Eine ultraleichte Trekkingausrüstung bekommt man nicht über Nacht. Es ist ein steter Prozess der sich teilweise über mehrere Jahre erstreckt. Sukzessive werden die schweren, alten oder auch kaputten Ausrüstungsgegenstände ausgetauscht und gegen leichtere ersetzt.
Bis dann alles perfekt ist und man weitestgehend zufrieden ist, kann es daher etwas dauern. Zum einen, weil mit dem Umstieg aufs Ultraleicht Trekking einige Kosten verbunden sind. Aber zum anderen auch, da man einige Ausrüstungsgegenstände erst richtig testen, sich daran gewöhnen oder wieder gegen etwas anderes austauschen muss.
Und die beste Möglichkeit, um herauszufinden welche Trekkingausrüstung die perfekte für einen selber ist: Wandern gehen. Und das möglichst lange und weit. Erst wenn Du viele Kilometer, unterschiedlichstes Wetter und Zeltplätze mit deiner Ausrüstung hinter dir hast, weißt Du genau was gut funktioniert hat oder wo Verbesserungsbedarf besteht.
Bei unserer kürzlichen Fernwanderung auf dem Querweg Freiburg Bodensee hatten wir teils mit extremen Wetter wie heftigen Regenschauern und Gewittern, sowie sehr hoher Luftfeuchtigkeit zu kämpfen. Dabei sind mir dann so einige Dinge aufgefallen, die an meiner Trekkingausrüstung verbessert werden können.
Gerade im Bezug auf unsere bevorstehende 2.000km lange Alpendurchquerung von Wien nach Nizza soll die Trekkingausrüstung noch leichter als ohnehin schon werden. Die folgenden 6 Dinge werde ich dabei in naher Zukunft noch umsetzen, um meiner optimalen Trekking Packliste näher zu kommen und noch komfortabler über die Alpen wandern zu können:
Verbesserungen der Trekkingausrüstung
1. leichteres Zelt/ Tarp
Mein Ultraleichtzelt MSR Nook 2015 ist immer noch ein sehr gutes Zelt und hat mir stets treue Dienste geleistet. Mit seinem Trailgewicht von circa 1,3 kg ist es für ein 2-Personen-Zelt auch wirklich sehr leicht. Aber für eine Tour von 4 Monaten, bei der die Trekkingausrüstung aufs genauste optimiert werden sollte, leider nicht leicht genug, oder anders gesagt: zu schwer…
Da wir nur geschätzt 20% der Nächte unter freiem Himmel verbringen wollen, ist es nicht so sinnvoll für diesen begrenzten Einsatzzeitraum dieses Gewicht mit zuschleppen. Wir wollen jedoch nicht auf die Nächte unter dem Sternenhimmel verzichten. Also muss etwas noch leichteres her.
Ein richtiges Zelt, das leichter als das MSR Nook 2015 ist, findet man kaum noch. Eine Alternative wäre das Six Moons Design Lunar Duo, das circa 1175 Gramm auf die Waage bringt (jedoch ohne Heringe und Abspannleinen). Da ist der Unterschied nicht wirklich groß und die Investition nicht wirklich sinnvoll. Unter 1 kg, am besten deutlich dadrunter, soll es schon sein.
Somit kommt eigentlich nur noch eine Lösung mit einem Tarp in Frage. Platz für 2 Personen sollte es bieten und sich auch in Kombination mit einem Insektennetz nutzen lassen. Eine finale Entscheidung ist noch nicht gefallen, aber MSR bietet mit dem Thru-Hiker Mesh House 2* (410g) in Kombination mit dem Thru-Hiker 70 Wing Tarp* (380g) eine sehr interessante und ultraleichte Möglichkeit an.
Dadurch ließen sich circa 550g gegenüber dem MSR Nook einsparen, was in Anbetracht des aktuellen Gewichts meiner Trekking Packliste eine ziemliche Hausnummer ist.
Wenn ich mich für meine neue mobile Behausung entscheiden habe, wirst Du dann bald auch einen ausführlich Test dazu hier finden.
2. Regenhose gegen DIY Regenkilt tauschen
Was mich auf der Wanderung über den Querweg Freiburg Bodensee wirklich extrem gestört hat, war die Regenhose. Zwar bot sie zuverlässigen Schutz gegen den häufigen Regen, lies sich aber nicht einfach so über die Wanderschuhe ziehen. Und die Wanderschuhe ausziehen, um dann die Regenhose anzuziehen ist einfach keine sinnvolle Option.
Unser Provisorium bestand darin, beide Regenhosen einfach knapp unterhalb der Knie abzuschneiden. Dadurch wurde das Anziehen mit den Wanderschuhe ein klein wenig erleichtert und die Ventilation etwas verbessert. Leider aber nur marginal. Außerdem sahen wir nach dem Abschneiden der Regenhose – naja sagen wir es mal vorsichtig – interessant aus.
