Überzeugende Bildqualität, ein sehr großer Dynamikumfang und flüssige 4k Slowmotion-Szenen durch 60 fps in der Ultra HD Auflösung sind dicke Pluspunkte für die Yi 4K+. Leider ist die Audioaufnahme nur Mittelmaß und das Touchscreen Helligkeit bei Tageslicht zu niedrig.
Rein äußerlich hat sich bei den Action Kameras in den letzten 10 Jahren praktisch nichts getan. Ein kleiner, rechteckiger Würfel mit hervorstehender Linse, der zufälligerweise auch Fotos und Videos aufzeichnen kann. Diese Beschreibung trifft auch ausnahmslos auf die Yi 4K+ in diesem Test zu.
Die Video- und Fotoqualität die nun aber auf dem Bildschirm gezeigt wird, unterscheidet sich wahnsinnig von den wackligen und körnigen Aufnahmen der ersten Exemplare. Als erste Action Kamera ermöglicht die Yi 4k+* Aufnahmen in 4k bei 60 Bildern pro Sekunde. Zudem funktioniert ihr eingebauter elektronischer Bildstabilisator ebenfalls bei der Ultra-HD Auflösung.
Leistungen welche die neu erschienene GoPro HERO 7* genauso bietet. Die Konkurrenz ist dafür jedoch fast 200€ günstiger. Ob sich die Ersparnis lohnt oder die Yi 4k+ nur ein weiterer bedeutungsloser Klon aus China ist, möchte ich Dir in diesem ausführlichen Testbericht näher erläutern.
Yi 4k+ Test
Seiteninhalt
Spezifikationen der Yi 4k+
Spezifikation |
||
Abmessungen | 65mm x 30mm x 42mm | |
Gewicht (ohne Gehäuse) | 90 Gramm | |
Linse | 155° FOV, F2.8 | |
LCD Screen | 2.2” Touchscreen Auflösung: 640*360 Pixel bei 330 PPI, 16:9 Helligkeit: 250 cd/m2 | |
Prozessor | Ambarella H2 – Quad-core ARM®Cortex®-A53 64-bit CPU | |
Bildsensor | SONY IMX377 1/2.3 | |
Video Auflösungen |
4K | 60, 50, 48, 30, 25, 24 fps |
4K Ultra | 30, 25 fps | |
4000×3000 | 30, 25 fps | |
2.7K | 60, 50, 48, 30, 25, 24 fps | |
2.7K Ultra | 30, 25 fps | |
1440p | 60, 50, 48, 30, 25, 24 fps | |
1080p | 120, 100, 60, 50, 48, 30, 25, 24 fps | |
1080p Ultra | 90, 60, 50, 30, 25 fps | |
960p | 120, 100, 60, 50 fps | |
720p | 240, 200 fps | |
720p Ultra | 120, 100, 60, 50 fps | |
480p | 240, 200 fps | |
Maximale Fotoauflösungen | 12 MP (RAW und/oder JPEG) | |
Weitere Features | Zeitraffer Video Modus | |
Elektronische Bildstabilisierung bis 4k 30fps | ||
Weitwinkel Linsen Korrektur bis 4k 30fps | ||
Slowmotion Video Modus | ||
Burst Fotos Modus bis zu 30 Bilder pro Sekunde | ||
Preis | ab 229,00€ * |
Yi 4k+ Test: Ausstattung und Lieferumfang
Der Lieferumfang der Yi 4k+ lässt sich am ehesten mit dem Wort Rudimentär beschreiben. Im Inneren des Verpackungskartons befinden sich die Kamera inklusive Akku, ein USB-C-Ladekabel, das Unterwassergehäuse sowie eine Stativhalterung inklusive der benötigten Schraube. Klebebefestigungen oder sonstige Kamerahalterungen sucht man vergebens.
Da Yi den Anschluss bei GoPro abgeschaut hat, sind jedoch auch alle Mounts und Halterungen der kalifornischen Actionkamera mit dem chinesischen Modell kompatibel. Gut, wer dort schon eine kleine Auswahl hat.
Im Vergleich zu meiner alten GoPro HERO 4 Silver ist die Yi 4k+ etwas größer und schwerer. Auf ihrer Rückseite sitzt das 2.2″ große LC-Display. Die Bedienung und Einstellung der Kamera erfolgt ausschließlich über das Touchpanel. Das funktioniert schnell und intuitiv. Mithilfe zweier Knöpfe durch das Menü zu navigieren, ist leider nicht möglich. Sitzt die Yi im Unterwassergehäuse, können die Einstellung nur per App angepasst werden. Gestartet und Beendet werden die Aufnahmen dennoch per Knopfdruck.
