Der norwegische Hersteller Swix ist eher für seine Produkte im Skilanglauf, als ultraleichte Trekkingstöcke für den Sommer bekannt. Dennoch haben sie seit einiger Zeit Carbon Stöcke für Bergwanderer und Trailrunner im Angebot. Die Swix Sonic Pro Trail Carbon sind dabei besonders für die Freunde des ultraleichten Gewichts entwickelt. Sie bringen zusammen nur 348g auf die Waage. Und das in der längsten erhältlichen Ausführung von 135cm.
Dieses geringe Gewicht verdanken sie dem kohlenfaserverstärken Material Carbon. Diesem Werkstoff stand ich immer etwas skeptisch gegenüberstand, wenn es um seinen Einsatz bei Trekkingstöcken ging. Denn anderes als das schwerere Aluminium, ist Carbon zwar steifer, könnte unter zu starker Belastung jedoch brechen. Aber wie wirkt sich dieses theoretische Versagensverhalten in der gängigen Praxis beim Wandern aus? In diesem Trekkingstock Test habe ich es ausprobiert.
Vorab bekanntlich aber erst einmal ein paar Facts über die fliegengewichtigen Carbon Stecken:
- Gewicht (Paar, nachgewogen in Länge 135cm): 348g
- getestete Länge: 135cm
- verfügbare Längen: 100, 105, 110, 115, 120, 125, 130, 135cm
- Länge im Packmaß: 45,5cm in der 135cm Variante
- Material: Carbon
- Material Griffe: Kork, EVA (im unteren, schwarzen Bereich der Griffe)
- Ausstattung:
- verlängerte Korkgriffe
- abnehmbare Teller
- verstellbare Handschlaufen
- faltbares Stecksystem
- getestete Kilometer: > 3000 (Stand August 2018)
- Gewicht Tester: 95 kg
- Größe Tester: 197 cm
Trekkingstock Test des Swix Sonic Pro Trail Carbon
Seiteninhalt
Ausstattung und Verarbeitung
Entgegen des üblichen Klemmmechanismus bei Teleskop-Trekkingstöcken verwendet der Swix Sonic Pro Trail Carbon ein Faltsystem. Grob gesagt besteht der Trekkingstock aus 3 Einzelteilen. Alle werden mit einer Art Gummi-Schlauch verbunden und beim herunterschieben eines 4.ten Elements in sekundenschnelle in ihre finale Position gebracht. Über einen kleinen Druckknopf werden alle Elemente miteinander fixiert.
Genau genommen ist der Sonic Pro Trail dadurch auch kein Teleskop-Trekkingstock. Denn an seiner Länge kannst Du nach dem Kauf nicht mehr schrauben. Du musst dich also vorher entscheiden, beziehungsweise wissen, welche deine richtige Länge bei Wanderstöcken ist. In einem älteren Artikel habe ich dieses Problem einmal aufgegriffen und eine einfach abzulesende Tabelle dafür erstellt.
Prinzipiell wird es die wenigsten Wanderer stören, wenn ihr Trekkingstock nicht in der Höhe verstellbar ist. Jedoch gibt es Ultraleichtwanderer, die ihr Zelt oder Tarp damit aufspannen und somit oft eine variable Länge benötigen. In diesem Fall ist es ratsam auf einen konventionellen Klemm- beziehungsweise Drehmechanismus zu setzen.
Ansonsten hat dieses Design viele Vorteile. Durch das fixe Aretierungsystem wird es einem nicht passieren, dass die Elemente ungewollt “zusammenrutschen”, wenn ein Klemmverschluss nicht feste genug angezogen war. Außerdem kann somit das Gewicht dieser Verschlüsse eingespart werden und die Trekkingstöcke lassen sich deutlich kompakter verstauen, als die Exemplare die ich sonst im Gebrauch habe.
