Seit vielen Wochen hat die Hitze Europa im Griff. Temperaturen weit über 30 Grad ließen schon im Mai sommerliche Gefühle aufkommen. Mittlerweile machen sie körperliche Bewegung im Freien jedoch ziemlich anstrengend. So ist auch das Wandern bei Hitze und praller Sonne nicht immer angenehm. Sollte man daher auf das Wandern momentan lieber komplett verzichten? Nicht unbedingt. Mit ein paar Tipps gegen die Hitze zeige ich Dir in diesem Artikel wie eine Wanderung auch bei diesen Temperaturen möglich ist.
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6 Tipps gegen Hitze beim Wandern
1. Trinken
Temperaturen über 30 Grad in Kombination mit anstrengender körperlicher Bewegung führen zwangsläufig zu starkem Schwitzen. Um den vermehrten Flüssigkeitsverlust auszugleichen, gilt es in regelmäßigen Abständen ausreichend Wasser zu trinken. Bist Du den ganzen Tag unterwegs sollte das mindestens 2,5 – 3 Litern entsprechen. Zusätzlich ist es wichtig schon vor dem Durst zu trinken. Am besten immer in kleinen Mengen, aber in kurzen Zeitabständen. Besonders gut eigenen sich dafür Trinkblasen*. Ich persönlich bin zwar kein großer Freund dieser Systeme, dennoch erleichtern sie das regelmäßige Trinken enorm.
Um auf Tour auch an kleinen Wasserläufen mein Trinkwasser wieder aufzufüllen, habe ich immer einen Filter dabei. Meistens den Katadyn BeFree. Dieser entfernt einen Großteil der Mikroorganismen und macht aus Frisch- somit Trinkwasser. Doch merke: Aufgrund der langen Dürre sind viele kleine Bäche oder Tränken längst ausgetrocknet. Je nach Region ist nicht mehr viel Frischwasser vorhanden. Daher sollte deine mitgeführte Wassermenge immer bis zur nächsten Quelle, einem Gasthof, Supermarkt oder ähnlichen Versorgungspunkten reichen.
2. Früh starten
Im Hochsommer wird die Höchsttemperatur zwar nicht wie oft angenommen am Mittag erreicht, sondern gegen Nachmittag um circa 17:00 – 18:00 Uhr. Dennoch sollte man beim Wandern während sommerlicher Hitze früh in die Etappen starten. Zum einen profitiert man von den kühleren Morgentemperaturen. Zum anderen kommt man Hitzegewittern am Nachmittag zuvor.
Verhalten bei Gewitter
Wie man sich am besten bei Gewitter in den Bergen verhält, erfährst Du in diesem weiterführenden Artikel.
3. Kopf schützen
Besonders wenn Du eine so kurze Kopfbehaarung wie ich auf dem Schädel trägst, ist eine geeignete Kopfbedeckung wichtig. Aber auch Wanderer mit langen Haaren sollten bei diesem Wetter auf eine Kappie* oder einen Hut nicht verzichten. Denn neben dem zusätzlichen Kopfschutz, spendet zum Beispiel eine Schirmmütze auch den Augen wichtigen Schatten.
So wird man bei tiefer stehender Sonne weniger geblendet und schützt auch Stirn, Nase und Augen besser vor den intensiven UV-Strahlen. In Wasser getaucht bietet die Kappie zudem eine kurzzeitige Abkühlung von oben. Mit ein bisschen Stoff, zwei Druckknöpfen *und einem Hammer, kann man sich schnell auch einen Nackenschutz für die Kappe basteln:
- Die eine Seite der Druckknöpfe in Höhe der Schläfen an der Kappe befestigen
- Abstand zwischen den Punkten mit einem Bandmass messen und mittig auf ein Stück atmungsaktives Gewebe übertragen. Ich habe leichtes, winddichtes Ripstop Nylon aus der Restekiste gewählt.
- Die anderen Hälften der Druckknöpfe auf dem Gewebe befestigen. An die Kappe clippen, fertig!
- Optional kann auch noch am unteren Ende des Textils ein Druckknopf befestigt werden.
4. Routenwahl ans Wetter anpassen
Mit der Wahl deines Wanderweges kannst Du dir die Bewegung in der Natur auch oberhalb von 30 Grad angenehm gestalten. Schattige Waldpfade sorgen nicht nur für einen guten Sonnenschutz, sondern kühlen auch ihre direkt Umgebung herunter. Das liegt daran, dass die Bäume Wasser von der Wurzel bis zu den Blättern an der Krone transportieren. Dort verdunstet das Wasser und senkt somit die unmittelbare Umgebungstemperatur.