Auf der rechten Seite der Kamera sitzt die USB-C-Buchse und auf ihrer Linken eines der zwei Mikrofone. Die Ladebuchse ist für Leute mit kurzen Fingernägeln leider nur schwer zu öffnen. Das zweite Mikrofon befindet sich auf der Oberseite der Kamera. Ebenso wie die große und einzige mechanische Knopf der Yi 4k+. Dieser verfügt über eine integrierte LED Leuchte. Nebenan sitzt die kleine Lautsprecher, welcher für die Soundausgabe verantwortlich ist.
Auf der Unterseite ist ein Stativgewinde, sowie das Fach für Akku und Speicherkarte angebracht. Die benötigte Micro-SD Speicherkarte* kann zwar bei eingesetztem Akku problemlos eingeschoben werden, aber nur schwer wieder entfernt werden. Mit etwas Fingerspitzengefühl ist es zwar möglich, einfacher geht es jedoch, wenn der Akku vorher entfernt wird.
Erster Eindruck und Bedienung
Die kleine Yi macht nach dem Auspacken einen sehr wertig verarbeiteten Eindruck. Vom Made in China Klischee weit entfernt. Ihre Oberfläche fühlt sich gummiert an und liegt rutschfest in der Hand. Ihrer Front wurde ein Carbon-ähnlicher Look verpasst. Das ist auch das einzige optische Unterscheidungsmerkmal zum Vorgänger ohne Plus*. Ein längerer Druck auf den Auslösebutton startet die Yi 4k+.
Bedienung Yi 4k+
Ihr 2.2″ Touchscreen erleuchtet schnell und besticht durch gute Helligkeit und eine sehr scharfe Darstellung. Bei direkter Sonnenbestrahlung ist er jedoch selbst bei maximaler Helligkeit schwer ablesbar. Für die Bedienung sind die drei Symbole am unteren Bildschirmrand relevant. Mittig ist der gerade gewählte Videomodus abgebildet. Ein Klick darauf öffnet die Auswahl alle Modi. Mit dem linken Button wird in die Galerie gewechselt. Dort kannst Du Dir alle geschossenen Videos und Fotos anschauen.
Das Zahnrad in der rechten unteren Ecke ermöglicht Dir ein Einblick auf alle Einstellungen des gewählten Modus. Dort lässt sich die Auflösung, Framerate, Bildwinkel, elektronische Bildstabilisierung, Videoqualität, Weißabgleich, Belichtungskorrektur, Sättigung und noch vieles Mehr nach den eigenen Wünschen zusammenstellen.
Tipp: Für die größte Flexibilität bei der Nachbearbeitung bietet es sich an, die Sättigung auf “Flat”, die Belichtungskorrektur auf -0.5 und die Schärfe auf “Low” einzustellen. Betreibst Du keine großartige Farb- und Videobearbeitung sind die Standardeinstellungen ausreichend.
Ein Swipe nach links oder rechts, wechselt zwischen dem, Video- und Fotomodus hin und her. Wie bei jeder Kamera, startet ein Druck auf den Auslösebutton die Aufnahme und beendet diese ebenfalls wieder. Ein zwei-sekündiger Druck darauf, schaltet die Yi 4k+ komplett aus.
Videoqualität und Videomodi
Befeuert wir die Yi 4k+ vom Ambarella H2 Chip und einer Quad-core ARM®Cortex®-A53 64-bit CPU, gepaart mit einem SONY IMX377 1/2.3” Bildsensor. Übersetzt heißt das: Die momentane S-Klasse der Action Kamera Bildverarbeitungs Chips. In der Praxis sind somit Videoaufnahmen in Ultra HD, also 4k mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde (fps) möglich. Full-HD, also 1080p wird mit maximal 120 fps aufgezeichnet.
Entsprechend sehen die Videoaufnahmen erstklassig aus. Die Bildschärfe ist hervorragend und besonders bei Landschaftsaufnahmen ein Genuss. Der Auto-Weißabgleich der Yi 4k+ ist für meinen Geschmack jedoch etwas zu kühl. Das lässt sich aber leicht in der späteren Farbkorrektur anpassen. Da die Yi mit einer maximal möglichen Bitrate von 135 MBit/s aufzeichnet, bleiben auch in dunkleren Bildbereichen noch erstaunlich viele Details erhalten.
