Auf dem Weg an die französische Mittelmeerküste hat der erste Weitwanderweg, der Nordalpenweg, kräftig vorgelegt. Saftige Almwiesen, spannende Kletterpassagen, urige Berghütten, wurzelige Waldpfade und weitreichende Aussichten präsentierte er uns in den ersten Tagen. Nach knapp zwei Wochen heißt es nun aber leider Abschied nehmen. Ab sofort folgen wir dem Salzsteigweg und damit dem österreichischen Weitwanderweg 09 in Richtung Villach bis nach Arnoldstein.
Auf dem Salzsteigweg nach Süden
Infobox zum Salzsteigweg
Der Salzsteigweg ist ein circa 430 Kilometer langer Fernwanderweg, welcher von Sternwald bei Bad Leonfelden im Mühlviertel bis zum Wurzenpass in den Karawanken oder alternativ nach Arnoldstein bei Villach führt. Er durchquert dabei Österreich von Nord nach Süd und wird unter anderem auch als Österreichischer Weitwanderweg 09 bezeichnet.
- Gesamtlänge: 430 km
- Startpunkt: Sternwald bei Bad Leonfelden im Mühlviertel
- Endpunkt: Wurzenpass Karawanken, alternativ: Arnoldstein
- Anforderungen: alpine Bergwanderung, jedoch wenig technische Schwierigkeiten, teilweise sehr lange Etappen
- maximale Höhe: 2303 Meter
- durchschnittliche Höhenmeter/Tag: 900m Aufstieg / 900 Abstieg
- Gesamte Höhenmeter: 18.000m Aufstieg/ 18.000m Abstieg
- Tagesetappen: ~ 20
- Beste Wanderzeit: Juni – September (Schneelagenabhängig)
Eine Karte des Südalpenweg und den GPS-Track zu der Fernwanderung findest Du bei Outdooractive. Den Track und die Beschreibungen haben wir auf unserer Wanderung ebenfalls benutzt und waren sehr zufrieden damit. Von Freytag & Berndt gibt außerdem einen gedruckten Wanderführer.
Aufgrund meiner Bänderdehnung am rechten Knöchel noch etwas vorzeitiger als geplant. Auf dem Weg von Admont nach Rottenmann legen wir die letzten Meter auf dem Nulleinser zurück. Von nun folgen wir der neuen Kennzahl des Salzsteigweg. Die rotweißrote 09 weißt uns ab jetzt den Weg. Bis nach Villach und Arnoldstein soll er uns in ungefähr 10-11 Etappen führen.
Sehr erfreut, dass es nach 3-tägiger Pause endlich wieder losgeht, steuern wir als erstes Ziel auf dem Salzsteigweg die Mörsbachhütte in den Wölzer Tauern an. Der kurze Aufstieg von Donnersbachwald zu der Selbstversorgerhütte gestaltet sich entspannt und führt knöchelgerecht über eine breite Forststraße. Die nette Wirtin schließt uns die Hütte auf und wir freuen uns über die äußerst reinlich geputzte Unterkunft.
Hungrig wie ich am Ende eines jeden Wandertages immer bin, wird schnell das Wasser für das Couscous Dinner erhitzt. Der Luxus des heutigen Tages: Ein funktionierender Wasserkocher, der uns etwas Brennstoff spart und noch genügend Wasser für einen Tee bereitstellt. Der letzte Bissen ist noch nicht verschlungen, da kündigt ein kräftiges Grollen erneut Gewitter an. In der blitzableitergeschützten Hütte kann ich dem donnernden Naturschauspiel im warmen Bett aber sogar eine gewisse Gemütlichkeit abgewinnen. Nur die freilaufenden und mittlerweile ziemlich nassen Pferde bemitleide ich etwas.
Auf dem Salzsteigweg ins Sölktal
Am nächsten Tag starten wir nach dem morgendlichen Regenschauer den Anstieg zur Gstemmerscharte. Obwohl ich mich die vorherige Zeit überraschend fit gefühlt habe, fehlt mir heute etwas die Puste. Ich schiebe es auf die 3 Pausentage, werde aber prombt von zwei Kühen abgelenkt. Sie kommen uns auf dem schmalen Steig entgegen und verfolgen uns trotz eines Ausweichmanövers anschließend bis in einen nahen Wald hinein. Ihr Schnauben und die gesenkten, gehörnten Köpfe flössen mir doch ziemlichen Respekt ein. Erst als wir uns hinter einem großen Baumstumpf verstecken, drehen sie ab und trotten bimmelnd ins Tal.
