Beim Wandern im Winter oder eisiger Kälte stoßen die üblichen dünnen Fingerhandschuhe schnell an ihre Grenzen. Dann ist es sehr angenehm ein paar Fäustlinge im Gepäck zu haben, welche die kalten Finger effektiver gegen den Wärmeverlust isolieren. Aber gibt es diese auch in einer ultraleichten Variante? Denn habe ich sie nicht an den Händen, sollen sie leicht und kompakt im Rucksack verschwinden. Nach einigen Recherchen stieß ich auf die Montane Prism Mitts.*
Fäustlinge schränken zwar, im wahrsten Sinne des Wortes, die Fingerfertigkeit ziemlich ein. Aber sie isolieren auch besser gegen Kälte als Fingerhandschuhe, da ihre Oberfläche geringer ist. Somit gibt es weniger Wärmeabstrahlung und die Hände bleiben länger warm. Besonders im Hinblick auf unserer kürzliche Alpenüberquerung war mir ein warmes Paar Handschuhe wichtig. Denn da wir schon Mitte Mai gestartet sind, hatte ich mich in den Bergen noch auf kalte Tage und Nächte eingestellt.
Letzten Dezember hatte ich glücklicherweise viel Zeit die Montane Prism Mitts bei winterlichen Temperaturen in den Alpen zu testen. Bevor ich aber dazu komme, ein paar kurze Details der ultraleichten Fäustlinge* in der Kurzübersicht:
- Gewicht (nachgewogen): 53 Gramm
- getestete Größe: L
- Außenmaterial: PERTEX® Microlight 30D Rip-stop
- Füllung: PrimaLoft® GOLD – 40g
- Farbe: dunkelblau/ schwarz
- Eigenschaften:
- Winddicht
- Schnelltrocknend
- Touchscreen kompatibler Daumen
- Preis: 45,00€
Mein erster Eindruck der Montane Prism Mitts war: Wie warm sollen Handschuhe sein, die sich fast auf Hühnereigröße verpacken lassen? Das Packmaß ist wirklich winzig. Kaum vorstellbar, dass zwei vollständige Handschuhe in diesem Mini-Packsack Platz haben. Aber das funktioniert überraschenderweise sehr gut.
Die Primaloft Füllung lässt sich hervorragend komprimieren. Dadurch passen die Fäustlinge auch in jede Hüftgurttasche am Rucksack oder die Cargotasche an der Wanderhose. Und mit einem Gesamtgewicht von 53 Gramm (in Größe L) sind sie federleicht.
Die Verarbeitung ist auf den ersten Blick einwandfrei und keine losen Nähte oder Verarbeitungsfehler sind zu erkennen. Das Pertex Außermaterial fühlt sich sehr dünn an und scheint mir wenig robust. An den Bündchen schließt ein elastisches Band sauber am Arm ab. Am Handgelenk verhindert eine Verjüngung das Verrutschen des Handschuhs. Diese ist für meinen Geschmack aber zu eng und wenig flexibel ausgefallen. Das macht das reinschlüpfen in den Fäustling schwieriger als nötig. Besonders in Kombination mit dünnen Fingerhandschuhen*.
An den Spitzen beider Daumen sitzt jeweils ein Touchscreen kompatibles Stück Gewebe. Damit ist es möglich, beispielsweise das Smartphone mit angezogenen Handschuhen zu bedienen. In der Praxis klappt das aber nur bedingt. Ich muss den Daumen teilweise ziemlich feste auf das Display drücken, um einen Reaktion auszulösen. Mal eben die Handykamera öffnen und ein Schnappschuss machen funktioniert aber zufriedenstellend. Von dieser Funktion habe ich erst beim Schreiben dieses Artikels erfahren. Scheint mir also nicht sonderlich wichtig zu sein.
Isolation
Nun zu der Hauptaufgabe der Fäustlinge: Meine Hände gegen Kälte zu isolieren. Alleine getragen halten die Montane Prism Mitts meine Finger bis ungefähr -5°C warm. Ist es kälter, ziehe ich zusätzlich ein Paar dünne Fingerhandschuhe* an. So kann ich auch an den Händen die Anpassungsfähigkeit des Zwiebelprinzips nutzen. Aus diesem Grund habe ich die Prism Mitts auch in Größe L* bestellt. Dadurch bleibt genug Platz für das zweite Paar Handschuhe. In dieser Kombination reicht die Isolationsleistung bis an die zweistelligen Minusgrade.
Bei aktiver Bewegung wird es mir ab circa + 5°C zu warm in den Prism Mitts. Dann tausche ich sie gegen die Fingerhandschuhe, oder laufe ohne weiter. Durch die Primaloft Füllung ist es aber auch nicht tragisch, wenn Du in den Handschuhen schwitzt. Die Endlosfaser wärmt auch im nassen Zustand noch. Im Gegensatz zu einer Füllung aus Daunen.
