Das Wandern meine bevorzugte Art des Urlaub ist, dürfte Dir sicherlich bekannt sein. Meine Begeisterung dafür liegt aber weniger im Schutz der Umwelt begründet. Vielmehr jedoch an der Freude über die Natur, die Berge, die Aussichten und die Ruhe. Das aber besonders das Fernwandern eine nachhaltige Angelegenheit ist, bereitet mir dennoch großes Vergnügen.
Denn nachhaltiger Umweltschutz ist auch heute leider kein Thema, mit dem sich Wahlen gewinnen oder Leute begeistern lassen. Daher freut es mich umso mehr, wenn man durch die Wahl seiner Freizeitaktivität oder Urlaube, wenigsten ein klein wenig, zu einer besseren CO2-Bilanz beitragen kann. Auch wenn das Wandern an sich schon eine umweltschonende Betätigung darstellt: Fernwanderungen tragen noch etwas mehr zum persönlichen Klimaschutz bei. Grund dafür ist vorallem deren Länge.
Nachhaltiger Urlaub durch Fernwanderungen
1. Keine Nutzung von Verkehrsmitteln
Mal abgesehen von der An- und Abreise, nutzt man auf Fernwanderungen für sehr lange Zeit kaum eines der konventionellen Verkehrsmittel. Das einzige Mittel zur Fortbewegung stellen die eigenen Füße dar. Und als Kraftstoff benötigen diese keine fossilen Brennstoffe oder elektrischen Strom. Nur ein paar Käsespätzle sowie ab und an ein kühles Radler sind da vollkommen ausreichend.
Flugreisen oder Kreuzfahrten sprechen da schon eine andere Sprache. Aus diesem Grund versuche ich auch, sofern es möglich ist, mit der Bahn zum Startpunkt der Wanderung zu gelangen. Nach der Ankunft nutze ich das gleiche Verkehrsmittel, um wieder in die Heimat zu reisen. Die deutlich schnellere Flugverbindung finde ich nach vielen Monaten des Zufussgehens sowieso unpassend. Tausende Kilometer, für die man wandernd Monate gebraucht hat, in wenigen Stunden zurückzulegen ist auch vom Kopf her schwer zu verdauen.
Je geringer die Anzahl der Reisen, desto geringer auch die Zeit im Jahr, die man bei Anreisen im Auto, Flugzeug oder Bus verbringt. Das spricht jedenfalls für wenige lange Touren im Jahr, als für viele kurze Urlaube.
2. Geringerer Stromverbrauch
Da Kühlschrank, Fernseher, Herd, Ofen, Heizung und Co. bei der Fernwanderung meist zuhause bleiben, sinkt auch deren Stromverbrauch während dieser Zeit beachtlich. Die elektrische Energie, die all diese Geräte benötigen, wird zu ungefähr 70% (Stand: 2016) aus konventionellen Energieträgern gewonnen. Ungenutzte Haushaltgeräte senken somit ebenfalls den eigenen klimatischen Fußabdruck.
3. Reduzierter Konsum
Bist Du mehrere Monate zu Fuß unterwegs, beschränkt sich dein Kaufverhalten meist auf die Grundbedürfnisse. Nahrung, Getränke und Brennstoff werden die Hauptkonsumgüter sein. Ab und zu muss auch defekte Ausrüstung ausgetauscht werden. Aber unnötige Dinge wirst Du wohl eher selten kaufen. Kein neues Auto, keine neue Bekleidung, kein neues Tablet oder Smartphone, kein Thermomix oder Staubsaugerroboter.
Denn auch wenn das neue Gerät eine A+++ Zertifizierung bekommt: Energie für seine Herstellung wird trotzdem benötigt. Gleiches gilt natürlich auch für jegliche Wanderausrüstung. Ich selbst ertappe mich nur allzu oft dabei, wie ich mich durch alle die neuen Produkte der Outdoor Hersteller klicke, ohne wirklich eines davon gebrauchen zu können. Oft sind aber gerade gebrauchte oder selbst gemachte Dinge eine tolle Alternative zu kommerziellen Angeboten.
4. Reparieren statt neu kaufen
Bekommt das Tarp ein Riss, öffnet sich eine Naht der Regenjacke oder strotzt das Wanderhemd nur so vor Löchern wäre zuhause die Lösung der Probleme für Viele naheliegend: Einfach neu kaufen. Bei einer Fernwanderung ist das oft nicht so einfach. Und das ist meiner Meinung nach auch gut so! Denn mithilfe von Panzertape, Nadel und Faden lassen sich viele Reparaturen einfach selbst durchführen. Man muss nur den eigenen Einfallsreichtum etwas ankurbeln. Oft halt die gute gemachte, provisorische Reparatur noch Jahre später.
Anmerkung: Was? Ich soll eine ganze Rolle Panzertape einpacken? Weit gefehlt! In meinen 13 ungewöhnlichen Wandertipps zeige ich Dir, wie Du das Gaffertape auch ohne viel Mehrgewicht mit auf Tour nehmen kannst.
