Nie hatte ich einen angenehmeren Wander- oder Trailrunning Schuh an den Füßen als den Altra Superior 3.5*. Die fußgerechte Zehenbox schränken die Füße beim Wandern nicht ein. Feste geschnürt bietet der Schuh dennoch selbst im steilen Gelände sicheren Halt. Ein überragendes Laufgefühl ist die Folge. Perfekt für sehr lange Wandertage. Für das Bergwandern ist er jedoch nur eingeschränkt zu empfehlen.
Altra Superior 3.5: Vor- und Nachteile
Vorteile |
Nachteile |
sehr leicht | weiche Sohle bietet bei Kletterpassagen, oder im Geröll wenig Stabilität |
überragender Laufkomfort | keine feste Zehenkappe |
uneingeschränkt viel Platz für die Zehen | Materialien generell eher dünn und wenig schützend |
sehr guter Halt auf unterschiedlichen Oberflächen | |
gute Atmungsaktivität |
Info: Alle Bilder wurden nach 150 Wanderkilometern gemacht
Einsatzbereich der Altra Superior 3.5
Die Altra Superior 3.5 eignen sich hervorragend als leichter Wanderschuh. Besonders wer gerne schnell und lange unterwegs ist, wird den Schuh des amerikanischen Herstellers zu schätzen wissen. Seine weiche und grobstollige Sohle bietet auf harten wie weichen Untergründen sehr guten Halt. Mit Waldböden kommt er ebenso gut klar, wie mit felsigen Passagen. Für Schotter oder leichte Kletterpassagen ist seine Sohle jedoch nicht steif genug. Seit einem Monat habe ich die Schuhe im Einsatz und sie haben mittlerweile etwa 150 Wanderkilometer unter ihre Sohle bekommen. Fürs Wander perfekt geeignet, lasse sie sich auf Bergwegen bis zu einem Schwierigkeitsgrad von etwa T2 gut nutzen.
Altra Superior 3.5: Details und Spezifikationen
Gesamtgewicht (Größe 46 nachgewogen) | 687 Gramm |
Obermaterial: | Quick-Dry Air Mesh |
Membran: | keine |
Sprengung: | 0 mm |
Sohlenhöhe: | 21 mm |
Profil: | DuraTread™ Gummi mit TrailClaw™ |
Ausstattung: | * FootShape™ Zehenbox * 4-Punkt GaiterTrap™ Technology * verstärkter, atmungsaktiver und flexibler Oberstoff * Stoneguard™ Innensohle schützt für spitzen Steinen |
Testzeitraum: | 1 Monate |
Testkilometer: | > 150 Kilometer |
Testbedingungen: | Waldwege, Schotterpisten, Bergpfade, Altschneefelder, Asphalt im Großstadtdschungel |
Tester Gewicht: | 95 kg |
Tester Körpergröße: | 197 cm |
Preis: | ab 110,00 €* |
Altra Superior 3.5 Test: Erster Eindruck und Passform
Schon rein äußerlich fällt der Altra Superior 3.5 aus dem Raster üblicher Trailrunning Schuhe. Besonders seine große Zehenbox zieht die erste Aufmerksamkeit auf sich. Im Gegensatz zu herkömmlichen Schuhen, verwendet Altra bei allen Schuhen die FootShape™ Zehenbox. Die wurde der natürlichen Form der Füße nachempfunden und zwängt diese nicht ein. So können sich die Zehen im Schuh in ihrer vorgesehenen Form ausbreiten und der große Zeh bleibt in einer geraden Position.
Beim ersten hineinschlüpfen macht sich der Unterschied sofort bemerkbar. In Kombination mit der 0 mm Sprengung (Höhenunterschied bei Schuhen zwischen Fersen- und Vorfußbereich) entsteht somit ein fast schon ungewohntes Gehgefühl. Es soll dem natürlichen Barfußlaufen nachempfunden sein. Altra hat sich bei der Konzeption seiner gesamten Produktserien ganz dem Thema “Natural Running” verschrieben. In diesem Artikel werde ich weniger auf das Für- und Wider dieser Thematik eingehen, sondern meine subjektiven Eindrücke dieses Ansatzes beschreiben.