Der hohe Dynamikumfang geht jedoch mit einem extremen Speicherdurst einher. Um die 60 Bilder pro Sekunde in 4k nutzen zu können, bedarf es einer sehr schnellen Class 10 U3 Speicherkarte*. Die hohe Framerate ist vor allem dann sinnvoll, wenn die Aufnahmen nachträglich verlangsamt werden sollen. Somit sind knackscharfe Zeitlupen bzw. Slowmotion Szenen möglich.
>> Im Testvideo ab Minute 00:10.
Testvideo
Im folgenden Video habe ich die wichtigsten Aufnahmemodi der kleinen Actionkamera zusammen gefasst.
Bildstabilisierung in 4k der Yi 4k+
Neu ist bei der Yi 4k+ ebenfalls, dass die Bildstabilisierung auch bei Ultra-HD Aufnahmen möglich ist. Das funktioniert aber nur bei 30fps. Die eingebaute Stabilisierung ist elektronischer Natur, arbeitet jedoch erstaunlich sauber. Ein Teil des Weitwinkel-Bildausschnitts geht verloren und der Bildwinkel wird etwas enger.
Bei handgeführten Kameraschwenks liefert der Bildstabilisator sehr gute Ergebnisse ab. Selbst die Aufnahmen, welche während dem Gehen oder Wandern gemacht wurden, lassen sich wirklich sehen. Dort sind jedoch ab und zu leichte Ausgleichsruckler festzustellen. Einem mechanisch arbeitendem 3-Achsen Gimbal* macht sie keine Konkurrenz, dennoch war ich von den geglätteten Resultaten sehr angetan. Im Vergleich zu der Bildstabilisierung der GoPro HERO 5, ist das ein großer Schritt nach vorne.
Testweise habe ich einige 4k 60fps Aufnahmen nachträglich in Premiere Pro CC stabilisiert. Bei Landschaftsschwenks bleibt mehr vom ursprünglichen Weitwinkel-Bildausschnitt übrig. Stark verwackelte Aufnahmen waren jedoch kaum ohne massive Verzerrungen mit der Software zu stabilisieren. Bei Aufnahmen in der Bewegung macht der eingebaute elektronische Bildstabilisator durchaus Sinn.
>> Im Testvideo ab Minute 02:30.
Zeitraffer Video
Bei meiner alten GoPro HERO 4 Silver waren Zeitraffer Aufnahmen immer mit einem mehr oder weniger aufwändigen Prozess verbunden. Das schlussendliche Video musste aus zahllosen Einzelbilder manuell zusammen gesetzt werden.
Das ist bei der Yi 4k+ glücklicherweise nicht der Fall. Im Timelapse Modus der Kamera wird nun lediglich noch das Intervall der Einzelbilder sowie die auszugebende Videolänge bestimmt und auf Start gedrückt. Nach der Aufnahme berechnet die Action Kamera aus der Einzelbildern selbstständig das fertige Zeitraffer Video.
Neu ist nun auch, dass die Zeitraffer Videos ebenfalls in der 4k Auflösung aufgenommen werden können. Zwar nicht mit 60 fps, sondern “nur” mit 30 Bildern pro Sekunde. Das ist meiner Meinung nach aber auch nicht nötig. Denn die Abspielgeschwindigkeit wird sowieso über das Einzelbild-Intervall eingestellt.
>> Im Testvideo ab Minute 05:20.
Weitwinkelkorrektur
Der typische Weitwinkel-Look der Action Kameras ist nicht jedermanns Sache. Gekrümmte Linien vor allem zu den Bildrändern hin sind die Folge der weitwinkligen Linsen. Um diesem Effekt entgegen zu wirken, besteht bei der Yi 4k+ die Möglichkeit diese Verzerrung softwareseitig herauszurechnen. Wird die Einstellung “Adjust Lens-Distortion” aktiviert, werden aus den vormals gerundeten Linien Geraden.
Das funktioniert erstaunlich gut. Ähnlich wie bei der Bildstabilisierung geht somit ein kleiner Teil des Bildausschnitts verloren. Diese Korrektur ist auch nur bis zu einer maximalen Auflösung von 4k und 30 fps möglich.
Audio
Audioaufnahmen zählen nicht unbedingt zu den Stärken einer Action Kamera. Hier macht die Yi 4k+ auch keine Ausnahme. Die Soundaufnahme ohne Unterwassergehäuse ist durch aus akzeptabel, aber nur wenn die Bedingungen nicht zu windig sind. Verglichen mit einer GoPro HERO 5 oder HERO 6 ist die Audioqualität jedoch schlechter.
