Nachdem meine Tipps zum Ultraleicht Wandern und die Vorteile, die ein leichter Rucksack mit sich bringt, so gut bei Euch angekommen sind, gibt es heute den dritten Teil dieser Reihe.
Nun sollte Dir das Warum einer ultraleichten Trekking Ausrüstung sicherlich schon bekannt und bewusst sein. Du hast deinen alten, 2.5kg schweren Trekkingrucksack mit ausgefeiltem Tragesystem einem nur 450 Gramm schweren Ultraleicht Rucksack geopfert, den voluminösen Bundeswehr-Schlafsack gegen ein ultraleicht Schlafsack aus Daune getauscht und ein Ultraleichtzelt oder gar ein Tarp deinem 3 Personen Campingzelt vorgezogen. Deine alte, selbstaufblasende Isomatte wich der ultraleichten Therm a Rest NeoAir xLite.
Du hast Dir eine Waage gekauft und wiegst fleißig jeden Ausrüstungsgegenstand genaustens ab, benutzt nur noch die Probierpackung Zahnpasta, vermeidest Baumwolle und hast alle Kleinteile in wasserdichten Ziplock-Behältern verpackt. Wasser trägst Du nur soviel wie wirklich nötig im Rucksack und deine Zahnbürste ist schon einen halben Kopf kürzer geworden.
Doch wie kann dein leichter Rucksack noch leichter werden?
Hast Du all das oben aufgelistete schon umgesetzt, konntest Du sicherlich mehrere Kilogramm an unnötigem Gewicht aus deinem Rucksack verbannen. Falls nicht, dann begibt dich erstmal an die Big 4: Rucksack, Schlafsack, Isomatte und Zelt. Ein leichter Rucksack kann nur durch die Optimierung dieser Ausrüstungsgegenstände erreicht werden. Meine Ausrüstung konnte ich alleine durch diese 4 Gegenstände von circa 4,1 kg unnötigem Gewicht befreien.
Hier findest Du die vorausgehenden Artikel zur Reduzierung deines Rucksackgewichts in chronologischer Reihenfolge:
- 7 Anfänger Tipps für einen leichten Wanderrucksack
- 14 Tipps für den Einstieg ins Ultraleicht Trekking
Die Zahnbürstenabsäger, aber auch alle anderen Freunde des leichten Wandergepäcks, finden in dem folgenden Artikel noch ein paar neue Anregungen, wie das Wandern bei der nächsten Tour noch befreiter wird:
Leichter Rucksack: 10 Profi-Tipps
1. Leichter Rucksack durch leichtere Wanderschuhe
Wie macht diese Aussage denn Sinn? Die stabilen Treter gehören eigentlich nicht in den Rucksack. Aber leichtere Wanderschuhe wirken sich ebenfalls positiv auf die körperliche Anstrengung einer Wanderung aus. Dazu hat schon 1984 das US amerikanische Army Research Institute eine Studie mit ihren Soldaten durchgeführt. Das Ergebnis: Eine Verringerung des Gewichts an den Füßen um 100g, hat den selben Effekt auf den Energieverbrauch unseres Körpers, wie eine Verringerung des Rucksackgewichts um 500 Gramm!
Das liegt daran, dass das Gewicht der Schuhe bei jedem Schritt den wir machen, beschleunigt und bewegt werden muss. Und je schwerer unsere Wanderschuhe sind, desto erschöpfter sind wir Abends. Meine schweren Bergschuhe habe ich gegen die deutlich leichteren Zustiegsschuhe Salewa Wildfire GTX getauscht. Mittlerweile nutze ich für Mittelgebirgs- und einfache Bergwanderungen nur noch Trailrunningschuhe.
Oft wird argumentiert, dass man mit solch halbhohen Wanderschuhen leichter umknicken kann. In meinen Augen ist Umknicken aber nur eine Folge der körperlichen Erschöpfung. Hervorgerufen durch zu große Anstrengung oder zu schweres Gepäck. Mit einer insgesamt leichteren Ausrüstung können wir also auch mit leichten Trekkingschuhen problemlos auch schwierigeres Terrain sicher und erschöpfungsfreier meistern.
2. Rucksackregenhülle gegen Rucksack Liner tauschen
Ein normaler Regenüberzug für den Rucksack wiegt je nach Modell zwischen 100 und 150 Gramm. Tauschst Du diesen gegen einen leichten Liner aus Plastik (im Prinzip eine große, stabile Plastiktüte), schlägst Du zwei Fliegen mit einer Klappe. Denn zum einen wiegt dieser nur circa 30 Gramm und macht die äußere Regenhülle obsolet. Und zum anderen wird dadurch deine Ausrüstung auch zuverlässig vor Regen geschützt.