Die Lösung: Ein selbstgenähter Regenkilt aus 20D Silnylon. Das Material wiegt 36g/qm und ist vollständig wasserdicht. Der Vorteil des Regenkilt ist, dass er beim Einsetzen des Regens in sekundenschnelle um die Hüfte geschlugen werden kann, ohne irgendetwas dafür ausziehen zu müssen. Außerdem ist das Klima deutlich besser als in den schwitzigen Regenhosen und das Gewicht um mindestens die Hälfte geringer.
Meine aktuelle Regenhose* wiegt (bzw. wog) 180g, wohingegen ein Regenkilt aus 20D Silnylon je nach Länge nur um die 60 – 80g auf die Waage bringt. Er soll nur etwas über das Knie reichen und somit die Bewegungsfreiheit nicht einschränken. Mein Exemplar ist gestern fertig geworden und wiegt inklusive Packsäckchen leichte 68g.
Die Materialien sind alle einfach im Internet zu bekommen. In diesem Artikel findest Du die ausführlichen Näh-Anleitung zum Regenkilt.
Ultraleichte Ausrüstungs Tipps:
3. Titan Topf gegen kleine Titan Tasse austauschen
Ich liebe meinen 1.3 Liter großen Vargo Titan Topf. Er ist leicht, robust und reicht vollkommen, um eine Mahlzeit für 2 Personen zu kochen. Da wir aber keine separaten Schüsseln oder sonstiges Essgeschirr mitnehmen, essen wir immer zu Zweit aus dem Topf. Das ist nicht immer besonder bequem oder praktisch. Außerdem trägt immer nur einer (ich ) das gesamte Gewicht.
Deshalb teilen wir den Topf gedanklich in Zwei und besorgen uns für die Fernwanderung von Wien nach Nizza 2 kleine Snow Peak 600ml Titan Tassen (Gewicht: 80g). Diese reichen aus, um eine Mahlzeit für eine Person zu kochen und jeder hat sein eigenes Essgeschirr. Außerdem kann die Titan Tasse aus Gefäß für Tee oder Kaffee genutzt werden.
Für mich bedeutet das eine Einsparung von 80 Gramm. Jeah!
4. Gamaschen
In meiner Trekkingausrüstung habe ich Gamaschen immer für vollkommen unnötig erachtet und daher auch nie welche mitgenommen. Bis vor Kurzem hatte ich aber auch immer hohe Wanderstiefel an. Mit den neuen, halbhohen Salewa Wildfire GTX Trekkingschuhen wäre es aber sehr von Vorteil ein Paar ultraleichte Gamaschen dabei zu haben.
Zwar schützt die lange Wanderhose recht gut davor, dass kleine Steinchen oder sonstiges ins Innere des Schuhs gelangen, aber bei tiefem Matsch oder Altschnee ist ein zusätzlicher Schutz fast schon unerlässlich. Auch im Sommer, wo oft eine kurze Wanderhose zum Einsatz kommt, wären die Gamaschen bei den halbhohen Schuhen von Vorteil. Momentan überlege ich noch, ob ich nicht auch dabei selbst Hand anlegen soll….
Falls Du also zufälligerweise eine passende Nähanleiten haben solltest, freue ich mich natürlich darüber :)
5. aufblasbares Kissen weglassen
Ich hab ihm nochmal eine Chance gegeben. Dem aufblasbaren Kissen. Habe mir sogar die ultraleichteste Version* besorgt, die ich finden konnte. Aber dennoch spare ich mir die 42 Gramm das nächste Mal wieder.
Denn der Schlafkomfort ist in meinen Augen mangelhaft und das Material auf der Haut auch alles andere als angenehm. In Zukunft wird wieder der Wechselwäsche – Beutel als Kissen dienen und mich in der Nacht nicht seekrank machen!
6. Rucksack Regenüberzug selber nähen
Auf dem Querweg habe ich das erste Mal keinen Regenüberzug mitgenommen, sondern alles im Rucksackinneren in einem wasserdichten Liner (=große, ultraleichte Plastiktüte) verpackt. Trotz der heftigen Regenfälle hat das hervorragend geklappt und keiner meiner Ausrüstungsgegenstände ist nass geworden. Perfekt! Denn bei einem Platzregen oder Dauerregen alleine auf einen äußeren Regenüberzug zu vertrauen, ist meiner Erfahrung nach nämlich nicht die beste Idee.
Auch wenn der Inhalt vollständig trocken bleibt: Der Rucksack wird dennoch ziemlich nass. Teilweise war er am nächsten Morgen noch nicht trocken. Aber die kommerziell erhältlichen Regenhüllen sind mir alle zu schwer. Deshalb, Du ahnst es sicher schon, werde ich auch hier auf eine MYOG (=Make Your Own Gear = Mache deine eigene Ausrüstung) Lösung zurückgreifen und aus 20D SilNylon etwas schneidern.
Anforderungen: Gewicht bis maximal 50 Gramm. Muss nicht maximal robust, sondern nur wasserdicht sein.