Ein neuer Feind
Nach 1,5 Stunden stehen wir an der Spitze der Scharte und genießen den ersten Blick ins Sölktal. Da wir von dem kräftigen Wind aber fast hinuntergeweht werden, wird die Rast auf ein Minimum reduziert. 3 rutschige Abstiegsstunden später erreichen wir Mößna und treffen das erste Mal auf unseren neuen Feind: Asphalt! Geschlagene 11 Kilometer müssen wir auf ihm noch bis zu dem Etappenziel, der Erzherzog-Johann-Hütte, zurücklegen. Und davon nicht genug. Anstatt auf einem Gehweg, sollen die Asphaltkilometer auf der Bundesstraße bewältigt werden.
Zu dem harten und heißen Untergrund gesellen sich also auch noch PKW, Traktoren, LKW und Motorradfahrer, denen wir nicht vor die Räder stolpern sollten. Kurz nach St. Nikolai wird die Straße jedoch schmaler und der Verkehr glücklicherweise weniger. Nun können wir uns auch mal an der Schönheit des Sölktals erfreuen. Ohne es zu wissen, wird dies leider nicht die letzte Begegnung auf dem Salzsteigweg mit dem ungeliebten Untergrund gewesen sein.
Der Anfang des nächsten Tages hält aber erst einmal des Wanderers liebste Wege bereit. Schmale Pfade, die sich in unendlichen Serpentinen abwechslungsreich die Flanke des Berges hinauf schlängeln. Erst in dichtem Nadelwald, anschließend oberhalb der Baumgrenze über grüne Almwiesen. 1,5 Stunden später erreichen wir die Haseneckscharte auf 2150 Metern. Die warme Vormittagssonne in Kombination mit der üppigen Fernsicht zwingen uns quasi, eine ausgedehntere Pause einzulegen.
Ultraleichte Ausrüstungs Tipps:
Grandiose Aussichten am Salzsteigweg
Mein Blick streift über die Gipfel der vor uns liegenden Berge und ins Eselbergbachtal. Die Sicht scheint unendlich weit zu reichen. Hinab in das besagte Tal geht es ebenfalls über einen schmal angelegten Steig, auf dem wir an diesem Sonntag sogar einigen anderen Wanderern begegnen. Eine Rarität wie sich bald herausstellen wird. Nach der Neukirchnerhütte mündet der Pfad in einem Schotterweg, der an diesem Wochenende recht hoch vom Autoverkehr frequentiert wird. Nach knapp 14 Kilometer erreichen wir mit angeschwollenen und ziemlich platten Füßen das beschauliche Städtchen St. Peter am Kammersberg im Bezirk Murau.
Mit den schönen Bergpfaden ist es nun aber leider erst einmal vorbei. An den folgenden beiden Etappen geben sich breite Forst-, Schotter- und Asphaltstraßen die Klinge in die Hand. Der Salzsteigweg führt uns über die Stolzalpe nach Murau und weiter bis zur Murauerhütte. Obwohl wir die lange Etappe aufgeteilt haben, erreichen wir die auf knapp 1600 Meter gelegene Unterkunft geplättet. Der heiße Asphalt und die daraus resultierende sehr eintönige Bewegung machen mir und meinem Knöchel zu schaffen. Da die Murauerhütte bei unserer Ankunft geschlossen hat, weichen wir auf den sehr familiären Alpengasthof Krische aus.
Der Salzsteigweg an sich
Wir gönnen uns außerdem einen Pausentag, da die nächste Etappe viele Höhenmeter und knapp 32 Kilometer an Wegstrecke bereithält. Ähnlich wie die Etappe nach St. Peter am Kammersberg, ist die folgende Etappe nach Flattnitz charakteristisch für den Salzsteigweg. Der Tag beginnt mit einem Anstieg. Meist über Schotterwege, gefolgt von einem schmalen Steig bis zu einem schönen Aussichtspunkt. Anschließend geht es vom Gipfel wieder ins Tal, wo nun ein über 10 Kilometer länger Straßenhatscher auf uns wartet. Viel zu häufig leider direkt an einer Bundesstraße entlang. Die rotweißroten Markierungen sind sogar oft direkt auf die Leitplanken gepinselt.
