Der Nidwaldner Höhenweg führt in ungefähr 86 Kilometern vom Fuße des Engelbergertales bis zum Vierwaldstätter See. Dabei zeigt er in eindrucksvoller Weise den Übergang vom wiesenreichen Voralpenland hin zu den markanten Felsgiganten der Hochalpen. Landschaftliche Höhepunkte kommen dabei auf keiner der 5 Etappen zu kurz. Die höhenmeterlastigen Abschnitte machen den Fernwanderweg zwar zu einer konditionellen Herausforderung, technisch sind aber keine besonderen Schwierigkeiten zu erwarten.
Der Nidwaldner Höhenweg
Infobox zum Nidwaldner Höhenweg
Die mehrtägige Wanderung ist zwar keine Rundtour, folgt aber in einer U-förmigen Schleife den Bergwegen um das Engelbergertal. Dabei werden unter anderem die Dörfer Melchsee-Frutt, Engelberg, die Bannalp sowie Ober- und Niederrickenbach durchquert. Er wird alternativ auch als Route 88 bezeichnet.
- Gesamtlänge: 86 km
- Startpunkt: Grafenort
- Endpunkt: Emmetten am Vierwaldstättersee
- Anforderungen: alpine Bergwanderung, jedoch wenig technische Schwierigkeiten, teilweise lange Etappen
- maximale Höhe: 2208 Meter
- durchschnittliche Höhenmeter/Tag: 860 m Aufstieg / 1100 m Abstieg
- Gesamte Höhenmeter: 4.300 m Aufstieg/ 5.500 m Abstieg
- Tagesetappen: 5
- Beste Wanderzeit: Juni – September (Schneelagenabhängig)
Eine Karte des Nidwaldner Höhenweg und den GPS-Track zu der Fernwanderung findest Du bei Outdooractive. Den Track und die Beschreibungen haben wir auf unserer Wanderung ebenfalls benutzt und waren, abgesehen von der ersten Etappe, zufrieden damit.
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Tourenbericht Nidwaldner Höhenweg
Das kleine Örtchen Grafenort ist der Ausgangspunkt unserer 5-tägigen Wanderung auf dem Nidwaldner Höhenweg. Nur wenige Minuten wandern wir entlang des Aa-Baches durch den schattigen Wald, bevor wir in nach Mettlen abbiegen. Dort wartet nämlich eine kleine Buiräbähnli, die Seilbahnen der Bergbauern, auf uns. Zwei davon sollen uns etwa 800 Höhenmeter hinauf tragen. Denn mit 1400 Aufstiegshöhenmetern ist die erste Etappe auch ohne weitere 800 Aufstiegsmeter schon sportlich genug.
Die kleinen Seilbahnen sind mehr für den Material- als den Personentransport konstruiert. Das merke ich schnell, als ich versuche meine 1,97 m Körpergröße in die Gondel zu falten. Empfangen werde ich von gefühlten 60°C in der winzigen Metallbox. Fehlt nur noch der Kräuter-Aufguss denke ich mir. Oben angekommen, eröffnet sich uns der erste von vielen landschaftlichen Höhepunkten. Das Engelbergtal liegt unter uns und der Blick wandert zu den Gipfel von Titlis, Hahnen und Co.
Auf schmalen Pfaden steigen wir anschließend die ersten Höhenmeter empor. Der Weg ist zwar vorbildlich markiert, eine durchgehende Wegspur ist aber nicht immer vorhanden. Bei knappen 30°C sind wir an diesem Sonntagmorgen überraschenderweise fast alleine unterwegs. Nur eine Bäuerin mit ihren drei sehr jungen Kindern wandert ebenfalls in Richtung des 1742 Meter hohen Storeggpass.
