Der Sommer ist endgültig vorbei und die Temperaturen läuten den Winter ein. Was aber nicht zwingend das Ende der Wandersaison bedeuten muss. Denn auch bei klirrender Kälte, Schnee oder Eis kannst Du noch die Wanderstiefel schnüren. Was es dabei einzupacken gilt und welche Ausrüstung dafür die richtige ist, versuche ich in diesem Artikel zu klären.
Aber brauchst Du im Winter eine andere Wanderausrüstung als in der warmen Jahreszeit? Und falls ja, was musst Du in der kalten Jahreszeit zusätzlichen in deinen Rucksack packen? Wird dadurch die Packliste für das Wandern im Winter schwerer?
Packliste Winter Wandern Tagestour
Um diese Fragen zu klären, habe ich Dir in diesem Artikel einfach meine Packliste(n) für das Wandern bei Eis und Schnee zusammengestellt. Ob ich dabei in den Bergen oder den Mittelgebirgen unterwegs bin, ändert nicht viel an der Ausrüstung. Denn in hochalpinem Gelände, welches speziellere Ausrüstung erfordert, bewege ich mich im Winter eigentlich kaum zu Fuß.
Mit von der Partie sind 2 Packlisten für 2 verschiedene Szenarien.
- Packliste für eine winterliche Tageswanderung
- Packliste für eine Hüttentour im Winter
Die Packliste für eine winterliche Tageswanderung stellt die Basisausrüstung für jede Tour im Winter dar. Hier nehme ich wirklich nur das Allernötigste mit. Dieser Basisausrüstung werden dann für eine Hütten- oder Trekkingtour entsprechend mehr Dinge hinzugefügt. Eine Packliste für Trekkingtouren im Winter, folgt dann in einem separaten Artikel im neuen Jahr.
Da sich der Winter besonders durch die Temperatur vom Sommer unterscheidet, ändert sich hauptsächlich die Anzahl der Bekleidungsschichten die man am Körper trägt. Wandernd sowie stehend, beziehungsweise Pause machend. Auch sind die Wanderwege durch Schnee und Eis oft rutschiger oder schwerer passierbar. Wenn selbst die rutschfeste Vibramsohle keinen Halt mehr bietet, braucht es zusätzliche Ausrüstung.
Im Folgenden findest Du die Packliste für das Wandern im Winter im Detail aufgeschlüsselt:
Packliste Winter Wandern: Bekleidung
Beine und Füße
Ist die Temperatur unter 0°C, ziehe unter meiner Wanderhose lange Skiunterwäsche aus Merinowolle von Icebreaker* an. So kühlen dann auch die Beine beim Wandern nicht aus. Je nach Tour entscheide ich mich dann für eine stark wasserabweisende Softshellwanderhose, oder eine aus einem Polyester-Baumwollgewebe. Wird es richtig knackig kalt, oder liegt sehr viel tiefer Pulverschnee, greife ich zu meiner dicken Freeride-Pant* von Marmot.
Ich habe es diesen Winter ein paar Mal ausprobiert. Die Kombination aus halbhohen Zustiegsschuhen, Gamaschen und über 20 cm hohem Schnee. Ergebnis: Jedes Mal ziemlich nasse Füße. Vielleicht waren es nicht die richtigen Gamaschen. Vorerst bleibe ich jedoch bei meinen Wanderstiefeln, wenn der Schnee höher als 10 cm liegt.
Oberkörper
Du ahnst es sicher schon. Das Stichwort lautet auch hier wie immer: Zwiebelprinzip. Im Winter hat die Zwiebel aber mehr Schichten. Je kälter es wird, desto dicker wird sie. An einem Wintertag mit Temperaturen um den Gefrierpunkt, ziehe ich meist 3 Lagen an. Ein kurzes Merinoshirt*, ein dickeres und langärmliges Merinoshirt* von Dilling und eine Wind- oder Hardshelljacke. Führt mich die Wanderung die erste Zeit nur horizontal oder bergab, werden es mit einem Performance Fleece Pullover* 4 Lagen.
Geht es länger und/oder steiler bergauf, verschwindet der Fleece Pullover wieder im Rucksack. Aber die Wind- oder Hardshelljacke bleibt aber die meiste Zeit am Körper, damit der Wind den geschwitzen Körper nicht auskühlt. Eine Windjacke empfinde ich da etwas angenehmer, da deren Atmungsaktivität besser ist als einer wasserdichten Hardshell. Und bergauf wird mir nach spätestens 10 Minuten immer sehr warm. Auch bei Minusgraden.