In diesem Video kannst Du Dir selbst einen Eindruck der Soundaufnahme-Qualität machen. Ist diese für dich ein No-Go, kannst Du über einen speziellen USB-C Adapter* auch externe Mikrofone an die kleine Kamera anschließen.
Fotoqualität und Fotomodi
In meinen Augen sind die Bilder von Action Kameras wegen ihres extremen Weitwinkels eher für Schnappschüsse geeignet. Dennoch lassen sich die Fotos der Yi 4k+ durchaus sehen. Sie haben mich besonders aufgrund ihrer Schärfe und des erstaunlich hohen Dynamikumfanges überrascht. Ähnlich wie bei den Videoaufnahmen sind auch in den dunkleren Bildbereichen noch viele Details und Strukturen zu finden. Noch besser werden die Ergebnisse der RAW-Aufnahmen.
RAW-Modus
Wie die meisten Spiegelreflex-, System- oder hochwertigen Kompaktkameras, verfügt auch die Yi 4k+ über die Möglichkeit Fotos im unkomprimierten RAW Format zu schießen. Diese Bilder werden als DNG Dateien gespeichert und sind bei einer Auflösung von 12 MP circa 18 MB groß. Der größere Dynamikumfang sowie die flachen Sättigungs- und Kontrastwerte lassen bei der Nachbearbeitung der Bilder einen viel größeren Spielraum, als bei den Standard-JPEG Aufnahmen zu.
Mit einem RAW-Konverter wie Adobe’s Lightroom können die Dateien anschließend nach den eigenen Vorstellungen entwickelt werden. Die folgenden Bilder zeigen den Unterschied zwischen der unbearbeiteten JPEG-Datei (links) und der entwickelten DNG-Datei anhand eines 100% Ausschnitts:
Die beiden Bilder in voller Auflösung (6000 x 4000 px) findest Du hier:
Akkulaufzeit Yi 4k+
Der Hersteller gibt an, dass die Yi 4k+ bei 4k und 60fps 70 Minuten lang aufzeichnen kann. In meinem Test bin ich bei einer Umgebungstemperatur von 20°C auf 63 Minuten gekommen. Alle anderen Videoeinstellungen sind weniger energieintensiv und sollten auf eine deutlich längere Akkulaufzeit hinauslaufen.
Die ist aber sehr stark von den Umgebungsbedingungen, wie zum Beispiel der Temperatur, abhängig. Je kälter es ist, desto schneller entleert sich der Li-Ionen Akku. Besonders unterhalb der 0°C Schwelle. Möchtest Du also beim Skifahren oder Wandern im Winter Videos aufnehmen, empfiehlt es sich einen Ersatzakku* oder eine kleine Powerbank* mitzunehmen.
Fazit des Yi 4k+ Test
Hervorragende Bildqualität, ein sehr hoher Dynamikumfang und butterweiche 4k Slowmotion-Szenen durch 60 Bilder pro Sekunde in der Ultra HD Auflösung sprechen für die kleine Action Kamera*. Leider ist das Touchscreen Display bei Sonneneinstrahlung nicht ganz so leicht abzulesen und die Audioaufnahme nur Mittelmaß. Bei dem sehr guten Preis/Leistungsverhältnis empfinde ich das aber als verschmerzbar.
Die Yi 4k+ ist eine günstige Alternative zur frisch erschienenen GoPro HERO 7*. Die Aufnahmen müssen sich vor der amerikanischen Konkurrenz keineswegs verstecken. Im Gegenteil: Durch die 135MBit/s hohe Bitrate produziert die Yi knackscharfe 4k Videos, die selbst in dunkeln Bereichen durch viele Details und Strukturen überzeugen können.
______
Anmerkung*: Die Kamera habe ich selbst erworben und wurden mir nicht vom Hersteller zur Verfügung gestellt! Einige Produkt-Verlinkungen auf dieser Seite sind Affiliate Links für die BergReif eine geringe Provision erhält, falls Du einen dieser Artikel kaufst. Für dich fallen keine Extra-Kosten an. Dies hilft mir bei der Kostendeckung dieses Blogs.
Yi 4k+ Testfazit
Pros
- hervorragende Videoqualität und gute Bildstabilisierung
- sehr guter Dynamikumfang durch extrem hohe Bitrate
- zahlreiche Einstellungsmöglichkeiten
- 4k mit 60 fps
- Preis/Leistungsverhältnis
Cons
- Touchscreen bei Sonnenlicht schwer ablesbar
- kann im Unterwassergehäuse nicht komplett bedient werden
- Audioaufnahme nicht so gut wie Videoqualität
Keine Kommentare