Der Zug rattert durch eine traumhafte Winterlandschaft. Schneebedeckte Felder und weiße Bäume fliegen am Fenster einfach vorbei. Der frische Schnee auf den Bergen glitzert magisch in der leuchtenden Sonne. Der blaue Himmel im Hintergrund macht aus der Szenerie endgültig ein Postkartenmotiv. Klischeehafter geht es kaum.
3 Stunden später liegt das bayrische Voralpenland hinter uns und der Zug hält in Bozen. Von der Winterstimmung ist allein die Kälte geblieben. Schnee hat es hier keinen mehr. Auch von den Bergen ist nicht mehr viel zu sehen, denn die Sonne hat sich soeben hinter diesen verabschiedet. Ob wir schon in den Dolomiten sind, frage ich unseren Fahrer auf dem Weg nach Welschnofen. Noch nicht ganz, die fangen erst im Eggental an, antwortet er.
1,5 Jahre ist es nun her, dass ich ihnen das letzte Mal einen Besuch abgestattet habe. Den schroffen Bergen, die mich auf dem weiten Weg von München nach Venedig so beeindruckt haben, wie kein anderer Gebirgszug. Ski gefahren bin ich hier sogar noch nie. Nur gehört habe ich von den tollen Pisten in traumhafter Kulisse. Dementsprechend gespannt bin ich auf die 3 Tage hier im Skigebiet Carezza.
Klima Skigebiet Carezza
Allgemeine Informationen
- Gebietshöhe: 1182 m – 2337 m
- Pistenkilometer: 41 Kilometer
- Anzahl Liftanlagen: 15
- Längste Abfahrt: 7,6 Kilometer
- Website des Skigebiets
- Besonderheiten:
- Reduzierung der Energiekosten um 20%
- Schneesicherheit
- Familienskigebiet
- Für Anfänger bis Profis geeignet
- Kinderland
- 800 m lange Skirenn-Trainingspiste
- Funpark
900 Höhenmeter, hellerleuchtete Tunnel und einige Kilometer an Serpentinen später kommen wir in dem kleinen Bergdorf Welschnofen an. Der Ausgangsort des Skigebiets. Plötzlich ist alles auf Italien eingestellt. Die Straßenbreite ist um 30% gesunken und das Überholverhalten kann freundlich gesagt als ungeduldig beschrieben werden. Über verzweigte und ungewöhnliche steile Straßen erreichen wir das Panoramahotel Nigglhof. Nach dem hervorragenden Abendessen schlafe ich, gespannt auf die morgige Bergwelt, ein.
Der nächste Tag begrüßt uns mit Kaiserwetter und einem tollen Sonnenaufgang. In der Ferne lassen sich schon die angezuckerten Gipfel des Rosengartens ausmachen. Aber der Schnee will sich noch nicht so richtig zeigen. Laut Skigebietspräsident und TechnoAlpin Mitbegründer Georg Eisath braucht es den Naturschnee für perfekte Pistenverhältnisse heute jedoch auch nicht mehr unbedingt.
Ohne Kunstschnee kein Skibetrieb
2008 wurde Eisath, nach dem Ausstieg aus dem Weltmarktführer für Beschneiungsanlagen, Präsident des damals angeschlagenen Skigebiets. Der Vater des Skirennläufers Florian Eisath hat über die Jahre 200 Schneeerzeuger im gesamten Gebiet installiert. Innerhalb von wenigen Tagen, kann somit die gesamte Pistenfläche von 100 ha eingeschneit werden. Tiefere Minusgerade vorausgesetzt. Unabhängig von der Schneelage im November, wird vor jeder Saison in dieser Art der Pistenbelag produziert.
Das macht das ganze Skigebiet unabhängiger von den wenigen Schneefällen im Jahr. Die durchschnittliche Schneedicke auf der Piste beträgt somit 0,6 Meter. Das entspricht einer produzierten Schneemenge von 600.000 m³. Mit der natürlichen Schneemenge alleine wäre an einen vollständigen Skibetrieb sicherlich nicht zu denken.
