In Thörl-Maglern setzen wir nach einer sehr gewittrigen Nacht das erste Mal den Fuß auf den Südalpenweg und den Karnischen Höhenweg. Beide Routen sind ab dort in großen Teilen identisch und teilen sich die Markierungen bis zu ihrem Endpunkt in Sillian. Da wir uns aber die Dolomiten unter keinen Umständen entgehen lassen wollen, ist unser Plan, den Höhenweg in Richtung Sexten und Südtirol zu verlassen.
Der Südalpenweg und Karnische Höhenweg
Infobox zum Südalpenweg
Der Südalpenweg ist ein circa 463 Kilometer langer Fernwanderweg, welcher von Bad Radkersburg in der Steiermark bis nach Sillian in Osttirol führt. Er durchquert dabei Österreich in Teilen von Ost nach West und bewegt sich hauptsächlich entlang der Grenze mit Slowenien und Italien. Er wird unter anderem auch als Österreichischer Weitwanderweg 03 bezeichnet.
- Gesamtlänge: 463 km
- Startpunkt: Bad Radkersburg in der Steiermark
- Endpunkt: Sillian in Tirol
- Anforderungen: alpine Bergwanderung, jedoch wenig technische Schwierigkeiten, teilweise lange Etappen
- maximale Höhe: 2666 Meter
- durchschnittliche Höhenmeter/Tag: 1000m Aufstieg / 1000 Abstieg
- Gesamte Höhenmeter: 25.000m Aufstieg/ 25.000m Abstieg
- Tagesetappen: ~ 25
- Beste Wanderzeit: Juni – September (Schneelagenabhängig)
Eine Karte des Südalpenweg und den GPS-Track zu der Fernwanderung findest Du bei Outdooractive. Den Track und die Beschreibungen haben wir auf unserer Wanderung ebenfalls benutzt und waren sehr zufrieden damit. Von Freytag & Berndt gibt außerdem einen gedruckten Wanderführer.
Nun der 03er Markierung folgend, hat es unsere erste Etappe auf dem Südalpenweg durchaus in sich. 1800 Aufstiegshöhenmeter, sowie 19 Kilometer Wegstrecke gilt es bis zur gemütlichen Feistritzer Alm zu bewältigen. Also starten wir nach dem Frühstück früh. Da es mir morgens wie immer sehr gut schmeckt, muss der Hüftgurt etwas weiter gestellt werden.
Der Weg führt uns durch einen schönen Mischwald in steilen Serpentinen immer weiter empor. Der Starkregen der vorherigen Nacht und der feuchte Waldböden machen den Aufstieg zu einer äußerst schwitzigen Angelenheit. 1000 Höhenmeter und 2 Stunden später, finden wir uns auf der Lichtung der Göriacher Alm wieder.
Auf dem Südalpenweg in die Julischen Alpen
Der Blick zurück lohnt sich mehr den je. Neben dem Blick auf den Dobratsch, zeigen sich auch die kargen und schroffen Felstürme der Julischen Alpen von ihrer Schokoladenseite. Im morgendlichen Dunst sind nur ihre Gipfel scharf gezeichnet. Der Rest hüllt sich noch in den Morgenmantel der Unkenntlichkeit. Ein unvergesslicher Ausblick. Meine Vorfreude auf das ähnlich schroffe Gestein der Dolomiten steigt mit diesem Anblick nun noch mehr.
Auf schmalen Pfaden folgen wir den Markierungen durch die Bergwälder an der Grenze zwischen Österreich und Italien.
Rechtzeitig vor dem erneuten Regen- und Gewitterschauer treffen wir auf der Feistritzer Alm ein. Apfelstrudel, Bier und Kaffee helfen mir mehr als gut über die Anstrengungen des zähen Aufstiegs hinweg. Das Lager ist anschließend schnell bezogen. Heute sind wir seit langer Zeit sogar nicht die einzigen Gäste im Mehrbettzimmer.
Nach dem Abendessen beobachte ich eine dicke Gewitterzelle, die es sich über Arnoldstein gemütlich gemacht hat. In unregelmäßiger Frequenz jagt sie Blitze ins Tal und schüttet ihre Wassermassen oben drauf. Aus sicherer Entfernung lassen sich diese Naturschauspiele immer gut beobachten. Anschließend werde ich von der Hüttenwirtin noch aufgeklärt, dass die prächtige Gruppe von 25 Pferden hinter dem Haus nicht zum arbeiten, sondern als kulinarisches Lebensmittel in Salamiform vorgesehen sind.
Zuckersalat
Das Wetter ist an den folgenden Tagen bis weit über den Nachmittag sehr sonnig. Die Feistritzer Alm verlassen wir mit dem Ziel Sommeralpe Nassfeld. Die fast 28 Kilometer lange Etappe ist landschaftlich und kulinarisch ein Traum. Nach 3,5 Stunden finden sich auf der Käseplatte der Eggeralm gefühlt 20 verschiedene Sorten in allen erdenklichen Geschmacksrichtungen. Meine Schwärmerei über die Kärntner Gaumenfreuden findet beim Frühstück im Alpengasthof Plattner jedoch ein jähes Ende.