Ein Nachteil dieser Konstruktion ist jedoch, dass sich die zusammengefalteten Trekkingstöcke nicht mehr sinnvoll in den Gear-Loops außen am Rucksack befestigen lassen. Ich verstaue sie daher in den seitlichen Mesh-Taschen meines Rucksacks, wenn ich sie nicht mehr benötige.
Praxiseinsatz
Ich hatte die Swix Sonic Pro Trail Carbon bei unserer Wanderung im Jura & Drei-Seen-Land mit dabei und konnte sie auch bei mehreren Tageswanderungen im Siebengebirge ausgiebig testen. Als besonders angenehm habe ich die Griffe aus Kork empfunden. Sie vermitteln ein sehr natürliches Griffgefühl, sind durch das elastische Material äußerst rutschfest und haben somit eine klasse Kraftübertragung. Ich kann mit den Trekkingstöcken problemlos viele Stunden und Kilometer bergauf und -ab wandern, ohne nachher Schwielen-übersäte Hände zu haben.
Auch bei den sehr heißen Wandertagen im Jura ließen sich die Korkgriffe angenehm greifen. Bei den Plastikgriffen anderer Trekkingstöcke hatte ich bei sommerlichen Temperaturen oft schwitzige und rutschige Hände.
Die Spitzen der Stöcke sind sehr zuverlässig und finden auch auf nassen, rutschigen Felsen und Steinen guten Halt. Besonders an regenreichen Tagen auf felsigen Passagen vermitteln sie ein beruhigendes Gefühl von Stabilität und Sicherheit. Mittlerweise war ich mit den Swix Sonic Pro Trail Carbon auch auf stark vereisten Wanderwege und im Schnee unterwegs. Nach dem erfolgreichen Überqueren einiger spiegelglatter Passagen (siehe Bild) war dann Vertrauen in die Spitzen hergestellt. Gezielt gesetzt sind sie kein Mal weg gerutscht.
Für längere Schnee-Etappen oder den Einsatz im Winter solltst Du dann aber andere Teller verwenden. Die mitgelieferten Teller sind durch ihren sehr kleinen Durchmesser eher für den Sommer geeignet.
Stabilität von Trekkingstöcken aus Carbon
Wenn ich bei längeren Wanderungen gedankenversunken und in meditativer Stimmung einen Fuß vor den anderen setze, passiert es manchmal, dass ich umknicke, wegrutsche oder eine andere verrenkende Bewegung machen. In deren Folge benötige ich meine Trekkingstöcke plötzlich für eine dringende Unterstützung. Ich fragte mich Anfangs, ob in einer solchen Situation die Carbon Stecken die richtige Hilfe sind, oder mich zersplitternd zu Boden werfen?!
Vorweg: Schon nach den ersten Wandertagen mit ihnen bin positiv überrascht. Die elastischen Eigenschaften des kohlefaserverstärkten Kunststoffes vermitteln mir das Gefühl auch unter Belastung mein Körpergewicht sicher zu stemmen. Was die Stöcke im Jura auch einige Male erleben mussten. Sie taten es jedenfalls ohne zu murren.
Auch 3000 Wanderkilometer später halte beide Stöcke noch tadellos meinem Gewicht stand. Alpendurchquerung, Mittelgebirgswanderungen oder Tagestouren: Meine Bedenken gegen Trekkingstöcke aus Carbon konnten sie jedenfalls mehr als entkräftigen.