Das Außenmaterial ist winddicht und wasserabweisend. Komplett wasserdicht sind die Montane Prism Mitts jedoch nicht, was somit der Atmungsaktivität zugute kommt. Im Regen lassen sie sich trotzdem gut tragen. Zwar sind sie nach einiger Zeit durchnässt, isolieren aber auch in diesem Zustand noch.
Haltbarkeit
Das sehr dünne Pertex Außenmaterial ist die Schwachstelle der sonst tollen Handschuhe. Durch seine geringe Stärke ist es recht empfindlich. Beim Zusammenstecken meiner SWIX Trekkingstöcke ist es des Öfteren zwischen zwei Elementen hängen geblieben. Nur mit äußerster Vorsicht konnte ich es ohne Beschädigung befreien. Ein behutsamer Umgang mit den Fäustlingen ist also ratsam.
Den Einsatz mit Trekkingstöcken sehe ich da weniger problematisch. Auf circa 7 Tagestouren habe ich mit den Montane Prism Mitts meine Trekkingstöcke im Griff gehabt. Die Griffigkeit war noch gegeben und Abnutzungerscheinungen konnte ich keine feststellen. Wäre dem so, würden sie als Trekking Handschuhe auch ausscheiden. Denn zu 90% der Zeit wandere ich mit Trekkingstöcken in den Händen. Das müssen sie einfach aushalten. In ein paar Monaten werde ich dann mit mehr Langzeiterfahrung zur Haltbarkeit der Handschuhe aufwarten können.
Die geringere Widerstandsfähigkeit ist der Preis für das ultraleichte Gewicht. Ein robusteres Außenmaterial würde den Handschuh um einiges schwerer machen. Bei einem angemessenen Umgang dürfte dennoch eine lange Lebensdauer möglich sein. Somit sehe ich den Einsatzbereich auch eher beim Wandern oder Trekking. Fürs Feuer machen, kochen und Zelt aufbauen ziehe ich die Handschuhe daher aus.
UPDATE: Dezember 2017
Ein Jahr und mehrere tausend Wanderkilometer später, haben die leichten Fäustlinge trotz ihres dünnen Obermaterials noch keinen Schaden genommen. Auf unserer diesjährigen Alpenüberquerung steckten sie die meiste Zeit im Rucksack, da das Wetter südlich des Alpenhauptkamms sommerlich heiß war. Auch die längere Komprimierung scheint ihnen wenig ausgemacht zu haben. Denn sie wärmen immer noch so schön wie am ersten Tag.
Fazit
Trotz des ultraleichten Gewichts von gerade einmal 53 Gramm halten die Montane Prism Mitts die Hände erstaunlich warm. -5°C ist meine Komfortgrenze. Das Packmaß ist erfreulich gering und die Verarbeitungsqualität sehr hoch. Regen und Schweiß ist mit den Prism Mitts dank der Primaloft Füllung auch kein Problem. Es empfiehlt sich, bei der Benutzung aber etwas Vorsicht walten zu lassen. Das Außenmaterial ist sehr dünn und sicherlich kein Freund von spitzen Gegenständen. Insgesamt erfüllt der Montane Prism Mitt* aber meine Anforderungen an einen ultraleichten und dennoch warmen Handschuh für die Wintermonate. In Kombination mit dünnen Fingerhandschuhen lässt sich der Temperaturbereich noch etwas erweitern.
Was hältst Du von den Montane Prism Mitts?
Welche Handschuhe nutzt Du beim Winterwandern?
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Klingt nach einer passenden Erweiterung für unsere Ausrüstung!
Wir haben auf unseren letzten Herbst-/Winterwanderungen mit Windbreakern von Black Diamond gearbeitet. Klasse Teile! Die haben auch die Touchscreen Kompatibilität, jedoch auf allen Fingern. Wie bei dir leider nur bedingt zu gebrauchen. Ich brauche die Funktion öfter mal. Neben Smartphone muss ich auch auf die Hero 5 “touchen”. :)
Hast du ein Foto, wie sie zusammengepackt aussehen?
Beste Grüße
Chris
Moin Chris,
hatte vergessen die Packmaß Bilder in den Artikel einzufügen.
Jetzt sind sie im aktualisierten Beitrag enthalten :)
Kann man die HERO 5 nicht auch per Knopfdruck bedienen?
Viele Grüße,
Alex
Ja klar das geht auch über die Knöpfe, aber die Entfernungen oder Ähnliches gehen nur auf dem Display soweit ich weiß.
Nutzt man nicht soooo oft, aber ist immer schön, wenn man kann. ;)
Danke für die Fotos, man das ist echt klein. Gefällt mir!