Wer ohne die richtige Lawinenausrüstung im Back Country unterwegs ist, riskiert nicht nur die eigene sondern, auch die Gesundheit seiner Mitstreiter. Die hier aufgeführten 7 Gegenstände solltest Du daher bei jedem deiner Freeski- und Schneeschuhtouren dabei haben. Ganz unabhängig vom Wetter, den Schneeverhältnissen, dem Lawinenlagebericht und dem eigenen Fahrkönnen.
Denn selbst im flacheren Gelände oder bei niedrigen Gefahrenstufen gilt: Lawinen können niemals zu 100% ausgeschlossen werden. Somit ist es wichtig jederzeit für den Ernstfall vorbereitet zu sein. Genauso wichtig wie die entsprechende Ausrüstung, ist das Wissen und die Erfahrung im Notfall mit den Geräten umgehen zu können. Daher ist es sinnvoll, vor jeder Wintersaison seine Ausrüstung auf ihre Tauglichkeit zu checken. Sind zum Beispiel die Batterien des LVS Gerätes komplett aufgeladen?
Viele Skigebiete bieten auch spezielle Lawinenkurse an. Dort wird der Umgang mit der Lawinenausrüstung geschult und etwas Theoriewissen zu den Gefahren vermittelt. Solche Kurse lohnen sich oft auch für “alte Hasen”. Um das eigene Wissen aufzufrischen oder auf den neusten Stand zu bringen.
Nun aber zu der benötigen Ausrüstung für jede Tour abseits der markierten Pisten:
Notwendige Lawinenausrüstung
Lawinenausrüstung: 1. Lawinenverschüttetensuchgerät
Das Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS)* ist gleichzeitig Sender und Empfänger. Damit finden dich im Notfall deine Kameraden unter der Lawine und du kannst einen verschütteten Kameraden mit dem LVS orten. Wie schon erwähnt, ist es sehr wichtig, dass Du genau weißt, wie du mit deinem LVS umgehst. Neben den professionellen Kursen in den Skigebieten, hilft auch das selbstständige Üben mit dem Gerät.
Ich habe mit dem S1 von Ortovox gute Erfahrungen gemacht. Zum Glück nur in praktischen Übungen. Es ist sehr intuitiv zu bedienen und schnell einsatzbereit. Nicht besonders günstig, aber es hat jederzeit zuverlässig funktioniert. Und darauf kommt es an.
Lawinenausrüstung: 2. Sonde
Hast Du mit dem LVS grob den Ort des Verschütteten bestimmt, erfolgt nun die Punktortung mit der Lawinensonde*. Das LVS kann den Kameraden nicht Zentimeter genau bestimmen und daher ist es vor dem Ausgraben sehr wichtig, dass Du genau weißt wo der Verschüttete liegt. Ansonsten gräbst Du möglicherweise einen halben Meter an ihm vorbei und verlierst wertvolle Zeit.
Ich habe seid der ersten die Stunde die QuickDraw Super Tour 265 von Black Diamond im Einsatz.
Lawinenausrüstung: 3. Schaufel
Ist der Verschütteten mit der Sonde genau geortet worden, muss er aus der Lawine ausgegraben werden. Ist er vollständig verschüttet, ist es quasi unmöglich ihn mit bloßen Händen auszugraben. Durch die Wucht der Schneemassen, wird die Schneedecke so stark komprimiert, dass nur noch eine stabile Schaufel* ein Durchkommen ermöglicht. Am besten Du benutzt eine Schaufel mit einem Aluminiumblatt. Diese sind immer noch leicht, aber dafür stabiler als die Exemplare aus Plastik.
Ich nutze die Black Diamond Deploy 3 mit Aluminiumblatt. Hat bis jetzt ihren Dienst gut getan und lässt sich sehr gut zusammenschieben und im Rucksack verstauen.
Lawinenausrüstung: 4. Helm
Das Tragen eines Skihelms ist nach vielen Nachrichtenberichten über prominente Skiunfälle immer selbstverständlicher geworden. Oft genug habe auch ich selbst schon erlebt, dass mein Helm mir bei dem ein oder anderen Sturz den A***h gerettet hat. Außerdem hält er meiner Meinung nach den Kopf effektiver warm als eine Mütze. Mein Helm ist schon so alt , der wird bestimmt nicht mehr produziert. Dieser hier kommt ihm am nächsten.
Lawinenausrüstung: 5. Erste Hilfe Set
Das Mitführen eines Erste Hilfe Sets ist ziemlich selbsterklärend. Damit könnt ihr im Notfall schnell erste Wunden versorgen, bevor Sanitäter oder Bergrettung eintreffen. Besonders wichtig ist die Rettungsdecke, damit der Verletze nach der Bergung nicht unterkühlt.
Ich habe mir ein günstiges Erste Hilfe Set* bei Amazon besorgt, wo alle notwendigen Utensilien vorhanden sind. Klein, leicht und passt auch gut in den Backpack.