Gerade in der zweiten Tageshälfte fordert der Weitwanderwege 09 daher viel Kraft und Ausdauervermögen. Erschöpft und erneut mit überhitzten Füßen wuchte ich meinen müden Körper auf das Bett im Alpengasthof Ladinig. Langsam beginnen die Bundestraßenhatscher wirklich nervig zu werden. In Flattnitz erfahren wir von einem pensionierten Wanderbuchautor, dass die eigentümliche Wegführung teilweise von jagtbegeisterten Grundbesitzern herrührt. Weitwanderer werden angeblich als Störung angesehen und über die Bundesstraße von den Jagdgebieten ferngehalten.
Gewitterbedingt müssen wir am nächsten Tag auf den Höhenweg zur Turracher Höhe verzichten und steigen über Ebene Reichenau direkt nach Wiedweg ab. Ein erster Blick auf die Karawanken und die dahinter gelegenen, felsigen Gipfel der Julischen Alpen verbessert meine Laune schlagartig. Denn sie werden nach unserer Ankunft in Villach unser nächsten Ziel sein. Obwohl die Etappe von Wiedweg nach Arriach die ersten Kilometer erneut über eine Asphaltstraßen führt, ist sie für mich dennoch die schönste des 09ers. Nach 1250 Aufstiegshöhenmetern stehen wir nämlich am Gipfel des Wöllaner Nock auf 2145 Metern.
Die Julischen im Blick
Von hier oben ist das Panorama einfach unglaublich schön. Bei leichten Schönwetterwolken erstrahlt das helle Gestein und die schroffen Felsen der Julischen Alpen im besten Licht. Der gesamte Gebirgszug ist von Ost nach West zu überblicken und lässt uns eine mehr als ausgedehnte Pause einlegen. Die steilen Felsentürme erinnern mich stark an die Dolomiten und steigern meine Vorfreude auf den kommenden Südalpenweg nur noch mehr. Viele der Gipfel liegen jenseits von Österreich in Slowenien und Italien und machen mich stutzig, wie weit wir nun schon gelaufen sind.
Die einmalige Aussicht bleibt uns auch auf der nächsten Etappe erhalten und stimmt mich am Ende des Tages halbwegs versöhnlich mit dem neunten Österreichischen Weitwanderweg. Trotzdem sehnen vorallem meine Füße einen Belagswechsel herbei und freuen sich auf die kommenden Bergpfade des Karnischen Höhenweges, der fast deckungsgleich mit dem Südalpenweg verläuft.
Mit dem Eintreffen in Villach, ist das nächste größere Zwischenziel erreicht. Mittelwelle stehen fast 500 Wanderkilometer seit Wien auf dem Tacho. Ein Viertel der Wegstrecke dieser Alpenüberquerung zu Fuß haben wir nun schon zurückgelegt. An diesem Abend spannen wir das Tarp Zelt auf einem Zeltplatz im Norden der Stadt auf, und entscheiden uns bei dem sommerlichen Wetter einen weiteren Zeroday einzulegen, bevor die höhenmeterlastigen Steige des nächsten Abschnittes locken.
Die letzten Kilometer auf dem 09ner führen durch Villach bis nach Thörl-Maglern. Bei 36 °C und Windstille kommt Wüstenstimmung auf. Nach den 28 km dieser überraschend schönen Pflichtetappe schmeckt das gekühlte Weizenbier somit noch besser als sonst. Der folgende Abend macht jedoch klar, dass die Gewittersaison noch keinesfalls vorbei ist. Bei vibrierenden Fensterscheiben und stroboskopartiger Blitzfrequenz mache ich in dieser Nacht kein Auge zu. Die Fortsetzung dieser Wetterlage wird uns in der kommende Woche zu einer recht drastischen Routenänderungen zwingen….