Die Verarbeitung der Altra Superior 3.5 ist tadellos. Der Oberstoff ist im Gegensatz zu den Vormodellen überarbeitet und durch robusteres Ripstop Material ersetzt worden. Auf eine wasserdichte Membran verzichtet Altra, meiner Meinung nach, erfreulicherweise. Das kommt vor allem der Atmungsaktivität sehr zugute. Die Dura Thread™ Sohle ist grobstollig, relativ flexibel und im markanten Zehen-Design gestaltet.
Die Passform der Schuhe ist ausgesprochen angenehm. Eine feste Schnürung im Mittelfußbereich ermöglicht stabilen Halt. Die Zehen bleiben dabei trotzdem immer frei in ihrer Bewegung. Dennoch ist der gesamte Schuh sehr flexibel und nachgiebig. Eine ausgeprägte Torsionssteifigkeit wie bei meinen Zustiegsschuhen von Salewa wird man nicht finden. Das hat Vor- und Nachteile. Als weiteres Feature bietet der Altra Superior 3.5 Fixierpunkte für die Gamaschen von Altra. Die Dirty Girl Gaiter Modell sollen jedoch damit ebenfalls kompatibel sein.
Hinweis:
Der Schuh* fällt etwas kleiner aus als üblich. Ich habe daher eine ganze Nummer größer bestellt (46 anstatt 45) und er passt meinem Fuß super.
Altra Superior 3.5 Test: Leistung
Etwa 150 Kilometer habe ich die Altra Superior 3.5 bisher an den Füßen gehabt. Neben kurzen Asphaltpassagen haben die Schuhe hauptsächlich schmale Bergpfade, Waldwege, Schotterpister, Blockwerk und Geröll unter ihre Sohlen bekommen. Auch wenn 150 km keine große Distanz sind, konnte ich dennoch einen sehr guten Eindruck vom Charakter dieses in vieler Hinsicht außergewöhnlichen Trail Schuhs bekommen.
Tragekomfort und FootShape™ Zehenbox
Nach etwa 20 Kilometern habe ich mich an die 0 mm Sprengung gewöhnt. Die große Zehenbox war schon von Anfang an ein absoluter Traum. Gerade bei dem diesjährigen extrem sonnigen und heißen Sommer ist der zusätzliche Platz im Vorderfußbereich Gold wert. Selbst wenn die Füße durch die Bewegung und die Hitze im Laufe der Wanderetappe dicker werden, haben die Zehen noch genügend Platz, um sich ausreichend bewegen zu können.
Das kommt vor allem dem großen Zeh zugute. Er wird durch die ausgeweitete Form nicht nach Innen gedrückt, wodurch Druckstellen vermindert werden und die Stabilität erhöht wird. Bisher waren auch nach sehr langen Wandertagen (> 10 Stunden) meine Fuße spürbar fitter, als in allen meiner anderen Wanderschuhe. Ich konnte keine Druckstellen feststellen und auch keine unangenehmen Druckschmerzen in den Füßen. Eine Rolle wird dabei sicherlich auch das geringe Gewicht von 687 Gramm gespielt haben.
Stabilität und Wegeeignung
Dieses geringe Gewicht und der überragende Tragekomfort werden aber mit ein paar Schwachstellen erkauft. Zwar wird durch den flexiblen Materialmix der Altra Superior 3.5 das Abrollverhalten und der Grip verbessert, jedoch auf Kosten der Stabilität auf losem Untergrund. Besonders auf losem Geröll habe ich mich zeitweise etwas unsicher in den Schuhen gefühlt. Denn mit der weichen Sohle findet man mit der Ferse weniger Halt als gewohnt in dem lockeren Gestein. Ein schwimmendes Gefühl unter den Füßen war die Folge.
Auch wenn leichtere Kletterstelle mit kurzen Tritten zu überwinden sind, macht sich die wenig stabile Sohle bemerkbar. Es kann deutlich weniger Druck unter der Schuhspitze aufgebaut werden, als beispielsweise mit Zustiegsschuhen oder Bergstiefeln. Sind nur wenige solcher Stellen auf einer Etappe zu bewältigen, ist die mangelnde Stabilität zu verschmerzen. Aber stundenlang über Geröllfelder möchte ich nicht mit den Schuhen gehen. Was aber auch gar nicht schlimm ist, denn dafür sind die Schuhe sicherlich nicht gedacht.