Lawinenausrüstung: 6. Handy
Ist auch ein essentieller Gegenstand der immer mitgeführt werden sollte. Nur so kannst Du schnell genug einen Notruf absetzten. Sei es nun weil Kameraden von einer Lawine verschüttet wurden, eine Person sich bei der Abfahrt verletzt hat oder ähnliches. Falls Dir dein Smartphone zu wertvoll ist, besorgt Dir ein altes Tastenhandy. Das tut seinen Dienst genau so gut.
Lawinenausrüstung: 7. passende Freeride Ski
Klingt natürlich ziemlich banal, das man bei der Fahrt im freien Gelände den passende Freeride Ski dabei haben sollte. Aber trotzdem sieht man genug Leute nach einem fetten Dump mit Pistenski im Back-Country. Abgesehen davon, dass mit Pistenski das schöne Aufgeleiten im Tiefschnee nicht wirklich genossen werden kann, birgen sie auch ein erhöhtes Sturzrisiko. Nur sehr gute Fahrer können im tiefen Schnee die Kontrolle über dünne Carvingski behalten. Stürze stellen neben der körperlichen Gefährdung immer auch eine erhöhte Belastung für die Schneedecke dar. Das kann bei ungünstigen Bedingungen auch zum Auslösen von Lawinen führen. Also, immer den für die Verhältnisse passenden Ski dabei haben.
Bist Du mit Schneeschuhen unterwegs, dann achte darauf die richtige Größe für dein Körpergewicht zu nutzen. Große und schwere Personen benötigen eine größere Auflagefläche bei den Schneeschuhen. Ansonsten sinkt man zu stark im Schnee ein und die Tour wird anstrengender.
Passend für Deine Ausrüstung:
Last but not least: Dein Wissen über Lawinen
Ich habe es in den letzten Jahren häufig beobachtet: Der Besitz und Einsatz von Lawinenrucksäcken scheint die Vernunft einiger Freerider komplett auszuhebeln. Da wird bei Lawinengefahrenstufe 4 (Groß) in den vom Triebschneeüberzogenen und bis zu 40° steilen Hang eingefahren. Angst vor dem Abgang eines Schneebretts? Wissen um die grundsätzlichsten Gefahrenanzeichen der Lawinenkunde? Scheinbar Fehlanzeige!
“Der Rucksack wird es schon richten.”, “Falls etwas passiert, zieh ich einfach den Hebel”. Eine solche Sichtweise kann nicht nur für das eigene Leben stark verkürzend wirken. Unbeteiligte, Bergrettung und andere Mitglieder der eigenen Gruppe können dadurch in große Gefahr gebracht werden. Natürlich provozieren auch Gruppendynamiken und weitere Gründe das Einfahren in ein gefährdeten Hang.
Sich aber allein auf sein Lawinenrucksack bei der Beurteilung der Lawinengefahr zu verlassen kann fatal enden. Wissen ist daher die beste Gegenmaßnahme. Wie oben schon erwähnt sind spezielle Lawinenkurse eine gute Möglichkeit sich für die Thematik zu sensibilisieren. Aber auch in der Literatur gibt es viele lehrreiche Werke zu dem Thema. Um einmal nur zwei zu nennen:
- In Werner Munters 3×3 Lawinen steht nicht mehr die Rettung von Lawinenverschütteten im Zentrum, sondern die Prävention von Lawinen, also die Frage: to go or not to go? – Sehr gute und ausführliche Lektüre vom „Guru“ der Lawinenkunde.
- Der Powder Guide: Lawinen: Risiko-Check für Freerider erstellt auf Basis von Werner Munters 3×3 Filter- und der Reduktionsmethode ein Risikomanagement fürs Tiefschneefahren. – Gute Ergänzung zum Buch von Werner Munter, erklärt die Zusammenhänge im Vergleich etwas einfacher und verständlicher. Für Einsteiger gut geeignet.
Weiterführende Links:
- Tiefschneefahren | 10 überlebenswichtige Regeln beim Freeriden
- FIS Regeln Alpin – So bleibt der Skiurlaub unfallfrei
- Wie sieht der Abgang einer Schneebrett Lawine aus?
- Skistocklänge berechnen: Einfach und schnell
- Salomon Freeski TV Season 8 Episode 5 – The Controller
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Hallo! Danke für diesen interessanten Artikel über Freeski. Ich persönlich benutze head Ski, die sind echt perfekt dafür. Lg
Hallo, sind alle wichtigen Ausrüstungsgegenstände dabei :) Kann ich dir nur zustimmen! Um alles unterzubringen und die Sicherheit noch weiter zu erhöhen, verwende ich seit längerem immer meinen Lawinenrucksack von Orotovox. LG
Hi,
danke Dir für deine Ergänzung!
Lawinenrucksäcke sind sicherlich eine gute Zusatzausrüstung. Aber verlassen sollte man sich meiner Meinung lieber auf sein Wissen um die Schneedecke und die Verhältnisse.
LG Alex
Wunderbar, auf alle Fälle sehr wichtige Dinge, die das Leben retten können! Vielen Dank für diesen Artikel. Viele Grüße! Jörg