Die Daunenjacke ruht während dem Wandern fast immer ganz oben im Rucksack. Sie ziehe ich nur in den Pause über die Wind- oder Regenjacke. Ansonsten wird es in der bewegungsfreien Pause schnell richtig frisch. Damit ich die Daunenjacke auch beim Wandern anziehe, muss es schon verdammt kalt werden. Sind beispielsweise Temperaturen unter -10°C zu erwarten, würde ich auch eher als 5.te Schichte eine Primaloftjacke anziehen. Deren Füllung wärmt auch nassgeschwitzt noch. Und die Daunenjacke kann ich dann in den Pause immer noch als sechste Lage überstreifen.
Hände und Kopf
Kalten Händen versuche ich im Winter auch mit dem Zwiebelprinzip entgegen zu wirken. Bis etwas über Null Grad reichen mir einfache und günstige Arbeitshandschuhe* als Isolation für meine Hände. Wird es kälter tausche ich diese gegen die ultraleichten Montane Prism Mitts aus. Das sind sehr leichte Fäustlinge mit einer Füllung aus Primaloft Gold. Gerade einmal 53 Gramm wiegen diese Exemplare in Größe L. Alleine wärmen sie mich bis ungefähr -5°C. Ist es kälter, ziehe ich die Fäustlinge über die Fingerhandschuhe und hatte bis jetzt immer warme Finger.
Während dem Wandern schwitze ich viel am Kopf und nutze daher ein Merino-Buff* als Kopfbedeckung. Als doppellagige Mütze “gefaltet”. In der Pause tausche ich es gegen eine wärme normale Mütze aus. Das empfinde ich als sehr viel angenehmer als das nasse Buff auf dem Kopf zu lassen. Nur beim wieder loswandern ist das erneute Aufsetzen des nassen “Lappens” in den ersten Minuten wenig angenehm…
Die Kapuze der Hardshelljacke bietet bei Wind zusätzlichen Schutz gegen Auskühlen am Kopf.
Einen großen Teil meiner Wander Bekleidung für den Winter nutze ich auch im Sommer. Bei der Auswahl der zusätzlichen Schichten habe ich wie gewohnt auf das Gewicht geschaut. Auch wenn das bei einer Tagestour mit wenig Gepäck nicht ganz so relevant scheint.
Ausrüstung |
Anzahl |
Gewicht Rucksack [Gramm] |
Gewicht Körper [Gramm] |
Hohe Wanderschuhe | 1 | 1800 | |
Merino Wandersocken* | 1 | 63 | |
Norrona Falketind Flex 1 Wanderhose | 1 | 400 | |
Funktions Unterhose* | 1 | 50 | |
Merino Lange Unterhose | 1 | 203 | |
Merino T-Shirt – Woolpower* | 1 | 142 | |
Merino Langarmshirt – Dilling* | 1 | 230 | |
Dünner Fleecepulli – Salomon* | 1 | 297 | |
Windshirt | 1 | 100 | |
Hardshelljacke – Haglöfs LIM III | 1 | 240 | |
Daunenjacke – Cumulus Incredilite Endurance | 1 | 359 | |
Merino Buff* | 1 | 39 | |
dünne Arbeitshandschuhe* | 1 | 42 | |
Fäustlinge – Montane Prism Mitts | 1 | 53 | |
Regenkilt MYOG inkl. Packsack | 1 | 67 | |
Mütze | 1 | 61 | |
GESAMT BEKLEIDUNG | 719 | 3636 |
Packliste Winter Wandern: Verpflegung und Proviant
Auch wenn es für eine Tagestour sicherlich auch ohne geht: Ein kleiner Kocher, Titan Tasse*, Tee und etwas scharfer Ingwer kommt im Winter auch immer in den Rucksack. Natürlich könnte ich den Ingwertee auch zuhause vorbrühen und dann in der Thermoskanne mitnehmen. Aber ich mag es einfach draußen zu sitzen und das Zischen des Kochers zu hören.
Obwohl Spiritus Kälte überhaupt nicht leiden kann, greife ich auf einer Tagestour trotzdem meist auf den altbewährten Dosenkocher zurück. Trägt man den Spiritus nah am Körper, wird der Brennstoff einigermaßen warm gehalten und entzündet sich auch bei leichten Minusgraden. Für eine heiße Tasse Tee ist er somit durchaus auch im Winter zu gebrauchten.
Willst Du eine längere Trekkingtour im Winter machen, auf der Du auch bei Eiseskälte auf den Kocher angewiesen bist, empfiehlt sich ein Benzin- beziehungsweise Multifuelkocher. Diese brennen auch bei sehr tiefen Temperaturen noch, brauchen aber etwas Erfahrung im Umgang.
