Winter Wandern im Ahrtal
Fluchend sitze ich im Auto. Ich bin unterwegs in das Eifler Ahrtal, um bei schönstem Wetter eine kurze Winterwanderung zu unternehmen. Es sind -10°C vorhergesagt und ich habe die Daunenjacke im Schrank hängen gelassen. -10°C sind nicht die Temperatur, bei der man seine Isolationsjacke zu Hause lassen sollte. Umdrehen ist kein Option mehr, also setze ich in Erwartung einer sehr frostigen Wanderung meine Fahrt fort.
Muss ich eben ein paar Kilometer pro Stunde schneller wandern, um mich auf Temperatur zu bringen.
Schon 10 Kilometer vor Altenahr scheint die Natur in ein weißes Winterkleid gehüllt zu sein. Richtig genießen kann ich das gerade aber nicht, da die tiefstehende Morgensonne mich ziemlich blendet. Der Parkplatz in Altenahr ist eine einzige Eisfläche. Schlitternd bahne ich mir den Weg in Richtung Bürgersteig. Dort angekommen steige ich in 10 Minuten bis zur 193 Meter hoch gelegenen Burgruine Are auf.
Burgruine Are
Die wenigen Höhenmeter reichen glücklicherweise aus, mein Körper zu erwärmen. Im gleißenden Morgenlicht ist es sogar nur knapp unter Null. Von hier oben hat man eine tolle Aussicht auf das Eifler Mittelgebirge. Alles ist mit einer glitzernden Eisschicht überzogen. Bei jedem Schritt knirschen Blätter, Gras und Schnee unter meinen Füßen. Ein schönes Gefühl.
Das 4-Lagen System (kurzarm Baselayer, langarm Baselayer, Performance Fleece und Windjacke) reichen auch bei diesen sehr kalten Temperaturen aus, um mich in der Bewegung warm zu halten. Die fehlende Isolationsjacke zwingt mich jedoch dazu, meine Pausen deutlich kürzer als sonst zu gestalten.
Von der Burgruine geht es über dem Rotweinwanderweg auf einem aussichtsreichen Höhenzug bis zum Ümerich. Einer kleinen Aussichtsplattform hoch über Mayschoß. Ein schmaler und rutschiger Pfad führt durch knorrige, alte Büsche zu der markanten Metallfahne. Von hier oben reicht der Blick von der Saffenburg bis zur Burgruine Are.
Testweise habe ich meine komplette Trekkingausrüstung in den neuen Rucksack geladen. Also fast. Die Daunenjacke hängt ja zuhause im Schrank. Trotz der gesamten Ausrüstung ist der Rucksack niedrig genug, sodass ich mit ihm an keinem Ast oder Strauch auf den schmalen Pfaden hängen bleibe.
Nach dem Aussichtspunkt am Ümerich geht es überraschend steil wieder ins Tal. Der breite Forstweg schien von Weitem äußerst matschig zu sein. Die tiefen Temperaturen froren die nasse Erde jedoch zu einem festen Untergrund. Mit Unterstützung der Schwerkraft beschleunige ich meinen Schritt. Ehe ich mich versehe, stehe ich inmitten von Weinbergen, die das kleine Dorf Mayschoß umringen.
Die Saffenburg
Mein nächstes Etappenziel, oder das, was davon übrig geblieben ist, ist schon gut zu erkennen. Die Saffenburg. Sie thronte vom 11. bis ins 18. Jahrhundert oberhalb von Mayschoß und ist seit 2007 wieder für Besucher zugänglich. Die Ruine liegt im Sonnenlicht und ich beeile mich auf dem Weg nach oben. Denn dieser führt auf der Schattenseite zur Burg und nach einem kurzen Griff ins Gesicht stelle ich fest, dass die Eiskristalle in meinem Bart schon fleißig wachsen.
Nachdem ich die Schutzhütte unterhalb des Gipfels passiere, geht es über eine eisige Treppe die letzten Meter hinauf. Endlich blinzelt mir die Sonne wieder entgegen und wärmt die kalten Glieder auf. Nicht nur des tollen Panoramas wegen, ist das daher ein guter Platz für eine Pause. Schnell Hardshelljacke und Mütze übergezogen und kräftig in die Brotzeit gebissen.
Der weitere Weg führt leider aus der Sonne heraus und wieder hinein in den eisigen Schatten. Minuten später gefriert mir erneut die Atmenluft an den Barthaaren. Da der Wanderweg nun nicht mehr ansteigt, will mir trotz der Extralage Hardshell nicht so richtig warm werden. Gut das die Daunenjacke in der schön warmen Wohnung hängt… Naja, hauptsache Hände, Kopf und Füße sind wohlig temperiert.
Der breite Pfad schlängelt sich durch einen Mischwald hinab ins Tal. Die Landschaft erscheint wie erstarrt. Dieses Seite des Berges hat wohl seit langer Zeit kein Sonnenstrahl mehr gesehen. Das Laub unter meinen Füßen zerbricht bei jedem Schritt. Obwohl es erst halb eins ist, scheint die Sonne schon unterzugehen. Ich durchquere eine tiefe Senke gefüllt mit noch kälterer Luft. Ich beschleunige meinen Schritt und bin froh, als ich aus einer Bahnunterführung wieder ins Sonnenlicht trete.