Eine als Obstsalat getarnte Geleemasse lässt mir fast den Löffel aus dem Mund fallen. Die Fruchtstücke sind dermaßen süß, dass sie gemacklich von Würfelzucker nur schwer zu unterscheiden sind. Wie uns später verraten wird, ist das Geheimrezept dieses “Salats” “ein Kilogramm Zucker auf 1 Liter Wasser “…. Etwas aufgeputscht startet somit der Weg zur Zollnersee Hütte.
Auch auf dieser Etappe erinnert mich schon viel an die zackigen Dolomiten Berge. Der Trogkofel weckt nicht nur durch seinen Namen Erinnerungen an die Sella Gruppe. Nachdem wir seine Flanke auf Blockwerk und Felsenpfaden gequert haben, folgen beim finalen Anstieg jedoch einige Kilometer auf Forst- und Schotterwegen. Die einmalige Landschaft um die Zollnersee Hütte entschädigt aber dafür umso mehr. Genauso wie die Gastfreundschaft und Kochkünste von Maria und Anton!
Diese schöne Hütte verlasse ich am nächsten Morgen nur ungern. Aber der Weg zur Valentinalm lenkt mich schnell ab. Über schmale Graspfade schlängelt er sich in steilen Bergflanken bis zum Köderkopf empor. Oben angekommen wird uns von einer jungen Frau prompt ein Schnaps angeboten. Am Gipfel wird nämlich heute das Fundament für ein neues Kreuz gelegt. Mehr als 30 kg hat jeder der 5 Männer heute morgen aus dem Tal hochgeschleppt. Gipfelkreuze gibt es scheinbar noch nicht in ultraleicht…
40 Minuten vor unserem Tagesziel, der Valentinalm, suchen wir im Plöckenhaus ein freies Sitzplätzchen neben all den Bikern. Strudel und Kaffee sind schnell verputzt, nachdem das erste Donnergrollen schlechteres Wetter ankündigt. Trotzdem kommen wir noch halbwegs trocken im Lager des Gasthauses an.
Wetterprobleme am Südalpenweg
Die Wettervorhersage für den nächsten Tag verheißt nichts gutes. Da wir aber nur 3 Stunden bis zur Wolayerseehütte haben und die Wirtin der Valentinalm uns versichert, dass das Wetter bis Mittag stabil bleibt, stapfen wir morgens um 8 Uhr los. 3 Schritte nach der Türschwelle merke ich jedoch die ersten Tropfen. Naja, ein bisschen Regen bringt ja keinen um, denke ich mir. Als wir jedoch im dichten Wald die ersten hundert Höhenmeter aufsteigen, wird es immer dunkler.
Für schlechtes Wetter:
Um halb neun ist es derartig finster, dass ich den Pfad nur noch so gerade erkennen kann. Wenige Minuten später wird er jedoch durch den ersten Blitz wieder gleisend erhellt. Es folgen einige Weitere, die von ohrenbetäubendem Donnern begleitet werden. Während der Abstand zwischen den Blitzen immer kürzer wird, setzt monsunartiger Regen ein. Unser Plan uns an der Oberen Valentinalm unterzustellen und abzuwarten wird verworfen, als uns 2 Männer von oben entgegen rennen.
Auch sie waren auf dem Weg zum Wolayersee. Auf dem Sattel, 30 Minuten vor dem Ziel, haben sie das Unwetter aber schon kommen sehen und die Beine in die Hand genommen. Wir entscheiden uns ebenfalls für die Rückkehr zur unteren Valentinalm. Der Waldpfad hat sich mittlerweile in einen kleinen Bach verwandelt und fließt mit uns in Richtung Tal. Während wir abwechselnd rennen und rutschen, schlagen die Blitze links und rechts in die hohen Gipfel der Karnischen Alpen ein. Das Donnergrollen ist nun Dauerton und begleitet uns bis wir 15 Minuten später völlig durchnässt wieder auf der Schwelle des Gasthauses stehen.
Goodbye Südalpenweg. Griaß di Lesachtal
Mit “Das Wetter war wohl doch nicht so stabil… “ buchen wir uns für eine zweite Nacht ein. Anschließend wird ausführlich der Wetterbericht gecheckt und die nächste Tage geplant, während es draußen ununterbrochen blitzt und donnert. Da keine Besserung in absehbarer Zeit in Sicht ist, scheint eine weitere Begehung des Karnischen Höhenweges wenig sinnvoll. Exponierte Kammwege sind nicht mein bevorzugtes Terrain bei Gewitter und Unwetter.
Die Entscheidung daher: Abstieg ins Lesachtal und dort talnah bis Sillian wandern.
