Viel spontaner kann die Planung einer zweitägigen Wandertour kaum ausfallen. Am Vorabend, 10 Stunden bevor wir loslaufen wollen, liege ich entspannt auf dem Bett. Ich zücke mein Handy, starte den Tourenplaner von Outdooractive und ziehe per Drag-and-Drop eine Markierung auf das digitale Pendant des kleine Schwarzwaldörtchens St. Peter. Knappe 20 Kilometer spuckt mir der Kilometerzähler der App aus.
Hmm…eigentlich wollte ich schon über 25 km pro Tag laufen. Außerdem führt die Route zum Großteil über den Kandelhöhenweg, der aber in einer separaten Tour noch später im Jahr ansteht. Also wird der Plan schnell wieder verworfen und nach anderen Zielen auf der Karte Ausschau gehalten.
Das eigentliche Ziel dieser Tour ist, das neue Tarp sowie den kürzlich genähten Biwaksack zu testen. Und da beide Ausrüstungsgegenstände zum Ersten mal ausgeführt werden, am liebsten mit Übernachtung auf einem Campingplatz. So kann ich nachts wenigstens ins Klohäuschen flüchten, sollte das Tarp bei Wind und Wetter seine Dienste versagen.
Auf den Belchen wandern – 2 Tage unterwegs im Hochschwarzwald
Mit dem Camping Hochschwarzwald ist schnell eine Alternative zu St. Peter gefunden. Also wird dort der erste Wegpunkt markiert, auf dem Gipfel des 1414 Meter hohen Belchen der Zweite und an der Endhaltestelle der Münstertalbahn der dritte und somit letzte Wegpunkt. Die dazwischen liegende Route berechnet die Software eigenständig und legt ihren Wegvorschlag über das Wanderwegenetz im Schwarzwald. Knappe 50 Kilometer mit jeweils 1600 Auf- sowie Abstiegshöhenmeter zeigt mir der Tourenplaner an. Hervorragend, ein guter Schnitt für die erste Mehrtageswanderung des Jahres.
Kurz folge ich dem Verlauf der roten Linie auf der Suche nach wenig vorteilhaften Abschnitten über Bundesstraßen oder sonstige Unpässlichkeiten. Da ich aber auf den ersten Blick keine entdecken kann, erkläre ich die Routenplanung dieser Zweitagestour als erfolgreich abgeschlossen.
Meine Ausrüstung für kurze Trekkingtouren:
In diesem Artikel findest Du Informationen, welche Ausrüstung ich auch eine kurze, 2-tägige Wanderung mit Zeltübernachtung mitnehme. Zur Packliste.
Entspannter Tourstart
Nach einem ausgedehnten Samstagsmorgen Frühstück starten wir um halb 12 relativ spät in die Tour. Wir werden geschätzt jedoch nur 6 Stunden unterwegs sein und wollen nicht schon am frühen Nachmittag das Zelt aufspannen.
Hinaus aus der Tür, entlang der Eschholzstraße, über die Dreisam führt uns der Weg hinauf zum Lorettoberg. Erst passieren wir noch schmucke Wohnhäuser und Villen in bester Lage, bevor wir endlich in den Wald abbiegen und Naturboden unter den Füßen spüren. Das Wetter hätte kaum schöner sein können und die Sonnenstrahlen bahnen sich ihren Weg durch das frische Blätterdach der Bäume.
Tourziel in Sicht
Das Blätter sind jetzt im Frühling besonders saftig und von hellgrüner Farbe. Überall blüht, summt und zwitschert es. Nicht nur wir freuen uns, dass die kalte Jahreszeit endgültig vorüber zu sein scheint. Schmalen Waldpfaden folgen wir die nächsten Kilometer. Als wir bei der Luisenhöhe aus dem Wald treten, folgt ein längerer Asphaltabschnitt durch Langackern und Horben hinauf zur Eduardshöhe.
Der Blick nach links offenbart den Gipfel des Schauinsland. Nur zu erkennen, durch den von hier unten klein scheinenden Eugen-Keidel-Turm. Die frisch ergrünten Laubbäume wirken in dieser Landschaft wie leuchtende Farbkleckse zwischen den dunkelgrünen Nadelhölzern. Unseren weiteren Wegverlauf säumen weitläufige Wiesen, die von zahllosen gelb blühenden Löwenzahn Pflänzchen bedeckt sind. Nach der Eudardshöhe pflanzen wir uns selbst auf eine dieser Wiesen und packen unseren Proviant aus.