Ausrüstung |
Anzahl |
Gewicht Rucksack [Gramm] |
Gewicht Körper [Gramm] |
Dosenkocher | 1 | 20 | |
Alternative: Benzin- bzw. Multifuelkocher | 1 | ||
Snow Peak 600 Titan Tasse + Deckel + Windschutz | 1 | 100 | |
Brennstoff + Flasche | 1 | 115 | |
Feuerzeug + Backup Streichholzer | 1 | 12 | |
Klappmesser für Ingwer | 1 | 30 | |
Teebeutel | 2-4 | 8 | |
Ingwer | 1 | ||
Proviant (Nüsse, Schokolade, Brotzeit, Senf, etc…) | Tourabhängig | 700 | |
Wasser | 2 L | 2000 | |
GESAMT VERPFLEGUNG | 2905 |
Die restliche Packliste besteht aus Dingen, die sowieso immer im Rucksack landen sollten: Erste-Hilfe-Set*, Reiseapotheke, Notfall-Biwaksack*, Kompass, Wanderführer und nötige Dokumente. Daneben findet sich noch die Kamera* und ein klein wenig Elektronikkram. Die Stirnlampe* solltest Du im Winter auch auf Tagestouren nicht vergessen. Denn machst Du einmal länger Pause, verlierst kurz den richtigen Weg aus den Augen oder bis etwas später gestartet, ist das wenige Tageslicht schneller weg als einem Lieb ist.
Die Trekkingstöcke bieten besonders auf eisigen Passagen besseren Halt und Sicherheit. Ist es längere Zeit und über weitere Passagen sehr eisig, bietet sich der Einsatz von Grödeln* an. Für Wanderungen in tiefem Schnee empfehlen sich Schneeschuhe*. Durch die größere Auflagefläche versinkst Du weniger im Schnee und kommst einfacher und entspannter voran. Diesen Winter hatte ich sie jedoch leider mangels Schnee noch kein Mal im Gebrauch. Sind sie hinten am Rucksack angeschnallt, erhöhen sie dessen Gewicht um 1 – 2kg. Daher packe ich sie auch nur ein, wenn ich weiß, dass ich sie wirklich einsetzen kann.
Im #outdooradvent hat die Streunerin einen schönen Artikel zur richtigen Technik beim Schneeschuhwandern geschrieben.
Ausrüstung |
Anzahl |
Gewicht Rucksack [Gramm] |
Gewicht Körper [Gramm] |
Reiseapotheke – 95 Gramm | |||
Erste-Hilfe-Set* | 1 | ||
Desinfektionsmittel | 1 | ||
Schmerzmittel (Ibuprofen) | 1 | ||
Pflaster + Blasenpflaster | 20 | ||
Durchfallmedikamente | |||
Dokumente | |||
Personalausweis, EC-Karte, Bargeld, Krankenversicherungsnachweis, DAV-Ausweis | 25 | ||
Elektronik | |||
Kamera inkl. Objektiv – Sony A6000* | 1 | 451 | |
Handy | 1 | 146 | |
Stirnlampe* | 1 | 79 | |
Sonstiges | |||
Regenschutzliner Innen | 1 | 32 | |
Notfall Biwaksack* | 1 | 108 | |
Plastik Trinkflaschen 1,5L | 2 | 76 | |
Sonnenbrille | 1 | 41 | |
Wanderführer | 1 | 200 | |
Kompass | 1 | 27 | |
Sitzkissen | 1 | ||
Trekkingstöcke – SWIX Sonic Pro Trail Carbon | 1 | 350 | |
Rucksack | |||
MYOG Tagesrucksack ~ 25 – 28 Liter groß | 1 | 352 | |
Optionale Ausrüstung | |||
Schneeschuhe* | |||
Grödel* | |||
Basisgewicht – ohne Verbrauchsgüter |
1,675kg |
||
Gesamtgewicht – inkl. Verbrauchsgüter |
4,498kg |
Alles in allem liegt das Basisgewicht meiner Packliste für eine winterliche Tageswanderung bei 1675 Gramm. Mit den 2815 Gramm an Proviant, Wasser und Brennstoff liegen wir bei circa 4500 Gramm. Dabei liegt das meiste Gewicht beim Proviant. Denn es ist wichtig, seinem Körper in der Kälte genügend Energie zuzuführen, um nicht schneller zu frieren. Was Du außerdem gegen das Frieren tun kannst, erfährst Du in diesem Artikel.
Die gesamte Ausrüstung findest in meinem kleineren MYOG Rucksack Platz. Dieser hat ein geschätztes Volumen von 25 – 28 Litern und reicht mir für Tages- oder Hüttentouren vollkommen aus. Auf der Tyvek Unterlage ausgebreitet, sieht meine Packliste für eine Tageswanderung im Winter folgendermaßen aus:
Packliste Winter Wandern Hüttentour
Ist man im Winter etwas länger unterwegs und übernachten in Berghütten, wird ein bisschen zusätzliche Ausrüstung notwendig. Neben dem obligatorischen Hüttenschlafsack*, der auf jeder Hütte nicht fehlen darf, macht eventuell auch ein richtiger Schlafsack oder ein Quilt (z.B. Cumulus Quilt 350) Sinn. Denn viele Hütten sind im Winter nicht bewirtet und oft steht nur der Winterraum zum Übernachten zur Verfügung. Teilweise stehen auch dort Wolldecken bereit. Fehlen sie aber, fällt das danach Fragen etwas schwer. Hast Du selber einen Schlafsack dabei, bist du autarker. Ohne bewirtete Hütten erhöht sich auch der Umfang des Proviants.