Zwar sieht man den Gegenständen ihre Abnutzung an, weniger funktionell sind sie meist trotzdem nicht. Und wen, außer einen selbst vielleicht, stört das geschundene Aussehen der Ausrüstung schon? Bist Du viele Monate unterwegs, wird der ein oder andere Gegenstand sowieso größere oder kleiner Abnutzungserscheinung bekommen. Und wie heißt es so schön:
Benutze Ding und liebe Menschen. Nicht umgekehrt.
5. Weniger Müll
Die vorherigen beiden Punkte resultieren nun im Folgenden. Wird weniger konsumiert, entsteht im Umkehrschluss auch eine geringer Menge an Müll. Insbesondere dem Plastikabfall in Form von Verpackungen, in welche Lebensmittel, Bekleidung, Elektronika oder sonstige Dinge eingeschweißt sind. Doch auch unterwegs sieht man oft die Überreste von gelebtem Umweltunbewusstsein. Achtlos an den Wegesrand geworfene Papiertaschentücher, Bananenschalen oder Zigarettenstummel säumen die Wander- und Bergwege.
Die genannten Beispiele brauchen teilweise Jahre, bis sie verrotten oder zersetzt sind. Gerade hoch oben in den Bergen, ist das letzte was man erwarten kann die Müllabfuhr, welche die Überreste an Abfall aufsammelt. Auch wenn beim Fernwandern weniger Müll anfällt als im Alltag:
Take nothing but pictures and only leave footprints.
In dem Zusammenhang seinen die tolle Initiativen wie “Leave no trace” oder “Nimm’s mit” von Andreas von Gipfelfiber erwähnt. Es lohnt sich deren positiven Beispielen zu folgen.
6. Entdeckung der Liebe zur Natur
Dieser Punkt ist jetzt nicht speziell an das Fernwandern geknüpft. Aber das stetige Erleben und Bewegen in der Natur, fördert meiner Erfahrung nach auch die Liebe und Begeisterung zu ihr. Und das was man liebt, versucht man meistens auch zu bewahren und zu schützen. Hat man nie den Sonnenuntergang in den Berge, den Gesang der Vögel im Wald oder das Rauschen des Baches im Tal bewusst wahrgenommen, kann man mit Umweltschutz sicherlich recht wenig anfangen.
7. Ultraleicht Trekking kann nachhaltiger sein
Nicht unbedingt die Ausrüstung an sich. Denn die wird meist genauso energieaufwändig wie konventionelle Trekking- oder Wanderausrüstung hergestellt. Ultraleicht Trekking kann aber gut für die Umwelt sein, wenn möglichst viele unnötige Dinge weggelassen werden. Besonders wenn Du am Anfang deiner Wanderambitionen stehst. Die gezielte Nicht-Anschaffung von Überflüssigem spart eine Menge Ressourcen und Dir zusätzliches Gewicht auf dem Rücken. Win-Win!
Das macht sich besonders auf langen Fernwanderungen bemerkbar, wo Du jedes Kilogramm monatelang auf dem Rücken trägst.
Weitere Tipps für Nachhaltigen Urlaub
Christof hat auf seinem Blog Einfachbewusst ebenfalls einen lesenswerten Artikel zu dem Thema Nachhaltigkeit im Urlaub geschrieben. Er geht im speziellen darauf ein, warum Du deine Wanderung von der Haustüre aus starten sollst. In seinem Beitrag findest Du die 7 Gründe dafür.
Was sind deine Erfahrungen mit nachhaltigem Urlaub?
Kommen Fernwanderungen auch für dich in Frage?
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Ooooah yeah das heilige Panzertape! Wenn du wüsstest was wir auf unseren Touren durch die Anden letztes Jahr alles damit repariert haben! Von der Zeltplane über den Rucksack über Plastiklöffel bis hin zu den Wanderschuhen unserer Wanderfreunde… und und und.
Ein sehr schöner Artikel, der vieles von dem auf den Punkt bringt, warum wir auch gern genau so in den Bergen unterwegs sind (abgesehen vom ultra-light-Gedanken, der rangelt immer noch mit meinem Komfort-Anspruch :-)
Hi Christiane,
Es geht doch nichts über ein schönes Panzertape Provisorium :)
LG Alex
Hallo liebe Grüße aus dem wunderschönen Norden.
Eine sehr gute Seite mit vielen Informationen zum Thema Wandern und dazu immer die schönen Fotos.
Hat mir wirklich sehr gefallen!
Gruß Eckhard
Lieber Alex,
grundsätzlich stimme ich Dir zu. Ja, Wandern ist ein besonders umweltbewusster Urlaub. Aber wir drüfen nicht vergessen, dass viele Wanderfreunde mit dem Auto oder mit dem Flugzeug in die z.B. Alpen reisen, um dort zu wandern. Es ist natürlich trotzdem viel umweltbewusster als ein Kreuzfahrttrip. Leider kommen wir nie ganz ohne CO2 Ausstoß aus.
Viele Grüße
Janina
Hallo Janina,
Danke dir für deine Ergänzung.
Mir ging es in dem Artikel aber um das Fernwandern und nicht die Wochenendwanderung in den Alpen.
Und die kann man am umweltfreundlichsten von der Haustür starten ;)
LG Alex
Hallo,
wirklich interessanter Artikel.
So kann man wirklich die Natur erleben und auch sich selber “entdecken”.
Vielen Dank und LG
OutdoorFollka