Es wird oft behauptet, dass nur ein Regenüberzug den Rucksack zuverlässig vor dem Wetter schützen kann. Das ist in meinen Augen nur bedingt richtig. Zwar wird ein Teil des Rucksacks vor Nässe geschützt, aber nicht zwangsläufig der Inhalt. Bei Gegenwind und Regen habe ich es schon duzende Male erlebt, dass der normale Regenschutz quasi nutzlos ist. Denn das Wasser dringt mit der Zeit über den Rücken in den Rucksack ein und durchnässt den Inhalt.
Der Rucksack Liner hingegen wird in das Hauptfach des Rucksacks gesteckt und beherbergt die gesamte wasserempfindliche Ausrüstung. So wird zwar der Rucksack beim Regen nass, der Inhalt bleibt aber jederzeit trocken. Und darum geht es ja hauptsächlich. Ein leichter Rucksack, wie beispielsweise der Exped Lightning 45 trocknet außerdem recht schnell wieder, falls er einmal nass geworden ist.
Ultraleicht Rucksack gesucht?
Der Ultraleicht Rucksack WeitLäufer Agilist wiegt bei einem Gesamtvolumen von 48 Litern nur gute 430 Gramm.
- langlebig durch hochwertige Materialien
- voluminöse Front- und Eingrifftaschen
- große Seitentaschen
- Trekkingstock Schlaufen
- individuelle Anpassungen möglich
- handgemacht in Deutschland
3. Arbeitshandschuhe
Lange war ich auf der Suche nach den richtigen Handschuhen fürs Wandern. Leicht sollten sie sein, aber auch ein wenig Schutz gegen Kälte und Regen bieten. Entweder waren die Modell zu teuer, nicht haltbar genug oder konnte ihre Marketing-Versprechungen nicht halten.
Meine Alternative sind jetzt handelsübliche Arbeits- oder Montagehandschuhe*. Sehen zwar nicht besonders schick aus, kosten aber fast nichts, sind sehr leicht und robust, bieten einen guten Halt und erfüllen ihren Zweck.
4. Schaumstoff Isomatte zuschneiden
Schaumstoff Isomatten wie die Therm A Rest Z-Lite* sind schon von Haus aus ziemlich leicht. Mit Hilfe einer Schere oder eines Teppichmessers kannst Du entweder:
- ) die für deine Körpergröße überflüssige Elemente abschneiden oder
- ) eine mumienförmige Kontur aus der Isomatte herausschneiden
Meine Freundin hat sich für Variante a.) entschieden, da sie die 1,85 m lange Matte mit ihren 1,68 m Körpergröße nicht vollständig benötigt. Die abgetrennten 2 Elemente dienen nun als Sitzpad. Insgesamt konnte sie so circa 50 Gramm einsparen.
Aber auch als großer Mann kannst Du deine Schaumstoff Isomatte kürzen, oder die kleine Variante einer aufblasbaren Isomatte* kaufen. Wo Dir unter den Beinen dann die Isolation fehlt, legst Du einfach deinen Rucksack hin. Bei Minusgraden ist das aber nicht empfehlenswert.
5. Kleidung ins Schlafsystem integrieren
Falls Du wie ich sowieso deine ultraleichte Daunenjacke als Isolationsschicht immer dabei hast: Warum diese nicht ins Schlafsystem integrieren? Dann kannst Du auch einen etwas dünneren und leichteren Schlafsack nutzen, da Du Teile deiner Bekleidung auch zum Schlafen trägst.
Ein Quilt* macht in diesem Zusammenhang sogar noch mehr Sinn. Denn dieser verzichtet im Unterschied zu konventionellen Schlafsäcken auf eine Kapuze und das Rückenteil. So kannst Du dein Schlafsystem jederzeit optimal auf die vorherrschenden Temperaturen und Wetterbedingungen anpassen. Ich nutze momentan den Cumulus Quilt 350. In diesem habe ich bei eisigen Temperaturen auch einige Mal meine Daunenjacke als zusätzlich Schicht getragen.
6. Regenkilt statt Regenhose
Regenhosen können je nach Modell und Ausführung schnell um die 200 g wiegen. Recht viel Gewicht für einen Ausrüstungsgegenstand, der meist sehr unangenehm zu tragen ist. Denn die Materialien der Regenhose sind selten atmungsaktiv und erzeugen daher bei körperlicher Anstrengung schnell ein tropisches Klima um die Beine. Außerdem können die wenigsten Regenhosen angezogen werden, wenn die Wanderschuhe an den Füßen sitzen. Gerade bei einem plötzlichen Schauer habe ich meine Regenhose daher einige Male verflucht.