Eine Stunde zuvor habe ich meinen Couscous Gericht mit kalten Wasser angesetzt. Jetzt, 60 Minuten später, ist er schön aufgegangen und verzehrbereit. Nach der kurzen Mittagspause stapfen wir die letzten Meter auf der nordwestlichen Flanke des Schauinsland empor. Oben angekommen, entpuppt sich der Sattel jedoch als befahrene Asphaltstraße. Der Abschnitt währt zu unserem Glück nur von kurzer Dauer, bietet aber schon beeindruckende Aussichten auf unser morgiges Ziel: Den 1414 m hohen Belchen.
Zwar ist der Himmel jetzt nicht mehr so wolkenlos wie am Morgen. Doch gerade das gebrochene Sonnenlicht, das durch die Wolkenlücken auf die Erde scheint, erzeugt eine ganz besondere Stimmung. Die Wege wandeln sich bald auch wieder von Asphalt zu Pfad und wir können die Landschaft unseres neuen Zuhauses in voller Pracht genießen.
Wanderparadies Hochschwarzwald
Für mich ist es immer noch kaum vorstellbar, dass ich diese Ausblicke jetzt einfach zu Fuß von der Haustür aus erreichen kann. Etwas, das ich mir immer schon im Kopf ausgemalt habe, ist nun Wirklichkeit geworden. In Köln hatte ich mindestens eine Anfahrt von 45 Minuten mit dem Auto gehabt, bevor ich den ersten Schritt auf Wanderwegen setzen konnte. Und hier im Schwarzwald muss ich wieder aufpassen, den Blick während dem Wandern nicht zu oft vom Boden zu heben.
Bald biegen wir jedoch wieder in den Wald ab und wandern die letzten Kilometer bis zum Camping Hochschwarzwald über breite Forststraßen. Heute Abend stelle ich erfreut fest, dass Anfang Mai noch kaum jemand auf die Idee kommt draußen zu schlafen. So haben wir die Zeltwiese für uns fast allein. Beide Tarps sind schnell aufgebaut und nach knapp 26 Kilometer Wanderstrecke bleiben wir nicht mehr lange wach.
Ultraleichte Ausrüstungs Tipps:
Tag 2: Hinauf zum Belchen wandern
Also um 05:45 Uhr der Wecker klingelt, sind wir die Einzigen, die auf dem Campingplatz zu dieser frühen Stunde den Reißverschluss des Zeltes nach oben schieben. Während ich mich nach draußen schiebe, begrüßt mich der dünne Zeltstoff mit einem feuchten Händedruck. Die Nacht war ziemlich frisch, also wunder ich mich nicht, dass alles nass ist.
Beide Tarps werden vor dem einpacken ausgeschlagen und verschwinden anschließend in den Fronttaschen der Rucksäcke zum trocknen. Anstatt eines ausgieben Frühstücks genehmigen wir uns zwei Energieriegel und stapfen in den frischen Morgen hinein. Bald verlassen wir den schattigen Wald und wandern auf sonnigen Pfaden durch gelb erblüte Wiesen.
Die Gipfel des Hochschwarzwald präsentieren sich in der dunstigen Morgenluft von ihrer malerischen Seite und versüßen uns dem Aufstieg. Schon recht früh sind wir heute auf den Westweg eingebogen. In diesem Teil führt er über die höchsten Gipfel des Schwarzwaldes, bis er nach dem Markgräflerland die schweizer Stadt Basel anpeilt.
Wir folgen ihm jedoch nur bis zu unserem Tagesziel. Während den letzten Höhenmeter bis zum Gipfel bin ich über den steil angelegten Weg mehr als erfreut. Alpine Glückgefühle kommen da in mir auf. Wir überklettern große Felsstufen und knorrige Wurzeln bis sich uns dieser Anblick bietet:
Schon wenige duzend Höhenmeter unterhalb des 1414 m hohen Gipfel ist das Panorama äußerst eindrucksvoll. Feldberg, Schauinsland und Co. lassen sich nun problemlos mit einem Blick zurück ausmachen. Obwohl heute schönstes Wetter herrscht, ist die Luft nicht klar genug, um das schweizer Alpenpanorama um Jungfrau, Mönch und Eiger zu erspähen.
