderungen ausgiebig unter die Lupe nehmen, bevor ich dieses Modell auf den Markt bringe. Bisher bin ich aber guter Dinge und denke, dass mit einem Produktionsstart im Spätsommer gerechnet werden kann.
Sonstige Ausrüstung
Nach 3,5 Jahren benötigte ich mal wieder eine neue Hardshelljacke, da die Wetterschutzeigenschaften meiner Haglöfs LIM III so langsam an ihre Grenzen kamen. Geworden ist es die Montane Minimus Stretch Ultra Pull On*. 190 Gramm für eine 20D Pertex Hardshell mit halben Zip sind ganz gut. Auch wenn sie nicht die allerleichteste Regenjacke ist.
Ansonsten bin ich noch immer ohne Kocher und nur mit einem Cold-Soaking Gefäß unterwegs. Vermissen tue ich die warme Suppe am Abend kein bisschen. Meine Systemkamera bleibt nun fast ausnahmslos zuhause, da ich momentan mit dem Huawei P20 Pro 99% meiner Bilder knipse. Für meine Ansprüche reicht das aktuell allemal aus.
Die restlichen Dinge meiner Ausrüstung haben sich soweit nicht verändert und werden mich auch auf dieser Fernwanderung erneut begleiten.
Wo führt dich deine Sommertour in diesem Jahr hin?
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Eine Alternative wäre über das Entlebuch nach Engelberg,
würde mich auch mal interessieren, das Naturschutzgebiet.
Ich war mal auf dem Hohgant, traumhaft schöne Gegend.
Oder mal ganz was Anderes:
Über den Schweizer Jura an den Genfer See !;-)
Hi Stefan,
danke Dir für deine Anregung. Das klingt auch spannend.
LG Alex
Interessanter Beitrag!
Ich bin mal die Strecke Basel-Luzern mit dem Rad gefahren und fand sie eher fade.
LG
P. S. :
Im Sommer gehts nach Cornwall.
Hi Holger,
auf die ViaGottardo bin ich auch mal gespannt.
Dann Dir viel Spaß in Cornwall!
LG Alex
Hi Alex, lustig, ganz was ähnliches habe ich auch geplant! Westweg nach Basel, dann Via Gottardo, dann Sbrinz Route bis Nufenen Pass, dann GTA bis Ventimiglia. Teilstücke davon habe ich schon gemacht, aber irgendwann will ich meine Fußabdrücke verbinden! Wünsche Euch eine tolle Wanderung!
Diese Jahr wandere ich auch von der Haustüre los, von Freiburg nach München. So der Plan…
Liebe Grüße
Moni
Hi Moni,
ach wie lustig :D
Die Sbrinz Route hatten wir auch im Auge, evtl. laufen wir davon noch ein Stück je nachdem wie viel Zeit wir noch haben nach der Ankunft in Engelberg.
Welchen Weg (Wege) nimmst Du nach München? Querweg?
Liebe Grüße,
Alex
Wirklich schöne Tour. Wir sind auch mal von Freiburg gestartet, allerdings dann weiter rein in die Schweiz bis in den Naturpark Thal. War schön zu wandern, und man kann wenigstens sagen, dass man mal Deutschland verlassen hat :D