Eine interessante und ultraleichte Alternative stellt der Regenkilt dar. Im Prinzip ist er ein wasserdichter Rock aus silikoniertem Ripstop-Nylon Gewebe, der sich bei den ersten Anzeichen von Regen in Windeseile um die Hüfte binden lässt. Das schwitze Gefühl an den Beinen gehört dank der luftigen Konstruktion ebenfalls der Vergangenheit hat. In diesem Artikel findest Du eine ausführliche Nähanleitung zu dem Regenkilt.
7. Garzeit beim Kochen reduzieren
Auch Brennstoff ist Gewicht das Du auf dem Rücken trägst. Ein Kocher der damit verschwenderisch umgeht ist besonders bei längeren Touren nicht zu empfehlen. Aber Du kannst auch bei der Zubereitung deiner Speisen ein paar Gramm Brennstoff sparen.
Häufig nutze ich dehydrierte Fertiggericht auf meinen Trekkingtouren. Eigentlich sollen deren Bestandteile erst in kochendes Wasser eingerührt und dann 10 Minuten weitergekocht werden. Ich kippe den Inhalt des Gerichts aber schon ins kalte Wasser und koche dann alles zusammen auf. Hat bis jetzt immer zum gleichen, mehr oder weniger schmackhaften, Ergebnis geführt, aber die Brennzeit des Kochers verringert.
Noch leichter ist es natürlich komplett auf einen Kocher zu verzichten. Das heißt nicht zwangsläufig, dass Du dich nur noch von Engergieriegeln ernähren musst. Denn durch sogenanntes Cold-Soaking können Couscous oder Ramen-Nudeln auch ohne warmes Wasser zubereitet werden. Mehr Infos findest Du in dem Artikel “Trekkingnahrung ohne Kocher“.
8. Ultraleichter Windschutz
Einen ultraleichten Windschutz kannst Du Dir zuhause ohne Probleme selber basteln. Dazu habe die benötigte Länge an Alufolie ein paar Mal gefaltet und ein fliegengewichtigen Schutz für die Flammen meines Kochers erstellt. Da der Windschutz mit 9 Gramm aber gerne bei kräftigeren Windböen wegfliegen möchte, beschwere ich ihn auf der Unterseite immer mit ein paar kleineren Steinen.
9. Flüssigseife in Dropper Bottles
In die in unterschiedlichen Größen erhältlichen und nur wenige Gramm leichten Dropper Bottles* kannst Du einfach deine gewünschte Menge an Seife einfüllen und so auf die genaue Länge deines Trip dosieren. Als Seife ist besonders die Flüssigseife von Dr. Bronners* zu empfehlen. Denn von dieser hochkonzentrierten Multifunktionsseife braucht man teilweise nur wenige Tropfen und kann somit sein Rucksack Gewicht weiter optimieren.
Natürlich macht es Sinn, auch alle weiteren Flüssigkeiten die man in kleinen Menge dabei hat, wie z.B. Saucen, etc. auch in die kleinen Behälter umzufüllen. Das macht zum einen die Portionierung und zum anderen die Organisation der Flüssigkeiten sehr angenehm.
Auf diese Idee bin ich auf ausgeruestet.com gestoßen.
10. Bei Mehrpersonen Wanderungen Gegenstände teilen
Wenn ihr zur mehreren Wanderern unterwegs seit, macht es gewichtstechnisch sehr viel Sinn sowenig doppelte Gegenstände wie möglich im Rucksack zu tragen. Da reicht je nach Gruppengröße ein Erste-Hilfe-Set, ein Kocher, ein Topf, ein Zelt, ein Wanderführer, ein Kompass, etc..
11. Smartphone statt Kamera
Die Kameras in den heutigen Smartphones werden immer besser und die Qualität kann sich mittlerweile wirklich sehen lassen. Machst Du auf deinen Trekkingtouren nur Schnappschüsse, dann kannst Du auch auf die Smartphone Kamera zurückgreifen, die Du wahrscheinlich sowieso dabei haben wirst. So sparst Du dir das zusätzliche Gewicht einer Kamera und profitierst vom Prinzip der Multifunktion.
Für mich persönlich ist das auf längeren Touren jedoch eine Option, da ich mit meiner Systemkamera fotografisch einfach viel mehr Möglichkeiten habe und das Fotografieren eins meiner großen Hobbies ist. Gerade in den Bergen lohnt sich eine gute, kompakte Kamera. Aber das muss jeder selbst entscheiden. Auf kurzen Wochenendtouren kommt dann teilweise aber nur das Smartphone mit.
Eine besonders empfehlenswerte Kamera besitzt das Huawei P20 Pro*. Durch die Verwendung von drei Kamera-Sensoren auf der Rückseite ist sogar optisches Zoomen möglich.
Hast Du ein paar Tipps, wie ein leichter Rucksack NOCH leichter werden kann?