In diesem Zusammenhang finde ich die Bezeichnung als “Klimaskigebiet” mehr als unpassend. Auch wenn durch Optimierungs- und Effizienzsteigerungen 20% an Energie eingespart werden: Ein Skigebiet das nur durch den Einsatz von künstlicher Beschneiung seine Pisten öffnen kann, ist meiner Meinung nach per se nicht klimafreundlich. Auch nicht, falls die Einsparungen höher ausfallen würden.
Aber konventioneller Skisport im Allgemeinen ist keine wirklich nachhaltige Angelegenheit. Skitourengehen wäre da die ökologischere Alternative.
Skifahren neben Laurin’s Rosengarten
Abgesehen von der Klimathematik, sind die Pisten in Carezza hervorragend. Die 41 Pistenkilometer liegen selbst Mitte Januar den Großteil des Tages in der Sonne. Das südseitige Gebiet am Fuße des Rosengartens wird das ganze Jahr über fast durchgängig von der Sonne beschienen. Die Abfahrten sind weitläufig über das gesamte Areal verteilt. Fiel die Orientierung anfangs etwas schwer, habe ich mich nach 3 Tagen sehr gut in dem Gebiet zurecht gefunden. Trotz Minusgraden waren die Pisten nie vereist und es ließ sich perfekt auf der Kante abfahren.
Skianfänger sowie erfahrene Fahrer finden in Carezza gleichermaßen die passenden Abfahrten für ihr Können. Die Pisten sind hauptsächlich schön breit und laden somit besonders zu langen, geschnittene Carvingschwüngen ein. Nur Freunde von Buckelpisten werden enttäuscht. Denn die Abfahrten sind überall immer schön platt gewalzt.
Was mir aber an dem Gebiet am eindrücklichsten in Erinnerung geblieben ist, waren die schier unendlichen Aussichten. Vom höchsten Punkt des Skigebiets, der Laurin’s Lounge und der Kölnerhütte, erstreckte sich am Horizont ein unglaubliches Berg-Panorama. Von den Brenta Dolomiten und der Adamello Gruppe im Süd-Westen schweift der Blick über die schneebedeckten Gipfel des Ortler-Massivs bis hin zu den Ötztaler Alpen.
Durch die Bozener Tiefebene wandert der Blick ungehindert mindestens 50 Kilometer weit in westlicher Richtung. Wenn auch nicht so imposant wie von Laurin’s Lounge aus, ist diese Aussicht von fast überall im Skigebiet zu bewundern. Nachfolgend ein 360 Grad Panorama von der 2330 Meter hoch gelegenen Kölnerhütte:
Südtiroler Kulinarik
Auch wenn wir massig Pistenkilometer in den drei Tagen zurück gelegt haben: Ich habe trotzdem das Gefühl zugenommen zu haben. Ich mache die unverschämt leckere Südtiroler Küche dafür verantwortlich!
Üppig wäre eine dezente Untertreibung als Beschreibung für das erste Mittagessen gewesen. Als Vorspeise standen mit Ziegenkäse gefüllte Teigtaschen, Salat und Spinat-Kasnocken auf der Speisekarte. Wohlgemerkt: Vorspeise! Als Hauptgang wurde gebackener Camembert auf gegrilltem Gemüse mit einer Belage Kartoffelgratin serviert. Alles war so lecker, dass das Sättigungsgefühl gekonnt ignoriert wurde.
Gottseidank gibt es Ramazotti… Ungewöhnlich war auch die entspannte Gelassenheit der Südtiroler in der Mittagspause. Wo ich als Skiverrückter am liebsten schnellstmöglich wieder in die Bretter klicken möchte, lehnt sich der Südtiroler erst einmal gelassen zurück. Eine ausgedehnte Mittagspause geht über alles. Erst einmal noch einen Espresso oder Cappuccino. Schokopudding vielleicht? Ich könnte mich daran gewöhnen! Warum auch hektisch aufbrechen wenn das Wetter und die Aussicht vom Mittagstisch so einladend sind?