Die letzten 3 Kilometer des Weges wandere ich entlang der Ahr. Glücklicherweise geht es bald wieder etwas bergauf und mein Körper kommt allmählich etwas auf Temperatur. Unglaublich, dass ich mich einmal über einen Anstieg freue. Über einen schmalen Pfad geht es im Zickzack die letzten Höhenmeter hinauf. An einer Gabelung folge ich dem Ahrsteig weiter und habe die Burgruine Are über mir immer im Blick. 5 Minuten später bin ich zurück in Altenahr und schlittere in der wärmenden Sonne dem Auto entgegen.
Fazit zum Winter Wandern im Ahrtal
Das Ahrtal gefällt mir im Winter fast noch besser, als im Sommer. Kein einziger Wanderer begegnete mir auf der gesamten Strecke. Bei -10°C an einem Mittwoch Morgen ist das auch irgendwie verständlich. Die Wanderwege sind aber weitestgehend eisfrei und der Parkplatz in Altenahr war definitiv die rutschtigste Stelle der gesamten Tour.
Infos zum Winter Wandern im Ahral
Die kurze Tageswanderung ist sowohl im Winter als auch im Sommer problemlos zu begehen. Sie ist sehr abwechslungsreich und bietet durch die vielen Höhenzüge tolle Aussichten auf die Ahrlandschaft und die umliegenden Berge. Durch den Parkplatz in Altenahr ist die Tour auch gut zu erreichen. Den GPS-Track, das Höhenprofil und eine detaillierte Karte findest Du im Folgenden:
In diesen Artikel findest Du noch ein paar generelle Tipps zum Wandern im Winter:
- Tipps gegen Kälte: So bleibst Du im Winter warm
- Wandern im Winter: Hilfreiche Tipps für das Wandern bei Eis und Schnee
- Packliste Winter-Wandern: Ultraleicht und warm in der kalten Jahreszeit
Getestete Ausrüstung beim Winterwandern
Die bis dato kälteste Winterwanderung des neuen Jahres eignete sich hervorragend, um ein bisschen neue Ausrüstung zu testen. Mit dabei hatte ich die neue elastische Vaude Farley Stretch II* Wanderhose und meine selbstgeschneiderte Windjacke. Beide Bekleidungsgegenstände haben einen guten ersten Eindruck hinterlassen. Wobei sich mir der Mehrwert der vertikalen Reißverschlüsse an den Unterschenkeln der Vaude Hose nicht erschlossen hat. Daher werde ich diese entfernen und als normale Hosenbeine zusammen nähen.
Ansonsten hatte ich noch die smarte Outdooruhr WSD F10 von Casio dabei und meinen kürzlich fertig gestellen DIY Rucksack. Der Artikel zum Rucksack ist schon online und der Testbericht der Uhr folgt in ein Paar Wochen.
Warst Du schon einmal zum Winter Wandern im Ahrtal?
Wohin verschlägt es dich zum Wandern bei Minusgraden?
______
Anmerkung*: Einige Produkt-Verlinkungen auf dieser Seite sind Affiliate Links für die BergReif eine geringe Provision erhält, falls Du einen dieser Artikel kaufst. Für dich fallen keine Extra-Kosten an. Dies hilft mir bei der Kostendeckung dieses Blogs.
Hallo Alex,
Danke für den schönen Bericht aus unseren erweiterten”Homezone”! Wandert auf unsere Frühjahrsliste.
Packst du bitte noch den GPS-Link rein? Ich vermute, der fehlt versehentlich.
Viele Grüße
Jochen
Guten Morgen Jochen,
danke für den Hinweise. Habe den Link eingefügt. Du kannst den GPS Track einfach in der rechten Leiste bei Outdooractive herunterladen.
Viele Grüße,
Alex
Das Ahrtal kenne ich bis jetzt nur aus dem Sommer. Seit ich wieder in NRW wohne sind wir aber auch viel in der Eifel unterwegs. Gerade diesen Winter hatten wir in der Nordeifel ein bis zwei schöne Wochen mit Schnee. Gerade für unsere Tochter ein tolles Erlebnis.
Danke für deinen schönen Reisebericht!
Hi Dennis,
Schnee ist für Kinder echt eine tolle Sache.
Richtig viel davon habe ich leider auf dieser Tour keinen gefunden. Und als überall der Schnee kam, war ich im grünen Bozen …:D
LG Alex
Hi Alex,
klasse Bericht – und die Bilder erst! Hatten mir die Tage ja schon auf Twitter gefallen ?
Blöd mit der Jacke, aber toll, dass Du trotzdem los bist und es (hoffentlich) bis dato noch nicht bereut hast (Erkältung und so). Ich mag das Winterwandern seeeeehr – exakt wegen den Vorteilen: weitestgehend menschenleer und landschaftlich glitzrig-frostig-schön :) Wenn ich mal in der Gegend bin, werde ich mich an Deinen Artikel erinnern. Danke dafür! ?
LG Bianca
von lebedraussen!
Hi Bianca,
freut mich sehr, dass Dir das Winterwandern auch so gut gefällt. Bin glücklicherweise gesund geblieben. Habe mich einfach warm gewandert :)
Wünsche Dir viel Spaß bei deinen Wintertouren.
LG Alex
Du hast die Runde im Ahrtal sehr schön beschrieben. Ich wander sehr gerne im Ahrtal da es auch fast Heimrevier ist. Erst zwischen den Feiertagen zog es mich auf eine Runde zum Teufelsloch bei herrlichem Sonnenschein und frostigen Temperaturen. Leider musste ich feststellen daß die Brücke über die Ahr seit dem Hochwasser 2016 noch nicht wieder in Takt ist. daher blieb ein Abstecher über die Todesley aus.
Hi Chris,
danke für deine Ergänzungen.
LG Alex