Weglos zum Melchsee
Nach dem Passübergang gibt es an der Laihütte die Möglichkeit die bei dieser Hitze rasant schwindenden Wasservorräte wieder aufzufüllen. Ab diesem Punkt verschwindet die Pfadspur des Nidwaldner Höhenweg teilweise über viele Kilometer. Auch die Navigation ist mitunter nicht mehr ganz trivial. Über Wiesen, Weiden und durch Waldstücke geht es in wechselndem Auf- und Ab in Richtung Melchsee-Frutt. Deutlich anstrengender als erwartet, wandern wir entlang der Bergflanken.
Schatten gibt es trotz 30°C kaum. Als wir ein winziges Waldstück erreichen, nutzen wir die Gelegenheit direkt. In dem schattigen Abschnitt stärken wir uns mit eingeweichtem Couscous und mittlerweile lauwarmen Wasser.
Während die Etappenbeschreibung bei Outdooractive nur 560 Aufstiegshöhenmeter verspricht, sind es in Wahrheit mehr als doppelt soviele. Das merke ich spätestens beim Anstieg zur Bettenalp. Während ich mich über mich selbst ärgere, die Werte nicht noch einmal überprüft zu haben, stapfen wir die letzten Kilometer bis nach Melchsee-Frutt hinauf.
In dem Bergdorf angekommen, überrascht mich der krasse Kontrast zwischen der umgebenden Landschaft und den Gebäuden der Siedlung. Während erstere mit dem großen See malerisch anmutet, macht das Dorf den Eindruck einer leblosen Kulisse. Außer Appartementhäusern und Hotels scheint es kaum andere Gebäude zu geben. Die der Bergbahnstation entgegen strömenden Tagestouristen lassen somit einen wenig lebendigen Ort zurück.
Obwohl es 200 Extrahöhenmeter bedeutet, sind wir daher froh noch bis zum Bonistock aufzusteigen. In der netten Bergpension kommen wir die Nacht unter und genießen besonders beim Sonnenuntergang die Aussicht von der erhöhten Position. Neben einer vierköpfigen Familie sind wir diesen Abend die einzigen Gäste in der Hütte. Schon relativ früh fallen wir ins Bett und lassen und vom entfernen Läuten der Kuhglocken in den Schlaf wiegen.
Hochalpine Aussicht
War am Vortag die Pfadspur und Wegfindung nicht immer ganz trivial, zeigt sich der Nidwaldner Höhenweg heute von seiner absoluten Schokoladenseite. Oberhalb des Tannalpsees wandern wir über den aussichtsreichen Grad des Bonistock in Richtung Tannalp. Dabei haben wir ohne Unterlass auf der rechten Seite ein Panorama vor Augen, dass es locker auf jedes Poster diverser Tourismus-Verbände schaffen würden. In westlicher Richtung zeigen sogar einige Viertausender ihr Antlitz. Finsteraarhorn, Jungfrau und Mönch rücken mit jedem Schritt weiter ins Sichtfeld.
Wieder muss ich mich zwingen meinen Blick auf den Boden zu richten, als ohne Unterbrechung die Aussicht zu bewundern. Was aber nicht immer ganz leicht fällt. Denn auch in östlicher Richtung erstrecken sich anschauliche Bergketten. Besonders die in gleißendem Morgenlicht angestrahlten Gipfel der vom Gadmertal aus aufsteigenden Bergkette sehen majestätisch aus.
Vorbei an Tannalp, Engstlenalp und dem gleichnamigen See wandern wir mal schmalpfadig, mal über breitere Schotterwege ohne großartige Höhenänderung. Der einzige Aufstieg dieses Tages bleibt der anschließende Weg hinauf zum Jochpass auf 2222 Metern. Hier oben angekommen, bewegen wir uns in mehr als bekanntem Terrain. Von dem Passübergang sind schon die ersten Dächer von Engelberg auszumachen. Noch sind es aber knapp 1300 Höhenmeter Abstieg bis in das kleine Bergdorf. Bei der gleichbleibend grandiosen Aussicht auf die Bergwelt, bleibt dieser jedoch äußerst kurzweilig.