So wundert es mich nicht, dass die Pisten ab Mittag deutlicher leerer sind. Eine antizyklische Pause kann sich lohnen.
Da ich in den letzten Winterurlauben Schweizer Preise gewöhnt war, unterscheiden sich die Kosten für die Verköstigung in Carezza erfreulicherweise deutlich. Anstatt 20 FR für eine dünne Pizza auszugeben, gibt es hier für das gleich Geld besagtes Mittagsmahl. Cappuccino und Getränke eingerechnet.
Grillhütte mit Aussicht
Alternativ kann mit einigen Freunden eine kleine urige Grillhütte gemietet werden. Alle sitzen um die knisternde Feuerstelle und das massive Grillrost. Besonders wenn draußen eiskalte Temperaturen herrschen, sind die kleinen Hütten hervorragend für ein ausgedehntes Essen geeignet. Egal ob Vegetarier oder Omnivoren.
10 Minuten nach dem wir am 2.ten Skitag in der gemütlichen Hütte Platz genommen haben, brutzeln Würstchen, Gemüsesticks, Lammsteaks und Kartoffelhälften über dem zischenden Feuer. Ein kurzer Blick aus dem Fenster garantiert tolle Aussichten auf die kargen Felstürme der umgebenden Dolomiten. Von etwas weiter oben sind Marmolada und die massive Wand der Civetta genau auszumachen.
Mit 2.5 Stunden kann auch diese Mittagspause nicht wirklich als knapp bezeichnet werden. Aber warum sich nicht einfach mal Zeit für das Genießen lassen? Italien lässt grüßen! Diese entspannte Lebensweise fand ich auch im südlicheren Italien immer mehr als sympatisch.
Rodelnd ins Tal
Hinab geht es heute nachmittag mit dem Schlitten. Ob das so eine gute Idee ist? Ich habe Angst, dass sich die Kufen unter meinem prall gefüllten Bauch einfach in den Schnee eingraben. Glücklicherweise sind es nur einfache Rodel. Und kein Skeleton Schlitten…Überraschend flott geht es die recht flache Strecke ins Tal. Ich habe etwas Mühe zu steuern. Der Schlitten scheint sein eigenen Willen zu besitzen und möchte mich allem Anschein nach wohl lieber im Graben versenken.
Ich bin froh bald wieder etwas Gewohntes unter den Füßen zu haben. Die schon tiefstehende Sonne beschert uns eine ganz besondere Lichtstimmung. Mit dieser tollen Aussicht gleiten wir die letzten Kilometer des Tages bis nach Welschnofen ins Tal hinab:
Ciao Skigebiet Carezza
Nach 3 schönen Tagen sitzen wir wieder in der Eisenbahn. Der ÖBB-Zug rattert erneut an herrlichen Südtiroler Bergpanoramen vorbei, bei denen nur die obersten Gipfel gezuckert sind. In Innsbruck ist wieder alles winterlich weiß, doch so langsam zieht der Nebel auf. In Rosenheim ist selbst der Schnee nur noch grau und nass. Von den Postkartenmotiven ist nicht mehr viel übrig. Wie gut, dass wir im Eggental 3 Tage lang Sonne getankt haben.
Bildergalerie vom Skigebiet Carezza
______
Anmerkung*: Ich bedanke mich beim Eggental-Tourismus und besonders Dr. Beate Kellermann von Kunz-PR für die Einladung zu dieser Pressereise. Dies hat in keiner Weise diesen Artikel beim Schreiben beeinflusst. Einige Produkt-Verlinkungen auf dieser Seite sind Affiliate Links für die BergReif eine geringe Provision erhält, falls Du einen dieser Artikel kaufst. Für dich fallen keine Extra-Kosten an. Dies hilft mir bei der Kostendeckung dieses Blogs.
Keine Kommentare