Somit würde ich, je nach persönlichen Fertigkeiten, die Altra Superior bis zu einer Schwierigkeit von T2 (- T3) einsetzen. Und meine persönlichen Wanderaktivitäten spielen sich zu 95% nur bis zu dieser Grenze ab. Daher ist der Superior für mich fast immer die richtige Wahl. Für alle anderen Wege greife ich dann auf meine Zustiegsschuhe oder sehr selten (im verschneiten Winter) mal auf die Bergstiefel zurück.
Wetterschutz
Die Altra Superior 3.5 verwenden keine wasserdichte Membran. Feuchtigkeit von außen kann somit relativ ungehindert ins Innere des Schuhs gelangen. Was jetzt vielleicht für den ein oder anderen ein negativer Punkt wäre, werte ich als positiv. Denn neben dem sowieso eher marketingtechnisch orientierten Wetterschutz der Membranschuhe, trocknen diese deutlich schlechter sollten sie dennoch nass werden. Und das wird bei starkem Regen passieren. Ohne Membran kann die Feuchtigkeit deutlich schneller wieder aus dem Inneren des Schuhs entweichen.
Haltbarkeit der Altra Superior 3.5
Um das geringe Eigengewicht zu erreichen, haben viele Materialien ultraleichten Charakter, machen dennoch einen hochwertigen Eindruck. Nach nur 150 km Einsatz ist zwar nur wenig zur Haltbarkeit dieser Materialien zu sagen. Jedoch hat meine Freundin die Altra Superior in der 2.0 Version schon mehr als ein halbes Jahr im Einsatz. Dessen Sohle scheint meiner Meinung nach kaum große Veränderungen erlebt zu haben. Diese macht jedenfalls auch nach 6 Monaten noch einen guten Eindruck.
Zwar ist das verwendete Material sehr weich und zeigt Spuren der Abnutzung, bietet für die etwa 500 Einsatzkilometer aber noch unverändert guten Grip.
Fazit des Altra Superior 3.5 Test
Wer auf der Suche nach einem Wanderschuh ist, der auf Mittelgebirgswegen wie auf mittelschweren Bergwegen eine gute Figur macht, findet in dem Altra Superior 3.5 einen Partner mit überragendem Laufkomfort. Auch wenn die ungewöhnliche Schuhform Eingewöhnungszeit fordert, ist es das Tragegefühl allemal wert. Besonders, wenn Du gerne viele Kilometer am Tag zurücklegst und lieber schnell als langsam unterwegs bist.
Für Geröllfelder und kleine Tritt bietet die Sohle etwas zu wenig Steifigkeit. Auch fehlt eine schützende, stabilere Zehenkappe, welche die Füße vor schmerzenden Kontakten mit Steinen bewahrt. Diese scheint der Gewichtsreduktion zum Opfer gefallen zu sein. Besonders gefallen der Natural Running Ansatz der leichtern Trailrunner sowie die große Zehenbox. Die membranfreie Außenhülle kommt vor allem der Atmungsaktivität zugute und sorgt für eine bessere Trocknungszeit im nassen Zustand.
Der Halt der Sohle war auf unterschiedlichsten Untergründen hervorragend. Ob Fels, Schotter oder Pfad: Ich war überall mit dem Grip zufrieden. Vor allem auf weicheren Waldpfaden spielt der Superior dank des grobstollige Profils seine Stärken aus.
Was hältst Du von dem Altra Superior 3.5 ?
Ähnliche Erfahrungen mit der großen Zehenbox gemacht?
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Anmerkung*: Die Schuhe habe ich selbst erworben und wurden mir nicht vom Hersteller zur Verfügung gestellt! Einige Produkt-Verlinkungen auf dieser Seite sind Affiliate Links für die BergReif eine geringe Provision erhält, falls Du einen dieser Artikel kaufst. Für dich fallen keine Extra-Kosten an. Dies hilft mir bei der Kostendeckung dieses Blogs.