Hi Alex,
merci für diese vielen guten Tipps.
Nutzt Du die Zustiegsschuhe auch in weglosem Gelände, z.B. Blockgelände in den Bergen?
Beste Grüsse, Jana
Hallo Jana,
ja ich habe die Zustiegsschuhe auch schon in weglosem Gelände in den Bergen genutzt.
Zum Beispiel Hier und auch hier.
Das ist am Anfang zwar etwas gewöhnungsbedürftig, hat aber super funktioniert.
LG Alex
Super praktisch und leicht sind die “Seifenblättchen” von Sea to Summit. Gibt es in verschiedenen Varianten, bei der normalen Seifenvariante reicht ein halbes der hauchdünnen Blättchen aus um sich sehr gründlich die Hände zu waschen.
Hi Bettina,
ja diese Blättchen kenn ich auch. Danke dir für die Ergänzung!
Liebe Grüße und einen schönen Feiertag,
Alex
Hi Alex,
tolle Seite; habe sie vorhin entdeckt und querbet schon mehrere Einträge durchgelesen!
Zum Thema leichte Wanderschuhe: Durch mein Studium habe ich an verschiedenen Exkursionen teilgenommen, die auch in Steinbrüche oder unwegsames Gelände führten. Im Gegensatz zu den anderen hatte ich Gelände-Laufschuhe getragen und war mit denen bestens zurechtgekommen. Allerdings in Kombination mit guter Fitness und guter Koordination. Die durch die leichteren Schuhe eingesparte Energie wurde zu einem Teil wohl durch die benötigte erhöhte Konzentration ausgeglichen.
Für Unternehmungen fernab der Zivilisation und in Ländern mit niedrigem medizinischem Standard würde ich stärkere Ermüdung in Kauf nehmen, denn hier kann ein verstauchter oder gar gebrochener Knöchel schnell zu einer ernsten Gefahr werden bzw. üble Folgeschäden bedeuten. Die Wahl der Schuhe ist letztendlich immer auch eine Risikoabwägung.
Weiterhin viel Erfolg bei deinen Touren und mit der Seite!
Jan
Hi Jan,
freut mich zu hören, dass Dir meine Seite gefällt!
Da hast Du Recht, eine gute Fitness und Muskulatur um die Knöchel und in den Beinen gehört schon dazu, wenn man die leichteren Schuhe tragen möchte.
Ich habe aber keinen großen Unterschied in der Konzentration feststellen können, wenn ich jetzt mit den halbhohen Schuhen unterwegs bin. Das ist aber sicherlich von Typ zu Typ verschieden.
Viele Grüße,
Alex
Danke für die Tipps. Zum Rucksackregenschutz: Ich denke auch immer wieder darüber nach, den Rucksackregenschutz durch wasserdichte Packsäcke zu ersetzen, die ich im Innern des Rucksackes habe. Bislang hat mich davon abgehalten, dass der Rucksack Wasser aufsaugt und zu schwer wird/nur schlecht trocknet. (Ja, ich bin beim Rucksack noch nicht bei der ultraleichten Variante angelangt…) Was meinst du dazu?
LG, Katharina
Hi Katharina,
Als ich noch keinen Ultraleichten Rucksack genutzt habe, haben sich bei meinem alten Deuter Pack immer die äußeren Polster als erstes im Regen vollgesogen. Im Inneren hielt es sich mit dem vollsaugen in Grenzen. Und dagegen haben die äußeren Regenhüllen auch nichts ausrichten können. Testweise kannst du ja auch mal beides mit auf Tour nehmen und ausprobieren, was dir besser gefällt.
LG Alex
Tolle Tipps, insbesondre das mit dem regenkilt finde ich einen kreativen Ansatz:
Bei der Verwendung von zustiegsschuhen möchte ich warnen: umkippen kann man auch bei voller konzentration und wenig Ermüdung. Hier spielt geh-Erfahrung im Helände eine wesentliche Rolle. Man sollte dich langsam ran tasten. Grundsätzlich lässt sich damit auch der Mont blanc besteigen, aber bitte langsam Vorarbeiten :-)
Hi Mario,
Danke dir für deine Ergänzung!
LG Alex
Wer kein E-Book-Reader hat oder haben will / kann:
Gelesene Buchseiten nach dem Lesen entfernen und wegschmeißen / verbrennen
Schon irgendwie arrogant solche Informationen “Profi Tipps” zu nennen. Einsteigertipps wäre vernünftiger.
Hallo Hendrik,
für Einsteiger in das Thema des Ultraleicht Trekking sind diese Tipps sicherlich auch hilfreich. Aber andere Maßnahmen helfen am Anfang deutlich mehr.
Hast Du denn noch weitere Tipps?
VG Alex