Soweit für den vierten Teil des Wander Berichtes unserer Alpenüberquerung von Wien bis nach Nizza. In den nächsten Wochen kommen dann die anschließenden Teile. Momentan befinden wir uns in Arnoga in der Nähe der Bernina Gruppe. Die nächsten Tage geht es in die Schweiz und in Richtung des Comersee. Juhuu! Wasser!!
Möchtest Du mehr über unsere Wanderung erfahren, dann schau doch einfach auf Facebook oder Instagram vorbei. Dort versuche ich alle 1-2 Tage ein paar Bilder und kurze Updates zu der Tour hochzuladen. Sofern das Internet mitspielt natürlich.
Zu den anderen Artikeln dieser Alpenüberquerung:
- Etappen 1 – 6: Der Start in Wien
- Etappen 7 – 13: Erste Gewitter
- Die Sache mit dem Knöchel…
- Etappen 14 – 24: Der Salzsteigweg – Eine Hassliebe
- Etappen 25 – 32: Der Südalpenweg
- Etappen 33 – 41: Von Sexten nach Bozen – Die Dolomiten-Durchquerung
- Etappen 42 – 58: Vom Vinschgau bis ins Piemont
- Etappen 59 – 72: GTA – Von Forno bis Talosio
- Etappen 73 – 78: Rocciamelone – Der höchste Punkt der Reise
- Etappen 79 – 94: Die Ankunft in Nizza
- Alle Informationen zu der Alpenüberquerung zu Fuß
Hallo Alex,
schön wieder was von der Tour zu lesen. Leider ist wohl auch diese Tour wieder etwas regnerischer als erwartet, schade, aber da kann man nix machen.
Wie machen sich den die “selbstgestrickten” Rucksäcke. Bist du zufrieden mit deiner Kreation?
Nichts desto trotz, viel Freue weiterhin, einen weiter genesenden Knöchel und besseres Wetter, aber du deutest ja schon etwas an…
Bert
Hi Bert,
Also insgesamt ist die Tour bis jetzt von äußerst sonnigen Wetter geprägt. Bis auf wenige Ausnahmen und natürlich die gewittrigen Abende ;)
Die Rucksäcke schlagen sich hervorragend. Wir sind mehr als zufrieden :)
Viele Grüße,
Alex
Oh, Karnischer Höhenweg… Auf ihm werde ich ab Donnerstag nächste Woche laufen und ich freue mich schon total darauf. :-) Und, immer wieder schön von euch zu lesen…
Hi Jochen,
Dann ganz viel Spaß beim Karnischen Höhenweg! Hoffentlich mit weniger Gewitter als bei uns ;)
LG Alex
Hi Alex,
Ich finde es sehr spannend deine Berichte zu lesen. Vor allem, weil ich gerade dieselbe Strecke gehe. Da ihr eine ähnliche Route wie ich geht, kommen mir einige Stücke bekannt vor. Der viele Teer auf dem Salzsteigweg und die unglaubliche Hitze haben auch mir sehr zu schaffen gemacht. Ich bin vor allem gespannt, wie ihr von Arnoga weiter gegangen seid. Dieses Stück ist mir von der Planung und den vielen Gewittern her besonders schwer gefallen. Ich wünsche euch noch ganz viel Spaß in dieser herrlichen Landschaft!
Ich bin mittlerweile schon seit einer Woche auf dem GTA. Spätestens hier sind die vielen Teerhatscher zum Glück eher selten :-)
Viele Grüße,
Johanna
Hi Johanna,
Schön zu hören, dass du auch diese Strecke gehst. Wir sind ab Arnoga über Poschiavo – Rif. Runcasch – Sondrio – Castione Andervenno zum Comersee gelaufen. Von dort zum Luganersee und dem Lago Maggiore. Nun sind wir in Omegna und werden ab Morgen endlich die GTA erreichen :)
Die italienischen Seen waren wunderschön, aber Straßenhatscher gab’s hier leider auch nicht zu knapp ;) Oft aber auch der Gewitterwahrscheinlichkeit wegen. Eigentlich wollten wir der Via Alpina rot weiter folgen, dann haben uns aber die Seen gereizt. Wo bist du denn hergegangen?
Viele Grüße und weiterhin guten Weg!
Alex