Altra Superior 3.5
Pros
- sehr leicht
- überragender Laufkomfort
- uneingeschränkt viel Platz für die Zehen
- sehr guter Halt auf unterschiedlichen Oberflächen
- gute Atmungsaktivität
Cons
- weiche Sohle bietet bei Kletterpassagen oder im Geröll wenig Stabilität
- keine feste Zehenkappe
- Materialien generell eher dünn und wenig schützend
Hallo Alex,
aufgrund Deiner Beschreibung habe ich mir die Altra Superior 3.5 angeschafft als Alternative zu meinen Bergstiefeln. Ich muß sagen, Dein Tip war goldwert. Ich habe die Schuhe angezogen und mich gleich wohlgefühlt. Nach 2 Wanderungen (Waldwege, Bergpfade, Asphalt) bin ich total begeistert, es gibt nichts zu bemängeln, keine Schwachstellen. Selten so bequeme Wander-/Laufschuhe gehabt.
Vielen Dank
Heidrun
Hallo Heidrun,
das freut mich sehr zu hören!
Ich bin auch immer noch super zufrieden mit ihnen und werde nächste Woche auf den Westweg damit starten.
Wünsche Dir viele schöne Touren damit!
LG Alex
.. hallo Alex,
Habe mir die Altra Superior ebenfalls zugelegt.
Kann Deine Beschreibung und Beurteilung wirklich teilen. Absolutes Wohlgefühl unterwegs, war jetzt auf Gomera Gr132, 6 Tage, 100km damit unterwegs. Unterschiedlichstes Terrain, fast immer besten Grip.
Auf nassem, glatten Fels, wie jeder andere Wanderschuh, muss man aufpassen. Bergab bei losem Untergrund greift die Sohle konstruktionsbedingt (Stollen für den Vortrieb optimal angeordnet – TRAILRUNNING) etwas schlechter.
Leider sind bei meinen Schuhen die vordersten Stollen auf dem vulkanischrauen Felsen jetzt nach 100km schon durchgelaufen :-(
Auf ‘normalen’ Trail-Untergrund halten sie möglicherweise länger.
Grüße Robert
Moin Robert,
ja ich finde die Superior auch echt klasse.
Aber super widerstandsfähig gegen raue Felsen ist er leider nicht, da stimme ich Dir zu. Werde diese Saison mal die Altra LonePeak 4.0 testen und schauen wie die sich im Vergleich schlagen.
LG Alex
Moin, ich bin Läufer und wollte deine Meinung wissen zu den Altras.
Ich möchte mir die kaufen und mir stellt sich die Frage ob ich wie bei den anderen Herstellern lieber eine Größe mehr nehme… Aber da die Altras ja schon genügend Platz für die Zehen bieten bin ich unsicher.
Moin,
also ich habe eine Größe größer genommen. Trage normalerweise 45, nutze in den Altras jedoch 46. Besonders, weil im Sommer die Füße nach langen Etappen etwas anschwellen und dann mehr Platz benötigen.
Viele Grüße,
Alex
Hey, danke für deinen ausführlichen Bericht! Auf der Suche nach einem neuen leichten Schuh hilft mir das sehr, vor allem weil ich die Marke noch nicht kannte.
Ich fühle mich in vielen Schuhen vorne oft eingeengt, weil sie mir zu spitz zulaufen. Ich habe einen sehr schmalen Fuß, der vorne aber wieder quasi rechteckig ist. Daher bin ich mir nicht sicher, ob die weite Zehenbox mir hilft oder ich dann erst recht ‘schwimme’.
Vielleicht geht es nur mir so, aber ich denke, ein Foto deines Fußes eventuell auf der Einlage oder neben dem Schuh, würde deinen Beitrag noch besser machen. Dann kann man abschätzen wie es einem selber gehen wird, wenn man deinen breiten/schmalen Fuß mit griechischen/ägyptischen Zehen (Zeigezeh oder großer Zeh am längsten) sieht.
Mein Schuhverkäufer ist leider schon in Rente gegangen, der konnte auf den ersten Blick sagen, welche Marken man garnicht erst probieren muss und spätestens beim zweiten Griff hatte er den richtigen parat.
Liebe Grüße