Teller der Swix Sonic Pro Trail Carbon
Ein Unterpunkt zu den Tellern eines Wanderstocks? Berechtigte Frage! Aber nach einem besonderen Erlebnis schaue ich nun ganz besonders auf diese:
Als ich meine ersten Wanderstöcke erstanden habe, nahm ich sie auf eine Tagestour in die Schweizer Zentralalpen mit und stieg am Vormittag circa 800 Höhenmeter von Engelberg zum Trübsee auf. Mein Weg bergauf führt mich viele Meter auf einem Pfad entlang, der von trampelnden Kühen in eine matschige Mondlandschaft verwandelt worden war. Ich versuchte den “trockensten” Weg zu wählen und stütze mich einige Male mit den glänzend neuen Stöcken im treibsandartigen Matsch ab. So schnell wie ich merkte, dass es eine schlechte Idee war die kleinen Teller an den Stecken zu lassen, war der erste auch schon im erdigen Sumpf verloren. Kurz geflucht, dann aber den weiteren Weg durch das matschige Massaker, was sich einmal Wanderweg nannte, angetreten. Ehe ich mich versah war ihm aber auch der zweite Teller zum Opfer gefallen…
Um dieses Ärgernis nicht noch einmal zu wiederholen, achte ich nun bei neuen Trekkingstöcken immer darauf, dass die Teller stabil und matschsicher am Stock befestigt sind! Den Tellern des Swix Sonic Pro Trail Carbon konnte auch mein Trekkingstock Test nichts anhaben und sie sitzen immer noch wie am ersten Tage oberhalb der Spitze. Und das trotz einiger schlammiger Wald- und Wiesenpfade!
Fazit des Trekkingstock Test des Swix Sonic Pro Trail Carbon
Der Swix Sonic Pro Trail Carbon ist ein wirklich ultraleichter Trekkingstock, der sich durch seine faltbare Konstruktion extrem kompakt verstauen lässt. Er findet auch auf rutschigen Fels und Steinen sicher Halt und besitzt eine hohe Steifigkeit. Leider ist der Preis dafür recht hoch und seine Höhe lässt sich nicht variieren. Du bekommst aber einen sehr gut verarbeiteten Trekkingstock der auch nach vielen Stunden noch komfortabel in der Hand liegt. Auch musst Du vor einer Überlastung des Stocks keine Angst haben, da er deutlich robuster ist, als ich es Carbon anfangs zugetraut hätte.
3000 Kilometer später: Update August 2018
Letzten Sommer hatte ich die Sonic Pro Trail auf einer 1900 Kilometer langen Alpendurchquerung von Wien nach Nizza dabei. Die 107 Tage dauernde Wanderung haben sie mich äußerst zuverlässig begleitet. Obwohl ich mich einige Mal heftig auf ihnen abstützen musste. Besonders wenn ich ausgerutscht bin und mithilfe der Stöcke versucht habe meine Balance zu halten.
Leider hat sich ein kleines Steinchen im Faltmechanismus eines Stockes eingenistet. Dadurch geht das Aus- und Einfalten etwas schwergängig. Einige Bereiche des Stockes haben dadurch auch Kratzer abbekommen. Das scheint aber weitestgehend ein rein optischer Makel zu sein. Des Weiteren haben sich die angenehmen Korkgriffe auf den 1900 Kilometer im oberen Bereich abgenutzt. Regen und ein fester Griff haben dazu geführt, dass das Material dort abbröselt. Der Hauptteil der Griffe ist aber immer noch mit Kork bedeckt und lässt sich weiterhin einwandfrei benutzten.
Weitere 1000 Kilometer später, hat sich am Zustand der Stöcke relativ wenig verändert. Das Abbröseln des Kork ist mittlerweile etwas zurückgegangen und stört kaum noch. Wo meine Hände anfassen, ist noch genügend Kork vorhanden.
Auf schmalen, ausgesetzen Bergpfaden lässt sich die Spitze punktgenau dorthin setzen, wo ich es wünsche. Das geringe Gewicht trägt neben den sehr rutschfesten Griffen zu diesem anstrengungslosen Einsatz bei. Ihr kompaktes Packmaß hat sich ebenfalls bewährt. Selbst außen an meinen Rucksack finden sie problemlos Platz. Es hilft aber die Handschlaufe um die drei Elemente zu wickeln, damit der gefaltete Stock nicht ungewollt wieder in seine Ausgangsposition zurückschnellt.