Während sich das Wetter in der ersten Tageshälfte von wolkenloser Schönheit präsentiert hat, zieht es sich ab Mittag jedoch deutlich zu. Auf den letzten Kilometers ins Tal fängt auch schon das Donnern und Tröpfeln an. Leicht angefeuchtet erreichen wir kurz darauf unsere Unterkunft.
Vorzeitiges Ende
Das Wetter am nächsten Tag ist ebenfalls wenig ansprechend. Trotz fehlender Sonne empfängt uns eine unangenehme Schwüle. Das macht den 800 Mehr langen Aufstieg zur Brunnihütte noch schweißtreibender als ohnehin schon. Nachdem wir dort noch einmal die Wettervorhersage checken, scheint das komplette Begehen des Nidwaldner Höhenweg recht ungewiss. Während es heute ab dem frühen Nachmittag Gewittern soll, werden für die nächsten beiden Tag schon am Morgens heftige Gewitter erwartet.
Wenig rosige Aussichten für den Höhenweg… Wir entscheiden und dennoch dafür dem Walenpfad bis zu unserem Tagesziel, der Bannalp, zu folgen. Als wir gegen 13:00 Uhr dort eintreffen, ist das Wetter besser als vorhergesagt. Ohne ein Regentröpfchen können wir uns auf die grüne Wiese am See legen und die traumhafte Kulisse der Bannalp genießen. Wir hoffen auf ähnlich gutes Wetter am nächsten Tag und gehen motiviert schlafen.
Leider werde ich schon am Morgen vom ersten Donnergrollen geweckt. Ein kräftiges Gewitter zieht auf uns zu. Eine Besserung ist laut Hüttenwirt auch in den kommenden Tagen nicht in Sicht. So entscheiden wir uns dazu, dass Frühstück erst einmal in Ruhe zu genießen und dann vorzeitig den Abstieg ins Tal anzutreten. Die restlichen beiden Etappen werden bei besserem Wetter nachgeholt!
Allgemeine Informationen
zum Nidwaldner Höhenweg
Übersichtskarte
Anmerkung: Die Karte und der GPS-Track sind nicht die genausten ihrer Art. Daher sind die Höhenmeterangaben der Etappen mit Vorsicht zu genießen. Vor allem die erste Etappe liegt mit der Summe an Aufstiegshöhenmetern komplett daneben.
Anforderungen
Der Nidwaldner Höhenweg führt zwar durch alpines Gelände und über Bergwege, dennoch sind größere technische Schwierigkeiten nicht vorhanden. Im Sinne der Schweizer SAC Bergwanderskala lässt sich die Mehrtagestour zum Großteil mit einer Schwierigkeit von T2 einordnen. Einige Passagen der ersten Etappe könnten aber durchaus auch als T3 durchgehen, da dort eine Wegspur nicht immer zu erkennen ist und die Orientierung etwas schwerer fällt.
Auch wenn keine großen technischen Herausforderungen zu meistern sind, werden größere Anforderungen an die Kondition gestellt. Die Etappen sind teilweise relativ lang und erfordern Aufsteige von weit über 1000 Höhenmetern. Der lange Abstieg nach Engelberg kann am besten mit Trekkingstöcken unterstützt werden. Die Knie werden es danken.