Ein Satz frische Wechselwäsche ist ein Segen, wenn Du durchgefroren und erschöpft auf der Hütte eintriffst. Auch wenn die Dusche ein unerfüllter Wunsch bleibt, kann durch den Wechsel der Klamotten viel Komfort erreicht werden. Besonders trockene und warme Socken sind im Winter auf der Hütte Gold wert.
Meine Wechselwäsche fällt gewohnt spartanisch aus. Neben einem zweiten Paar dicken Merinosocken packe ich ein frisches Langarmshirt und einen Satz frische Unterwäsche ein. Ein kleiner Kulturbeutel mit Zahnbürste, Dent Tabs, kleinem Handtuch, Klopapier, etwas Seife, Oropax und Augenbinde ist ebenfalls dabei. Alles verpackt in wasserdichten Drybags oder Ziploc-Beuteln.
Da im Winter die Kälte den Akkus schneller den Saft entzieht, nehme ich für meine Kamera auch einen geladenen Extra-Akku mit. Besonders wenn man über mehrere Tage zahllose Sonnenunter- und aufgangsfotos schießen möchte, bietet sich der Zusatz-Akku an. Für eine Hüttentour im Winter habe ich also folgendes zusätzlich dabei:
Ausrüstung |
Anzahl |
Gewicht Rucksack [Gramm] |
Gewicht Körper [Gramm] |
Wechselwäsche | |||
Extra Paar warme Merinosocken* | 1 | 63 | |
Extra Unterwäsche | 1 | 50 | |
Extra Merino Langarmshirt – Dilling* | 230 | ||
Schlafen | |||
Hüttenschlafsack MYOG inkl. Packsack | 1 | 105 | |
Daunenquilt – Cumulus Quilt 350 XL | 1 | 618 | |
Alternativ: warmen Schlafsack | |||
Kulturbeutel | |||
kleines Handtuch | 1 | 52 | |
Dr. Bronners Flüssigseife 40ml | 1 | 50 | |
Zahnbürste | 1 | 8 | |
Dent Tabs | je nach Anzahl Tage | 12 | |
Deo (35ml) | 1 | 41 | |
Hirschtalgcreme* | 1 | 35 | |
Klopapier | 1 | 10 | |
Oropax + Augenbinde | 1 | 3 | |
Elektronik | |||
Extra Kamera Akku | 1 | 23 | |
Micro-USB-Ladegerät | 1 | 53 | |
Zusatzgewicht Hüttentour |
1,294kg |
||
Basisgewicht Hüttentour Winter |
2,969kg |
||
Gesamtgewicht – inkl. Verbrauchsgüter |
5,792kg |
Logischerweise ist wiegt der Rucksack beim Wandern im Winter mehr als im Sommer. Dafür sind die Zusatzschichten der Bekleidung, etwas mehr Proviant und optionale Ausrüstungsteile verantwortlich. Dennoch bewegen sich die Basisgewichte auf sehr niedrigem Niveau. Und trotzdem hält mich diese Ausrüstung bis in den tieferen Minusbereich warm.
Moin aus dem Norden ;-)
Lieber Alex,
mit Interesse habe ich deinen Blog vom Winterwandern und der Packliste gelesen, denn ab Oktober 2021 werde ich arbeitslos für den Rest meines Lebens. Und ich will mit dem Jakobsweg anfangen, meine Zeit zu füllen. Den Jakobsweg gehe ich also von Hamburg nach Santiago (rund 3.000 km) von Oktober bis März. Dafür brauche ich die richtigen Klamotten.
Bei deinen Vorschlägen ist kein Produkt von ICEBREAKER für die Unterwäsche. Why not? Wie siehst du den Vergleich zw. ICEBRAKER und WOOLPOWER?
Das war meine erste Frage. Ich hätte Lust, mal miteinander zu telefonieren. Du auch? Ruf mich doch gerne an wenn es bei dir passt. Hier erreichst du mich: +491752449945
Bis dahin und viele Grüße,
Horst
Hi Horst,
die Produkte von Icebreaker finde ich auch gut, und nutze auch welche davon.
Leider ist es mir dabei aber oft passiert, dass diese schnell kleine Löcher bekommen haben. Das habe ich bspw. bei Dilling und Woolpower in dem Ausmaß nicht erlebt.
Viele Grüße,
Alex