Test von anderen Bloggern:
- Mario von Schöne Bergtouren hat die SWIX Sonic X-Trail Carbon getestet. Hier findest Du seinen Testbericht.
- Harald von Auffi Muas I kommt zu einem ähnlichen Fazit über die Pro Trail Carbon wie ich.
- Auch Erika aka Ulligunde teste die ultraleichten Carbon Stöcke. Hier findest Du ihren ausführlichen Test.
- Kathrin von Fräulein Draußen hat kürzlich ihren Erfahrungen mit den SWIX Sonic X-Trail Carbon niedergeschrieben
- Jens vom Hiking Blog verstellbaren X-Trail Carbon Stöcke getestet.
Lesetipp: Im ausführlichen Wanderstöcke Test des Jahres 2019 findest Du noch mehr Auswahl an Teleskop- und faltbaren Trekkingstöcken!
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Anmerkung*: Ich danke SWIX für die Bereitstellung des Testprodukts. Meine Meinung bleibt davon unbeeinflusst! Einige Produkt-Verlinkungen auf dieser Seite sind Affiliate Links für die BergReif eine geringe Provision erhält, falls Du einen dieser Artikel kaufst. Für dich fallen keine Extra-Kosten an. Dies hilft mir bei der Kostendeckung dieses Blogs.
Hallo Alex,
nachdem mir vor kurzem einer meiner Black Diamond Ultra Distance Stöcke nach 2 Jahren ohne sonderlich große Belastung gebrochen ist, bin ich hinsichtlich Carbon doch ins Zweifeln gekommen. Die Stöcke waren noch etwas leichter als die hier von dir beschriebenen (150g pro Stock), möglicherweise ist der Leichtbau dann doch etwas zu sehr auf die Spitze getrieben worden. Für die nächste Wandersaison wird es dann wahrscheinlich doch wieder Aluminium werden…
Viele Grüße
Andreas
Hallo Andreas,
danke Dir für das Teilen deiner Erfahrung mit Carbon-Stöcken!
Laut den Herstellern soll sich die Stabilität des Verbundmaterials in den letzten Jahren stark verbessert haben. Ob das nun stimmt kann ich persönlich nicht einschätzen. Ich hoffe jedenfalls, dass mir die Sonic Pro Trail Carbon länger als 2 Jahre erhalten bleiben!
Frohes Wandern und viele Grüße,
Alex
Hallo Alex,
was meinst Du zu diesem Test?
Grüße,
Mike
https://www.testberichte.de/p/swix-tests/sonic-x-trail-carbon-testbericht.html
ALPIN
Ausgabe: 10/2017
Erschienen: 09/201
„befriedigend“
„…Der Swix Sonic X-Trail Carbon ist mit 120 Euro ein Stock mit einem attraktiven Preis. Für einen Carbonstock biegt er sich aber sehr weit durch und bricht beim Belastungstest schließlich am Verbindungsstück. Der Drehverschluss am oberen Segment ist einzigartig, konnte uns aber auch nicht voll überzeugen, ebenso wenig die Handschlaufen…”
Hi Mike,
Zu dem Test kann ich nicht viel sagen. Meine persönliche Erfahrung widerspricht fast jeder Aussage in dem Zitat daraus.
Weder finde ich den Preis des Stocks attraktiv, noch ist er nach mittlerweile weit über 3500 km an irgend einer Stelle gebrochen. Und ich gehe mit meinen Stöcken nicht zimperlich um. Die Handschlaufen finde ich auch in Ordnung, obwohl ich Handschlaufen beim Wandern nicht nutze. Mit am besten gefällt mir der Griff aus Kork, super Handgefühl.
Wünsche Dir viel Erfolg bei deiner Suche nach dem passenden Stocke. Hab auch einen Übersichtsartikel für leichte Trekkingstöcke geschrieben. Vielleicht wirst Du dort fündig.
Liebe Grüße,
Alex