Auch auch so gibt es wenig Grund zu klagen. Das Gipfelplateau ist trotz Sonntag nicht zu voll. Wir haben keine Mühe einen freien Wiesenplatz zu ergattern und uns der Länge nach ins Gras zu legen. Schuhe und Socken werden geschwind abgestreift und die Kappe ins Gesicht gezogen. Nach dem schweißtreibenden Aufstieg ist das kurze Nickerchen wohlverdient!
Aussichtsreicher Abstiegsanfang
War schon der Weg zum Gipfel größtenteils sehr aussichtsreich, geht es auch während dem Abstieg vom 1414 m hohen Belchen nicht weniger pittoresk zu. Auf einen Abstecher zum Belchenhaus verzichten wir jedoch, denn es gilt noch den restlichen Proviant der Tour zu verwerten. Schmalpfadig verlassen wir das Gipfelplateau wieder und biegen nach wenigen 100 Abstiegshöhenmeter in Richtung Münstertal ab.
Somit verlassen wir auch den Westweg wieder, welchem wir heute etwa für 20 Kilometer gefolgt sind. Auf ihn werde ich definitiv zurückkehren. Vielleicht auch einmal für die gesamte Strecke.
Nachdem wir wieder in den Wald eingetaucht sind und uns auf den 1000 Höhenmeter langen Abstieg ins Münstertal begeben haben, werden keine weiteren Hightlights zu der Tour hinzugefügt. Über scheinbar seltenst begangene Forstwege nähern wir uns dem Tal. Und zwar mit beachtlicher Geschwindigkeit. Was hauptsächlich daran liegt, dass die Wege extrem steil angelegt sind und die letzten anderthalb Wanderstunden mehr als anstregend machen.
Als wir aus dem Wald hervortreten und wieder Asphalt unter den Füßen haben, ist es gefühlte 10 Grad wärmer. So sind die letzten Kilometer zur Endstation der Münstertalbahn auch ohne Höhenmeter überraschend schweißtreibend.
Fazit zur 2-tägigen Hochschwarzwald Tour
Als wir am frühen Nachmittag in der klimatisierten Münstertalbahn in Richtung Freiburg sitzen, fallen mir andauernd schon die Augen zu. Dennoch erblicke ich wieder den Berg, auf dem wir wenige Stunden zuvor noch gestanden haben. Dieses markante, leicht abgerundete Gipfelplateau. Und während ich diesem beim kleiner werden zuschaue, bin ich einfach überglücklich, dass ich diese Landschaft selbst von meiner Haustüre aus erwandern kann.
Diese unmittelbare Nähe zum Hochschwarzwald führt dazu, dass ich meine Wanderschuhe viel häufiger als früher schnüre. Einfach, weil die Hürde so niedrig ist, und man in so kurzer Zeit auf Waldpfaden im Mittelgebirge steht. Ohne auf Auto, oder selbst die Bahn angewiesen sein zu müssen. Wenn Du dich dafür interessierst, welche Strecke wir genommen haben, dann findest Du hier den GPS-Track:
Warst Du auch schon im Hochschwarzwald wandern?
Kennst Du noch weitere mehrtägige Touren dort?
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Schön schön. Wenn man die Bilder so anschaut, kann voll und ganz nachvollziehen, warum ihr Freiburg als eure neue Heimat gewählt habt. Wirklich sehr schön, direkt vor der Haustür.
Und der Schwarzwald scheint überhaupt für einen Abstecher gut zu sein.
Ich denk ja mal, beide Tarps hast du selbst geschneidert. Wie haben Sie sich geschlagen? Bevorzugst du das eher flache oder das pyramidenähnliche?
Viele Grüße
Bert
Hi Bert,
Danke dir.
Beide haben sich gut geschlagen (Das Pyramid hatte ich schon auf der Alpendurchquerung dabei). Aber persönlich bevorzuge ich das Pyramid Tarp. Es lässt sich schneller aufbauen, man kann einfacher ein und aussteigen und es schützt besser vor Wind und Regen. Und ich viel mehr Kopffreiheit im Inneren.
Liebe Grüße,
Alex
Hi Alex,
Your post is very interesting. I would like to do this 2 days hike at the end of this week.
Is the path well signaled with indications, signs, etc?
Thank you
Oriol
Hi Oriol,
yes, the path is well signed.
Cheers,
Alex
Hallo Alex,
gibt also noch mehr Schwarzwaldwanderer im Netz… :-) Schöne Biwaktour habt ihr da gemacht. Der Belchen bietet ja auch schöne Aussichten. Muss auch wieder mal in den Schwarzwald übers Wochenende.