So ist es auch bei brütender Hitze im schattigen Wald angenehm. Wanderungen in waldreichen Mittelgebirgen wie dem Schwarzwald bieten sich somit auch bei den tropischen Temperaturen an. Weit oberhalb der Baumgrenzen kann es in den Alpen hingegen schon allein aufgrund der Höhe deutlich kühler als im Flachland sein. Da es dort aber kaum Schatten gibt, ist auf UV-Schutz besonders zu achten. Ein langes Oberteil, eine gute Sonnenbrille, eine Schirmmütze sowie viel Sonnencreme mit einem hohen Lichtschutzfaktor sind sehr zu empfehlen.
Ich persönlich nutze selbst beim Wandern im Mittelgebirge immer ein Langarmshirt aus Merinowolle. Auch jetzt im Hochsommer. Denn das Gefühl von Sonnencreme auf der Haut löst bei mir eine sofortige Abwehrhaltung aus. Zudem ist mechanischer Sonnenschutz sowieso deutlich effektiver und langfristiger als jener aus der Tube. Auch wenn man so etwas mehr Schwitzen muss. Die dünne Merinowolle ist jedoch selbst bei hohen Temperaturen noch sehr angenehm zu tragen.
5. Feuer vermeiden
Bedingt durch die vielen Sonnenstunden und kaum relevante Regenfälle sind in vielen Teilen Deutschlands die Landstriche ausgetrocknet. Eine erhöhte Waldbrandgefahr ist die Folge. Bist Du auf einer mehrtägigen Tour mit Trekkingkocher unterwegs, ist es nun noch entscheidender die Brandgefahr zu minimieren. Suche Dir daher also am besten eine asphaltierte, steinige oder sandige Fläche in einiger Entfernung der Bäume für das Kochen aus. Vermeide den Einsatz von Hobo-Kochern und nutze lieber Gaskocher, da diese eine kleinere und kontrollierbarere Flamme besitzen.
6. Körper im Wasser kühlen
Gerade in den Alpen können Bergseen, Gumpen oder kleine Bäche für eine erfrischende Abkühlung sorgen. Der beherzte Sprung ins kühle Nass ist dabei aber nicht wirklich ratsam. Besonders in den eiskalten Bergseen kann das plötzliche Eintauchen tödlich enden. Durch den extremen Temperaturunterschied ziehen sich im kalten Wasser in kurzer Zeit die Blutgefäße zusammen. Das führt zu einem gewaltigen Druck auf das Herz-Kreislaufsystem und kann im schlimmsten Fall zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall führen.
Ein sanftes Eintauchen von Füßen, Händen und Unterarmen ist da die deutlich bessere Entscheidung. Wer dennoch baden möchte, sollte seinen Körper langsam an die kalte Wassertemperatur gewöhnen. Erst mit den Händen den Oberkörper benetzen, bevor man komplett untertaucht.
Wie hältst Du Temperaturen über 35°C aus?
Hast Du noch weitere Tipps gegen die Hitze beim Wandern?
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Gut, dass Du darauf hinweist, dass die Höchsttemperatur erst gegen 18 Uhr erreicht wird. Ich lese immer wieder den Tipp, man solle mittags eine ausgiebige Siesta machen, “bis es wieder kühler wird” – erfahrungsgemäß kann diese Siesta dann so bis 22 Uhr dauern… Ist also wenig sinnvoll.
Nacken- und Kopfschutz ist wichtig, sonst droht der Sonnenstich! Improvisieren kann man auch mit einem Halstuch und zwei Stecknadeln anstatt der Druckknopf-Methode.
Mein Tipp für Wandern an heißen Tagen: Ein sehr dünnes Baumwolltuch (1m x 1m, wiegt knapp 30 g) immer wieder nass machen und damit beim Wandern Nacken und Kopf kühlen. Bringt wirklich Abkühlung und verhindert (jedenfalls bei mir) die sonst oft auftretenden Kopfschmerzen.
Ach ja, was auch gut geht:
Einfach mal den Ehrgeiz beiseite lassen und kleinere Etappen wählen, die man gut bis zum frühen Nachmittag schafft. Heiße Tage lassen sich nämlich auch sehr gut auf Hütten, in Kneipe oder Bar bei einem kühlen Getränk verbringen ;-)
Hi Stefka,
danke für deine Ergänzung mit dem nassen Tuch, sehr guter Tipp!
Stimme Dir auch bei den kürzeren Etappen zu. 30+ km Etappen hebe ich mir für die Tage unterhalb der 30°C Marke auf :)
LG Alex
Schön zusammengefasst Alex.