Gesamte Gewichtsersparnis
Hier findest Du nun die Gewichtseinsparungen der Verbesserungen in Zahlenform. Die Ersparnis von insgesamt 622g finde ich ziemlich ordentlich und ist hauptsächlich auf den Wechsel von Zelt auf Tarp geschuldet. Würde ich auf den Insektenschutz verzichten, ließen sich nochmals circa 400 Gramm sparen. Aber da wir bei unserer Alpendurchquerung von Wien nach Nizza auch durch tiefer gelegene Gebiete kommen, in welchen sicherlich auch Mücken im Sommer verbreitet sind, bleibt der Insektenschutz erstmal eingeplant.
Zelt gegen Tarp: ~ 550g
Regenhose gegen Kilt: ~100g
Topf gegen Tasse: ~ 80g
Gamaschen: + ~ 100g
Kissen weglassen: ~42g
Rucksack Regenüberzug nähen: + ~ 50g
Gesamt: 622g Ersparnis
Basisgewicht Rucksack nach Optimierungen: 5,225kg
Da sicher die ein oder anderer Optimierung meiner Trekkingausrüstung hinzukommen wird, werde ich diesen Artikel immer mal wieder aktualisieren. Bis zu unserem Start in Wien sind es ja (leider) noch circa 10 Monate.
Hast Du noch ein paar Tipps zur weiteren Optimierung der Trekkingausrüstung? Was bringt dein Rucksack auf die Waage?
Hallo Alex, mein Rucksack wiegt 400g (Huckepack von Laufbursche incl. hip belt) und trocknet schnell, weshalb ich bisher auf die Regenhülle verzichtet habe.
Wenn Du selbst nähst, warum nicht ein Tarp aus Cuben Fiber Laminat? 18 g/qm. Kann man auch fertig kaufen, ist allerdings nicht ganz billig. Meins ist grad in Arbeit und ich bin gespannt, wie es sich bewährt.
Der “Regenrock” ist eine interessante Idee.
Gruß
Monika
Hi Monika,
Ja mit den Laufbursche Rucksäcken habe ich auch schon geliebäugelt, aber da sie gerade nicht hergestellt werden, ist es schwierig an ein Exemplar zu kommen. Cuben Fiber finde ich auch klasse, ist aber leider recht teuer. Und da das alles meine ersten Nähversuche sind, trau ich mich noch nicht an Cuben Fiber ran :) Hast DU dir ein 3×3 Tarp genäht?
Viele Grüße,
Alex
Hi Alex,
mein PC verweigert die Antwortfunktion.
Ja, ca. 3×3, 2 Bahnen, Naht abgedichtet, Schlaufen statt Ösen. Eigentlich will ich es über die Hängematte mit Moskitonetz, soweit ich auf sowas gut schlafen kann – wie gesagt, Test steht noch aus.
Vielleicht reduziert es auch das gelegentliche Kondenswasser im Zelt, ich habe das Big Sky Wisp Tent, bei Regen oder höherer Luftfeuchtigkeit sind morgens die Innenwände feucht. Und das Cuben Fiber wiegt ja kaum was – ich gehe allein und muss alles selbst schleppen.
Gruß
Monika
Also ich schlafe auf dem aufblasbaren Kissen wie eine 1. Was für eine Marke hattest du denn? Also ich bin mit dem Sea to Summit Aeros Ultralight Pillow. Sehr zu frieden. ;)
Viele Grüße aus Tokio,
Tessa
Hallo Tessa,
ich hatte das Marmot Strato Pillow, was echt nur um die 40 Gramm wiegt. Aber entweder war es zu hart und es fühlte sich wie ein Stein an, oder es war zu weich und ich bin die ganze Nacht hin und her geschaukelt :)
Viele Grüße,
Alex
moin alex!
bzgl rucksackhülle: bin ich nur drüber gestolpert weil ich selber eine suche, denn ich frage mich, welche deppen für die beigelegten hüllen der rs verantwortlich sind.
ich kauf mir doch keinen grünen rs um dann im regen mit ner roten hülle rumlaufen zu wollen…..
kennste wahrscheinlich, sollen wohl preis- leistungstechnisch die gescheitesten sein, würden aber rund 50g über deinem limit liegen. ich weiss, 100x50g und so ;-)
http://www.tasmaniantiger.info/shop/rucksaecke/tt-raincover-l/
liebe grüsse ausm hohen norden
hallo alex
vielleicht auch eine möglichkeit für dich!?
über die kombi bin ich grad gestolpert und grundsätzlich bin ich ja ein fan von sachen mit multi einsatzmöglichkeiten:
http://www.jeepermtj.com/2013/07/exped-bivy-poncho-extreme-im-testlab.html
https://www.amazon.de/Sea-Summit-Nano-Mosquito-Pyramid/dp/B018KBXGLA
liebe grüsse
stefan
vielleicht ja was für euren trip, wenn auch arg schwer ;-)
kennste: http://www.thegrayl.com
lg
stefan
Hi Stefan,
Den kannte ich noch nicht, aber ja, der wäre etwas schwer für unsere Tour ;)
Trotzdem ein interessantes Konzept!
LG Alex
mitbekommen:
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/2792958/Im-Rausch-der-Hoehe-Zu-Fuss-ueber-die-Alpen
lg und schönes we
Hi Stefan,
ja den haben wir schon gesehen.
War wirklich klasse!
LG Alex