Ironischerweise scheint am nächsten Morgen die Sonne. Wir halten aber an unserem Plan fest und folgen dem Lauf der Gail westwärts. Über Kötschach Mauthen, Birnbaum und Obertilliach erreichen wir nach 3 Tagen Sillian. Die Wege dorthin sind von viel Teer- und Bundesstraßen geprägt, führen aber durch idyllische Dörfer und Siedlungen. Mit dem Grenzlandwanderweg finden wir außerdem noch einen markierten Wanderweg.
Talnah in Richtung Südtirol
Die Gewitter und Regenschauer sind hier im Tal halbwegs erträglich. Beim Anblick der dunklen Wolken über den Bergketten, sind sehr froh diesen Weg gewählt zu haben und nicht auf einer Hütte festzuhängen. Nach einer Wetterbesserung sehnen wir uns aber dennoch.
In Sillian angekommen, verbringen wir nach 6 Wochen die letzte Nacht auf österreichischem Boden. Der nächste Tag wird uns nämlich schon nach Italien und Südtirol bringen, wo wir 2 Wochen lang die Dolomiten überqueren möchten. Unsere geplante Route müssen wir aber auch dort großzügig ändern….
Soweit für den fünften Teil des Wander Berichtes unserer Alpenüberquerung von Wien bis nach Nizza. In den nächsten Wochen kommen dann die anschließenden Teile.
Momentan befinden wir uns in Susa auf der Grande Traversata delle Alpi. Drei Wochen folgen wir diesem Weitwanderweg nun schon und sind komplett begeistert. Aller Voraussicht nach, werden wir den gleichen Zeitraum noch bis nach Nizza benötigen. Unglaublich, dass wir schon über 90 Tage unterwegs sind…
Möchtest Du mehr über unsere Wanderung erfahren, dann schau doch einfach auf Facebook oder Instagram vorbei. Dort versuche ich alle 1-2 Tage ein paar Bilder und kurze Updates zu der Tour hochzuladen. Sofern das Internet mitspielt natürlich.
Zu den anderen Artikeln dieser Alpenüberquerung:
- Etappen 1 – 6: Der Start in Wien
- Etappen 7 – 13: Erste Gewitter
- Die Sache mit dem Knöchel…
- Etappen 14 – 24: Der Salzsteigweg – Eine Hassliebe
- Etappen 25 – 32: Der Südalpenweg
- Etappen 33 – 41: Von Sexten nach Bozen – Die Dolomiten-Durchquerung
- Etappen 42 – 58: Vom Vinschgau bis ins Piemont
- Etappen 59 – 72: GTA – Von Forno bis Talosio
- Etappen 73 – 78: Rocciamelone – Der höchste Punkt der Reise
- Etappen 79 – 94: Die Ankunft in Nizza
- Alle Informationen zu der Alpenüberquerung zu Fuß
Hallo Alex,
schöner Bericht nach der längeren Pause. Mensch, da es es euch aber eingeweicht. In dem Moment sicher blöd, aber ich denke, auch sowas bleibt hängen im nachgang so einer Wanderung.
Viel Spass auf den letzten Kilometern..
Hi Bert,
Danke fürs Feedback!
Ich gelobe in Zukunft Besserung bei der Nacharbeitung der Berichte :)
LG Alex
Hallo Alex,
sehr schade, dass ihr nicht zur Wolyerseehütte gelaufen seid, denn die war richtig toll. Nach einer Woche auf dem Karnischer Höhenweg möchte man sofort weiterlaufen, denn der Höhenweg ist echt toll. Wir sind aber nur von Silian bis zur “Unteren Valentinalm” gelaufen, die Königsetappe haben wir auch mitgenommen. Auf jeden Fall kann ich euch die Route total empfehlen…
Viele Grüße
Jochen
Hi Jochen,
So haben wir jedenfalls einen guten Grund noch einmal auf den Karnischen Höhenweg zurück zukehren :)
LG Alex
Lieber Alex,
sehr interessanter und bewegender Bericht. Man muss körperlich wirklich fit sein, um solche Etappen meistern zu können. Klar man kann sich im Kopf immer sagen, niemals aufgeben, aber man braucht einfach die physische Stärke.
Außerdem muss man auch hier mal wieder die Bilder loben, welche du lieferst. Absoluter Wahnsinn! Die Investition in die Kamera, welche solche Aufnahmen macht, hat sich definitiv gelohnt.
Echt blöd, dass einem das Wetter manchmal so einen Strich durch die Rechnung machen kann. Aber schön zu sehen, dass ihr trotzdem eine schöne Alternative zum Wandern finden konntet!
Wieder ein sehr schöner Beitrag, ich freue mich auf mehr.
Liebe Grüße,
Hannes Blumberg
Hi Hannes,
Danke dir für dein schönes Feedback!
Ich hoffe in Zukunft die Beiträge zeitiger zu schreiben ;)
LG Alex