Zum einen kann ich den Morgen nur empfehlen. Auch sonst ist das meine bevorzugte Zeit, da die Natur eben mit einem erwacht, doch der derzeitige Temperatur-Vorteil mit “nur” leicht über 20 Grad macht das Ganze mehr als Ideal.
Zum anderen ist das verkrümeln in den Wald hinein bezüglich der Sonne toll, zum anderen habe ich dieses Jahr aber das Gefühl, das die Bremsen zahlreicher und hartnäckiger sind als sonst. Aber einen Tod muss man ja sterben oder? :)
Frohes Wandern in Freiburg
Bert
Hi Bert,
Bremsen hatte ich auch schon ein paar. Glücklicherweise halten sich hier am Rande des Schwarzwaldes die Mücken stark in Grenzen :)
LG Alex
Gute Tipps! Ich würde auch (leichte) lange Hosen tragen, für noch mehr Sonnenschütz :). Sonst verbraucht man ja immer noch ganz viel Sonnencreme (oder man riskiert Hautkrebs, das tue ich lieber nicht…)
Hi Nynke,
danke Dir!
Eine lockere Hose ist da sicherlich am besten. Hast Du einen Tipp bzw. welche lange Hose nutzt Du bei heißen Temperaturen?
LG Alex
Lieber Alex,
ich bin begeistert von Deiner Website. Danke!
Was für mich super beim Wandern in der Hitze war, ist die Kombi Funktionsunterhemd und T-Shirt aus Seide. Schützend und trotzdem schön kühl, schön aufeinander gleitend unter dem Rucksack und die Seide war nach dem Waschen in Nullkommanix trocken.
Hi Bettina,
das freut mich zu hören!
Und danke Dir für deinen ergänzenden Tipp.
LG Alex
Ich bin bei dem Thema Sonnencreme ganz deiner Meinung. Sie ist neben der extrem öligen und schmierigen Substanz eher unangenehm und meiner Meinung nach auch nicht so effektiv wie beispielsweise ein leicht feuchtes Shirt. Die Sonnencreme mag gut gegen die UV-Strahlung schützen, nicht jedoch gegen die Hitze ;)
Beste Grüße
Hi Robin,
genau, gegen Hitze finde ich Sonnencreme eher kontraproduktiv. Vor allem, wenn sie, vermischt mit Schweiß, am Körper runterläuft…
LG Alex
Hi Alex, 100% Zustimmung: Auch ich gehe sogar im Hochsommer mit Langarm-Merino-Shirt und mit dünnen langen Hosen. Mein Camel Expeditionshut (Leichtgewicht) schützt vor Sonne, Regen und Vogelschiss. Ich habe immer ein Seidentuch um den Hals, das saugt den Schweiß auf und trocknet innerhalb von Minuten (!). Und ebenfalls vollkommen richtig: Am späten Nachmittag ist es am heißesten. Da sollte man schon am Ziel angekommen sein. Wobei: Mücken und Bremsen kommen durch diese Montur durch. Ich habe daher – ja, leider – Autan dabei. Äußerst wirksam und gern getragen, angesichts der Wirkung. Unterhaltsames zu all diesen Themen auch auf meinem Blog coolwalking.de
Herzliche Grüße und weiterhin viel Erfolg und Spaß! PS: Sehr spannend, die Sache mit den “knöchellosen” Schuhen – ich war auch schon lang am Überlegen …
Hi Pia,
stimmt, Mücken kapitulieren nur bei den dickeren Stoffen. Und die sind im Sommer meist zu heiß.
PS.: Cooler Blog :)
Liebe Grüße,
Alex
– Unbedingt direkt in der Früh als erstes eincremen , damit diese richtig einzieht und nicht so schnell ausgeschwitzt wird
– Kopfbedeckung, aber leicht, d.h. z.B. keine dicken schweren Hüte, die stauen nur die Hitze, denn der Kopf ist ein wichtiges Körpertemperaturregelinstrument
– Keine Baumwoll Klamotten, die saugen den Schweiß auf und verhindern dadurch sämtliche Atmungsmöglichkeiten, ich bevorzuge leichte lockere Synthetik Hemden (meist auch langärmlig)
– Wasserfälle und Bäche nutzen, um Unterarme und Gesicht zu erfrischen
– Lieber langsam und stetig und Überanstrengung vermeiden, denn die schwächt nachhaltig, Pausen sehr wichtig
– Trinken mit Mineralien aufwerten (Magnesium etc)
Hi Ferdinand,
danke Dir für deine ausführlichen Ergänzungen!
LG Alex