Etappen/ Unterkünfte
Am sinnvollsten ist eine Einteilung des Weges in 5 Etappen. Die Start- und Endpunkte jeder Etappe können dabei etwas variiert werden. Wir haben uns für die folgende Aufteilung entschieden:
- Etappe: Grafenort – Bonistock (Melchsee/Frutt) | Strecke: 16 km | ⇑ 1400 m ⇓ 682 m
- Etappe: Bonistock – Engelberg | Strecke: 18,2 km | ⇑ 490 m ⇓ 1623 m
- Etappe: Engelberg – Bannalp | Strecke: 15 km | ⇑ 1240 m ⇓ 640 m
- Etappe: Bannalp – Brisenhaus | Strecke: 15 km | ⇑ 1155 m ⇓ 1000 m
- Etappe: Brisenhaus – Emmenten am Vierwaldstättersee | Strecke: 15,5 km | ⇑ 600 m ⇓ 1600 m
Anmerkung: Streng genommen führt der Nidwaldner Höhenweg nicht über den Bonistock, sondern bleibt 200 Höhenmeter tiefer und leitet den Wanderer über einen Schotterweg von Melchsee-Frutt zur Tannalp. Der Weg über den Bonistock ist dabei nicht nur deutlich aussichtsreicher, sondern auch von der Pfadspur spannender.
Anreise/Abreise
Die Anreise zum Startpunkt in Grafenort ist problemlos mit der Bahn zu erreichen. Die LSE (Luzern – Stans – Engelberg) Express fährt in etwa stündlich vom Luzerner Bahnhof ins Engelbergertal. Luzern ist von Deutschland über Basel aus gut erreichbar. Wer gerne eine Übernachtung vor dem Start wünscht, kann das direkt in der Nähe der Bahnstation Grafenort im gleichnamigen Gasthaus tun.
Die Rückreise vom Endpunkt in Emmetten nach Luzern erfolgt per Bus nach Stans und vor dort per Bahn zum Luzerner Bahnhof.
Beste Wanderzeit
Wie immer bei alpinen Wanderwegen, hängt die Wanderzeit von der Altschneelage ab. Nach schneearmen Wintern kann somit schon mit einem Start im Juni gerechnet werden. Ansonsten ist Anfang bis Mitte Juli ein guter Start Zeitpunkt. Da sich der höchste Punkt auf 2200 Metern befindet, ist auch nicht mit riesigen Schneemengen im Juni zu rechnen.
Dennoch war dieses Jahr selbst im Juli relativ viel Restschnee auf dem Jochpass. Auch auf schattenreichen Nordhängen kann sich die Altschneedecke länger halten. Bei einem frühen Start in die Wandersaison kann es daher ratsam sein, ein paar leichte Grödel beziehungsweise Mircospikes* einzupacken.
Qualität und Markierung des Weges
Einmal von Teilen der ersten Etappe abgesehen, ist der Nidwaldner Höhenweg SAC typisch sehr gut und durchgehend markiert. Wir waren ohne Wanderführer und nur mit dem GPS-Track unterwegs und kamen gut zurecht. Die Beschilderung mit Wegweisern ist zudem auch sehr hilfreich um einen Eindruck von der Entfernung des nächsten (Zwischen-)Ziels zu bekommen. Dabei haben die angegebenen Stundenwerte aber wohl eher den sportlichen Wanderer im Sinn gehabt.
Neben den weiß-roten Markierungen wird der Nidwaldner Höhenweg noch mit der Bezeichnung Route 88 gekennzeichnet. Diese ist auch auf einigen der Wegweisern zu finden.
Ausrüstung
Da der Nidwaldner Höhenweg ein alpiner Bergwanderweg ist, kann ich Dir meine Packliste für eine Hüttentour als Orientierung empfehlen. Bei Übernachtung in den Unterkünften kannst Du also mit Minimalgepäck unterwegs sein. Worauf Du jedoch nicht verzichten solltest, sind neben den obligatorischen Wanderschuhen, einem guten Rucksack und dem Erste-Hilfe-Set*, die folgenden Dinge:
- Hüttenschlafsack*
- Funktionsunterwäsche
- Isolationsschicht*
- Biwak Notfall Sack *
- Stirnlampe*
Meine vollständige und wirklich sehr leichte Packliste findest du HIER.
Bildergalerie
Warst Du auch schon auf dem Nidwaldner Höhenweg unterwegs?
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